18.04.2012
Das Café Botanik ist wieder offen
Kulinarisch und optisch kaum wiedererkennbar
Das neue Café Botanik in der Abenddämmerung. / Foto: Zooey Braun, Stuttgart
Das Stundentenwerk hat das Café Botanik im Neuenheimer Feld gründlich renoviert. Wir haben das neue „Wohnzimmer“ des dortigen Campus einmal gründlich unter die Lupe genommen - und ernteten dabei neidische bis sehnsüchtige Blicke.
Heidelberg, 15 Uhr. Ich stehe vor einem unauffindbar scheinenden Büro im verwinkelten Trakt der Zentralmensa INF 306. Hier treffe ich Achim Track, den obersten Küchenchef des Studentenwerks, anlässlich der Neueröffnung des Café Botanik.
Im Café angekommen stutze ich über die Einrichtung. Mich begrüßen hellgrüne Stühle, dezente schwarze, ovale Tische und legere Sitzbänke. In Lampenhöhe befindet sich eine recht grell leuchtende gelbe Verzierung. Das Ganze erscheint nüchtern, ohne Kuschelfaktor. Man gewöhnt sich aber recht schnell daran und findet es bald auch ganz bequem. Das sterile Neonlicht lässt sich passend zur Helligkeit in den Abendstunden stufenlos dimmen. „Das hat nicht nur atmosphärische, sondern auch ökologische Gründe“, sagt Track.
Eigentlich wolle ich mir einen gediegenen Tisch suchen, dort gemütlich mit Achim Track plauschen und mich unters Studentenvolk mischen. Doch der Plan geht nicht auf. Track führt mich zu einem aufwändig dekorierten Tisch, an dem ein Studi-Kellner wartet, um mich exklusiv zu bedienen. So setzt sich ein korpulenterer Studi in Jogginghose auf seinen reservierten Platz, wo besagter Kellner seine Wünsche erfüllt.
Nachdem ich mich gesetzt und gesammelt habe, komme ich zum eigentlichen Thema: Was gibt's Neues im Café Botanik? „Künftig soll es für die vielen Studierenden im Neuenheimer Feld ein geselliges Wohnzimmer sein“, erklärt Track. Als kulturell-abendliche Aktivitäten sollen Übertragungen von Fußballspielen gezeigt werden – während der Fußball-EM auch sonntags. Nichtsportler sollen sich bei Quiz- und Spieleabenden unterhalten. „Bei der Lieferantenauswahl versuchen wir möglichst auf regionale Erzeuger zu setzen, um möglichst wenig Energie zu verbrauchen“, berichtet Track. „Die Nudeln und der Reis sind zu 100 Prozent aus ökologischem Anbau und tragen das Bio-Siegel.“
Je länger ich hier sitze, umso weniger fühle ich mich wie als Journalist, sondern als beobachtetes Tier im Zoo. Nicht zuletzt, weil ich am Ende eine Vielzahl Gerichte probieren soll, die ich gar nicht essen kann. Ich bremse unseren Gastgeber, um nicht noch mehr neidisch-sehnsüchtige Blicke der anderen Botanikbesucher zu ernten.
Das Essen hingegen lohnt sich. Von großen Salaten, über Nudeln bis Currywurst schmecke – bis auf ein Schnitzel – alles gut bis sehr gut. Ein echter Geheimtipp ist die Pizza, deren lockerer, aber am Rand knuspriger Teig mit sehr saftigem Belag für 3,50 Euro ein Leckerbissen ist. Nur ein Feigentopping irritiert mich. Daher mache ich – wie es sich im Neuenheimer Feld unter Naturwissenschaftlern gehört – am Tag danach eine Gegenprobe unter Ausschluss der Mensaleitungsöffentlichkeit. Ich bestelle erneut eine Pizza, finde zwar kein Topping mehr vor, aber ansonsten ein identisches, ebenso leckeres Produkt wie beim ersten Besuch.
Fazit: Insgesamt ist das Café Botanik, kulinarisch, haptisch und optisch nicht wieder zu erkennen. Es bleibt zu wünschen, dass es dieses Niveau halten kann.
von Ziad-Emanuel Farag