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10.02.2012

Endstation RNV-Bordstein

Über Ausgänge oberhalb und unterhalb des Niveaus

Todesfalle Bordstein? / Foto: vrn

Eine typisch deutsche Erfindung, möchte man meinen. Herbeiführung kollektiven Gedächtnisses durch einen potenziellen Akt des Schmerzes. Schließlich kann man nach dem Stolpern fallen, was je nach Bodenbeschaffenheit eine sehr intensive Erfahrung sein kann. 

Weil offenbar vielen Bürgermeistern und Kommunen nichts Kreativeres einfällt, um dem Grauen der deutschen Geschichte zu gedenken, hauten bereits viele Ein-Euro-Jobber güldene Kuben in den Trottoir, damit selbst der letzte bildungsferne Trottel sein Geschichtswissen auffrischen kann. 

So weit, so gut. Jetzt hat auch der RNV dieses Prinzip für sich entdeckt und ein Pilotprojekt entwickelt, das wahrscheinlich bald bundesweit umgesetzt wird. Dazu wurden Straßenbahnen gekauft, die über Ausgänge entweder oberhalb oder unterhalb des Bordsteinniveaus verfügen. 

Ferner wurden Rückkäufe von eigentlich ausgemusterten, gönnerhaft an lupenreine Demokratien verjubelten Straßenbahnen angestrengt. Diese bieten extra tiefe Stufen und somit beeindruckende Fallhöhen. 

Und während man sonst schon oft über so manchen mit Geschichte aufgeladenen Backstein achtungslos hinweggegangen ist, scheint es hier Wirkung zu zeigen. So manche Stolper- und Sturzfälle konnte ich schon beobachten. 

So kann eine ältere Dame mit Gehstock zum Beispiel beim Straßenbahnsturz an die Kürze des menschlichen Lebens denken. Oder Eltern mit Kinderwagen an den Wegzug aus der Neckarstadt. Und für den Rollstuhlfahrer wird das Beförderungsereignis zur Endstation Bordstein. 

Von wegen "A Streetcar named desire". 

von Emanuel Braun
   

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