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  Feuilleton 27.11.2012  Echtes Gegenwartstheater Samuel Becketts „GlĂĽckliche Tage“ im Zwinger Samuel Beckett ist der wohl aktuellste Dramatiker der Gegenwart. Und das, obwohl der gebĂĽrtige Ire und Wahlfranzose fĂĽr sein Werk schon 1969 den Literaturnobelpreis erhielt. Sein Drama „GlĂĽckliche Tage“, das derzeit im Zwinger-Theater läuft, wurde bereits 1961 uraufgefĂĽhrt. Seine Texte gelten als rätselhaft und schwer zugänglich, seine Themen – die Sinnleere und Aussichtslosigkeit des menschlichen Daseins – versprechen nicht eben gute Laune. Und doch sind es weniger Beklemmung oder Verstörung, sondern Heiterkeit und Einverständnis, die den Besucher der „GlĂĽcklichen Tage“ nach Ende der Vorstellung erfassen. Zu besichtigen ist die Protagonistin Winnie, die in Becketts StĂĽck erst bis zur HĂĽfte, später bis zum Hals in einem HĂĽgel steckt und sich mit den immer gleichen Gewohnheiten und Ritualen ihre „glĂĽcklichen“ Tage vertreibt. Ihr endloses Monologisieren unter gleiĂźender Sonne wird lediglich unterbrochen von kurzen Zwischenrufen ihres Mannes Willie, der, kaum bewegungsfähig, der einzige Bezugspunkt ihres Redeflusses im kargen Nichts ist. Diese tragische Komödie kennt keinen Anfang und kein Ende, keine Veränderung, sie ist ein ewiger Zirkel. Marie Bues’ Regiearbeit lebt von der Nähe zum Text und guten Einfällen – etwa jenem, den Beckettschen HĂĽgel, in dem Winnie steckt, einfach wegzulassen. Sie hat Recht: Den braucht es nicht. Jeder weiĂź, wovon die Rede ist. Die Idee gelingt, weil die Darsteller ĂĽberzeugen. Christina Rubruck gibt eine glänzende Winnie an der Seite Stefan Recks; sie schafft es, die atmosphärische Dichte des StĂĽcks in den Raum zu ĂĽbertragen und die Leere restlos auszufĂĽllen. Umso ärgerlicher, dass die Regisseurin glaubt, sie mĂĽsse das StĂĽck durch Einspielungen aus dem Off und musikalische Untermalungen modernisieren. Dass es dessen nicht bedarf, ist am Ende so klar wie die Tatsache, dass Winnie ihren HĂĽgel nicht verlassen und sich im Kreislauf des Immergleichen nichts verändern wird. Beckett lässt keinen Zweifel, dass Winnie ihr Elend selbst verantwortet. Sie siecht dahin, gefangen in sentimentalen Erinnerungen und zwanghaft wiederholten Ritualen und nennt es GlĂĽck. Mehr Gegenwartstheater geht nicht. |