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14.04.2013

"22 Tipps gegen Aufschieberitis"

Ein Selbsthilfe-Buch ohne neue Erkenntnisse

Mit seinen 22 Tipps will Lachmann helfen, Aufschieberitis zu überwinden. / Cover: Gmeiner-Verlag

Aufschieberitis – oder Prokrastination, wie der Student von Welt sich heute ausdrückt – ist eine Modekrankheit unserer Generation, die an Beliebtheit wohl nur von der Laktoseintoleranz übertroffen wird. Mit seinem jüngst erschienenen Selbsthilfe-Ratgeber möchte Siegfried Lachmann uns von der Diagnose bis zur Genesung begleiten.

Das neue Semester steht in den Startlöchern, die Sonne scheint und die Motivation ist auf dem Höchststand. Gestern war man emotional noch in den Ferien, heute trägt man sich schon für diverse Referate und Ehrenämter ein – und ehe man sich versieht, steht die erste Deadline vor der Tür. Wer das Semester nicht mit einer verpatzten Präsentation einläuten will, der sollte sich jetzt schnell in den Bibliotheks-Alltag einfinden. Da kommen sie gerade recht, die „22 Tipps gegen Aufschieberitis“, die uns in die Redaktion geflattert sind.

Da Einsicht bekanntlich der erste Schritt zur Besserung ist, dienen die ersten drei Kapitel des Buches dazu, den Weg zur Selbsterkenntnis zu finden: Ja, ich bin Aufschieber. Wer es so weit gebracht hat, für den dürften die Ergebnisse der Kapitel vier und fünf nichts neues sein: Aufschieben hat seinen Preis und wenn man es zu oft tut, wird es chronisch.

Was folgt, ist eine oberflächliche Analyse der psychologischen Hintergründe. Warum schiebe ich auf, was mache ich anstelle der zu erledigenden Aufgaben? Direkt gefolgt von den üblichen Tipps, die der durchschnittliche studentische Aufschieber bereits aus zahlreichen Ersti-Tutorien und Studienratgebern kennt: Kleine Etappenziele setzen, ein gutes Arbeitsumfeld schaffen, unterscheiden zwischen dringenden und wichtigen Aufgaben, einen detaillierten Zeitplan erstellen und sich daran halten. Doch genau das ist es ja, wobei einem niemand helfen kann: Das Sich-daran-halten, durch das jeder alleine durch muss.

Zumindest jeder, der sich keinen privaten Coach leisten kann, wie Lachmann in Kapitel 10 vorschlägt. Auch mit einigen seiner folgenden Tipps wendet er sich in erster Linie an Manager und selbstständige Unternehmer. Dass, so der Klappentext, der Autor selbst „Experte für Kommunikation, Veränderung und Lebensmanagement“ und in dieser Funktion bereits seit 30 Jahren als Seminarleiter tätig ist, trifft sich da ja ganz gut.

Der einzige auch für Studenten umsetzbare Rat bleibt letztendlich, sich Gleichgesinnte zu suchen. Erfahrungsaustausch und gegenseitige Kontrolle erleichtern den Umgang mit der chronischen Aufschieberitis. Doch auch das ist nicht so neu, dass man deshalb den zigsten Ratgeber schreiben muss.

Insgesamt lesen sich Lachmanns „22 Tipps gegen Aufschieberitis“ wie eine angestaubte Power-Point-Präsentation längst bekannter Hinweise. Keines der 22 Kapitel umfasst mehr als fünf Seiten, die noch dazu von (größtenteils hinfälligen) Fragebögen und bunten Illustrationen aufgelockert werden. Vielleicht soll das Büchlein gerade damit die richtigen Leser locken, denn zum Aufschieben eignet es sich einwandfrei. Wer sein Problem allerdings erfolgreich angehen möchte, der sollte besser zu ernsthafter Literatur greifen.


Autor: Siegfried Lachmann
Titel: 22 Tipps gegen Aufschieberitis
Verlag: Gmeiner
Seitenzahl: 96
Preis: 9,99 Euro

von Marlene Kleiner
   

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