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Hochschule
27.01.2013
Druck gegen Rechts Burschenschaften im Rampenlicht Am letzten Samstag versammelten sich etwa 100 Demonstranten zu einer Kundgebung vor dem Verbindungshaus der Burschenschaft Normannia. Anlass war ein Schulungstreffen der Deutschen Burschenschaft (DB), die in letzter Zeit mit Rassismusvorwürfen auf sich aufmerksam machte. Sexismus, Autoritätshörigkeit und Rechtsextremismus werfen linke Gruppierungen wie die Antifa den Studentenverbindungen schon seit Jahren vor. Seit 2011 sind besonders die Burschenschaften in den Fokus der Medien gerückt, nicht zuletzt wegen der Spaltung ihres Dachverbandes DB. Der Auslöser war eine verbandsinterne Debatte um den Abstammungsnachweis des chinesischstämmigen Verbindungsstudenten Kai Ming Au. Seit diesem Mediendebakel sieht die Bilanz für die DB nicht gerade rosig aus: 14 Verbindungen sind nach aktuellem Stand bereits ausgetreten. Die Darmstädter Burschenschaft Germania, bei der das Schulungstreffen ursprünglich hätte stattfinden sollen, spielt ebenfalls mit dem Gedanken und auch andere Verbindungen diskutieren darüber. Die Burschenschaft Normannia muss ebenfalls mit dem Öffentlichkeitsdruck umgehen. Der Schriftführer des Hauses berichtet von „zahlreichen Presseanfragen“, die er in den letzten Tagen beantworten musste. Um die Antifa sammelte sich ein breites politisches Bündnis, das es sich auf die Fahnen schrieb, ähnlich wie beim NPD-Aufmarsch im letzten Jahr, den Mitgliedern der DB den Geschmack auf Heidelberg so richtig zu verderben. Neben zwei Kundgebungen am Samstag riefen Antifa und Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB) dazu auf, dass „Gewerbetreibende und Gastwirte in Heidelberg Burschenschaftler in Coleur nicht bedienen“. „Verbindungen stellen sich nie der Presse“, heißt es im Flugblatt der Antifa Heidelberg, doch tatsächlich öffnete die Normannia die Tore ihres Verbindungshauses für Redakteure der RNZ, des SWRFernsehens und des ruprecht. „Wir haben nicht so wirklich Erfahrung mit der Presse“, erklärt der Schriftführer der Normannia kurz nach unserer Ankunft.
Jede Seite macht sich ihr Feindbild Was nach einem Präzendenzfall klingt, könnte in der Zukunft zur Regel werden. Passend zum Presseempfang stand beim Schulungstreffen auch das Seminar „Umgang mit der Presse“ auf dem Programm. Michael Paulwitz, Chefredakteur der Burschenschaftlichen Blätter, leitete das Seminar und ging am selben Tag mit gutem Beispiel voran. Seine Person ist umstritten. Paulwitz ist Parteimitglied der rechtskonservativen Republikaner und verfasst regelmäßig Artikel beim ebenfalls rechtskonservativen Blatt Junge Freiheit. Der vorherige Chefredakteur der Burschenschaftlichen Blätter Norbert Weidner verlor sein Amt, weil er den NS-Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer als „Landesverräter“ bezeichnete. „Das waren Vorwürfe, die man so nicht stehen lassen konnte und er hat auch entsprechend die Konsequenzen getragen“, sagt Paulwitz über seinen Vorgänger. Den Vorwurf des Rechtsextremismus weist er aber klar von sich: „Die Burschenschaften haben sich immer vom Nationalsozialismus distanziert und waren damals auch in der Opposition.“ Für Paulwitz sind „die Rassismusvorwürfe inakzeptabel.“ Beim „abstammungsbezogenen Nationalitätsbegriff“, besser bekannt als Ariernachweis, gibt sich Paulwitz schwammig. „Wir sind in einer dynamischen Phase und führen Gespräche.“ Für die etwa 100 Demonstranten, die sich am Marktplatz sammelten, war der Rassismusvorwurf vollkommen begründet. Antifa, SPD, Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB), IG Metall, die Grünen, die Piraten, die bunte Linke fanden sich zusammen und hörten sich an, wie Michael Csaszkóczy von der Antifaschistischen Initiative Heidelberg (AIHD) über die „braune Soße“ redete. Nach dessen Aussage begrüßen sich Burschenschaften wie die Normannia intern mit „Heil“ und diskutieren über „nichtdeutsche Gesichtsmorphologie“. Trotz der nichtdeutschen Gesichtsmorphologie von Kai Ming Au behauptet Paulwitz, dass er „ihn als Verbandsbruder akzeptiert und geschätzt hat. Er war als Deutscher vollständig integriert und assimiliert“, fügt er hinzu. „Die Diskussion um die Abstammungsfrage musste geführt werden, aber es wurde an der falschen Person getan“, räumt er ein. „Ich kann mir vorstellen, dass ihn das gekränkt hat.“ Csaszkóczy empfindet diese Aussage als ziemlich „ekelhaft“. Er weist darauf hin, dass rechte Burschenschaften zwar ab und zu Personen mit deutlich anderen ethnischen Hintergründen akzeptieren, aber „dabei handelt es sich oft um Adoptivkinder von Alten Herren. Die nicht in den Bund aufzunehmen, würde wiederum den Alten Herren kränken.“
„Auch denen, die ausgetreten sind, würde ich keinen Persilschein ausstellen wollen.“ Über das politische Bündnis zeigt sich Paulwitz entrüstet. „Ich mache mir Sorgen um den Linksruck von SPD und Grünen, die mit ausgewiesenen Linksextremisten versuchen, Andersdenkende aus der Stadt zu vertreiben.“ Auch andere Alte Herren im Normannenhaus reden von Diffamierungen und beklagen sich darüber, dass sie mit „dem Vorwurf des Rassismus in eine Position gedrängt werden, die sie gar nicht vertreten.“ Nach Aussage von Paulwitz prüften die Burschenschaften nicht nach, welche politische Gesinnung ihre Mitglieder haben. „Wenn wir darauf aufmerksam werden, dass ein Verbandsbruder an offensichtlich rechtsextremen Aktionen beteiligt ist, führt das natürlich zu Konsequenzen.“ Falls das stimmt, sollten die Burschenschaften vielleicht über mehr Kontrolle nachdenken. Die Danubia München, die ebenfalls in der DB ist, wird vom Verfassungsschutz in Bayern beobachtet. Die Alte Breslauer Burschenschaft der Raczeks hat jemanden wie Norbert Weidner hervorgebracht und dann ist da die Dresdensia-Rugia aus Gießen, die NPD-Abgeordnete als Alte Herren haben. Für Csaszkóczy liegt das Problem aber nicht nur bei den Burschenschaften, die im DB-Verband verblieben sind. „Auch denen, die ausgetreten sind, würde ich keinen Persilschein ausstellen wollen.“ Der Schaden an ihrem Image habe bei ihrem Austritt ebenfalls eine Rolle gespielt. Auf die DB kommen schwere Zeiten zu, denn jeder Austritt einer Verbindung schmerzt nicht nur ihrer Ideologie, sondern auch ihren Finanzen. Außerdem leiden die Burschenschaften schon seit Jahren an Nachwuchsmangel. Für die Demonstranten in Heidelberg ist jedoch klar, wohin das Ganze führen sollte: Ein Auflösen der Verbindungen. |