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 Hochschule
12.05.2013

Effiziente Entscheidungsfindung

Eine fiktive StuPa-Sitzung

Grafik: StuPa-Initiative.

Das frisch gewĂ€hlte Studierendenparlament ist bereit fĂŒr sein Amtsjahr. Es ist wie fast immer die Mehrheit der 31 Mitglieder anwesend. Der Vorstand hat die Lage meistens im Griff.

Immer wieder gehen Jana diese Fragen durch den Kopf: Was bringt mir das, was ich an der Uni lerne spÀter im Job? Sollte ich dort, wo ich spÀter hin will, schon jetzt berufliche Erfahrung sammeln? Wie klappt das mit meinem Stundenplan? Muss es wirklich ein Praktikum sein? Gibt es andere Möglichkeiten?

Um dieses Problem jenseits verheißungsvoller HochglanzbroschĂŒren anzugehen, besucht die 22-jĂ€hrige Studentin heute die Sitzung des Studierendenparlaments (StuPa) der UniversitĂ€t Heidelberg. Vor einem Monat gaben die neu angetretenen Abgeordneten bekannt, welche Referate sie fĂŒr dieses Studienjahr einsetzen werden. Ein Referat fĂŒr „Studium und Beruf“ sahen sie nicht vor. VerblĂŒfft darĂŒber, beschloss Jana, die GrĂŒndung des Referats zu beantragen – kein leichtes Unterfangen. Denn dafĂŒr brauchte sie insgesamt 25 Mitglieder der Studierendenschaft. Die letzten Wochen strengte sie sich also an, das Thema in ihrem Freundeskreis, ihrer WG, in den Seminaren publik zu machen, um bis zur heutigen StuPa-Sitzung genug Studenten fĂŒr den Antrag zu gewinnen.

Jana blickt mĂŒde in die Runde. Die Abgeordneten kommen zu gut zwei Dritteln von parteinahen Hochschulgruppen wie den Jusos, der GrĂŒnen Hochschulgruppe (GHG), dem Sozialistisch-Demokratischen Studierendenverband (SDS) oder dem Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS). Ein Drittel gehört Fachschaftslisten oder Gruppen wie den ‚Urbanen WĂŒhlmĂ€usen‘ und ‚FreiraumPlus‘ an.

Zu Beginn der Sitzung verteilt die StuPa-PrĂ€sidentin Moderation, Protokoll und Redeliste. Sie stellt die BeschlussfĂ€higkeit fest: „22 Parlamentarien anwesend, 9 fehlen entschuldigt, 6 Vertreter der FSK, 14 GĂ€ste“, gibt sie zu Protokoll. Anschließend verliest sie die Tagesordnungspunkte: „TOP 1: Vorstand lehnt Medizin-NC ab, TOP 2: Veto der FSK, TOP 3: AntrĂ€ge.“

TOP 1 – Das Gesundheitsministerium ĂŒberlegt, den Numerus Clausus fĂŒr Medizin zu lockern. Auch der Vorstand als „klare Vertretung“ der Studierendenschaft der UniversitĂ€t Heidelberg hat dazu eine Pressemitteilung veröffentlicht und lehnt den NC ab. Die Abgeordneten der Liste HeidiMed aus der Fachschaft Medizin, sind empört: „Wie kann sich der Vorstand dazu öffentlich Ă€ußern, wenn das im StuPa noch gar nicht Thema war?“ Der Vorstandsvorsitzende rechtfertigt sich: „Wir wollten uns zeitnah zu der Debatte Ă€ußern und sehen hierbei kein Problem. Laut Satzung fĂŒhren wir die GeschĂ€fte nach pflichtgemĂ€ĂŸem Ermessen im Rahmen der StuPa-BeschlĂŒsse und zwei BeschlĂŒsse legen diese Position nahe.“ „Die sind doch vom letzten Jahr!“, rufen die ebenfalls aufgebrachten WĂŒhlmĂ€use dazwischen. Eine Abgeordnete greift schlichtend ein und fordert die Liste HeidiMed auf, in der nĂ€chsten Sitzung die Pros und Contras zur NC-Frage darzustellen. „So können wir uns eine Meinung bilden und darĂŒber abstimmen. Inzwischen soll der Vorstand die Pressemitteilung zurĂŒckziehen“, schlĂ€gt sie vor. Die Mehrheit im StuPa stimmt zu.

TOP 2 – Die UniversitĂ€t Heidelberg plant Ökostrom einzufĂŒhren. Um zusĂ€tzliche Kosten zu vermeiden, muss sie dafĂŒr eine Jura-Professur streichen. Dazu möchte sie die Meinung der Studierendenschaft einholen. „In der letzten Sitzung haben wir uns fĂŒr das Angebot ausgesprochen“, berichtet die StuPa-PrĂ€sidentin. Da die Fachschaftskonferenz (FSK) ein Veto gegen diesen Beschluss eingelegt hat, muss das StuPa erneut darĂŒber abstimmen. Davor muss es die FSK anhören. Ein FSK-Vertreter nennt den Grund fĂŒr das Veto: „Fortschrittliche Energiepolitik darf nicht auf Kosten der Lehre gehen. Die Professur muss auch mit Ökostrom erhalten bleiben.“ Die Abgeordneten sind sich uneinig und vertagen den Punkt.

TOP 3 – Nun ist Jana dran. Ihren Antrag hat sie vorher schriftlich eingereicht. Die Abgeordneten warten auf ihre BegrĂŒndung. Sie richtet sich auf und greift zu ihren Notizen: „Viele Studenten orientieren sich bereits wĂ€hrend des Studiums beruflich. Ein Referat fĂŒr Studium und Beruf kann sie dabei unterstĂŒtzen, sich ĂŒber Tipps und Tricks bezĂŒglich Job und Studium auszutauschen. Dieses kann BroschĂŒren zum Thema erstellen und Infoveranstaltungen organisieren. Wir, 25 Mitglieder der Studierendenschaft der UniversitĂ€t Heidelberg, beantragen daher die GrĂŒndung dieses Referats.“ Ein Abgeordneter setzt zur Gegenrede an: „Das ĂŒbernimmt doch der Career-Service.“ Jana kontert: „Wir sind ĂŒberzeugt, dass ein selbstorganisiertes unabhĂ€ngiges Beratungsangebot seitens der Studierendenschaft eine notwendige ErgĂ€nzung ist.“ Das StuPa stimmt ab: 18 Ja-Stimmen, 4 Enthaltungen. Der Antrag ist angenommen. Das PrĂ€sidium schließt die Sitzung.

von Anne Glaser
   

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