Dies ist ein Archiv der ruprecht-Webseiten, wie sie bis zum 12.10.2013 bestanden. Die aktuelle Seite findet sich auf https://www.ruprecht.de

ruprecht-Logo Banner
ruprecht/Schlagloch-doppelkeks-Jubiläum
Am 13.10. feiern wir 25 Jahre ruprecht/Schlagloch und 10 Jahre doppelkeks [...mehr]
ruprecht auf Facebook
Der aktuelle ruprecht
ruprecht vor 10 Jahren
Andere Studizeitungen
ruprechts Liste von Studierendenzeitungen im deutschsprachigen Raum
ruprecht-RSS
ruprecht-Nachrichten per RSS-Feed
 Interview
19.04.2006

"Vadder Hopp" aus Walldorf

Dietmar Hopp im Gespräch über über Studium, Sport und Lebensziele

Der Mitgründer der SAP ist großzügiger Mäzen, leidenschaftlicher Golf-Spieler. Nachdem er in Mannheim die SAP Arena baute, soll jetzt ein Fußballstadion folgen. Der ruprecht traf Hopp im Golf Club St. Leon-Rot.

Dietmar Hopp ist Mitgründer der SAP und unter anderem wegen seiner großzügigen Spenden als "Vadder Hopp" bekannt. Außerdem spielt er Golf und hat vor, nach der SAP Arena auch ein Fußballstadion zu bauen. Was ihm damals, während der Studentenzeit, wichtig war, was er den Studenten von heute sagen möchte und was er für die Zukunft plant, hat er dem ruprecht bei einem Treffen im Golf Club St. Leon-Rot erzählt.


Haben Sie heute einen guten Tag beim Golfen gehabt?
Ich habe heute nicht gegolft. Ich war im Golfclub, aber ich hatte leider keine Zeit zum Golfen. Golf und Fußball gehören zu meinen Leidenschaften.

Was ist ihr Handicap?
Seit gestern 9,3. Ich habe gestern beim Men's Day mal wieder schlechter als Handicap gespielt.

Gegen welchen Golfspieler würden Sie gern antreten?

Am liebsten gegen meine Freunde. Aber zuweilen ist es natürlich ein Genuss mit Ernie Els zu spielen. Er hat meiner Ansicht nach den schönsten Schwung der Welt. Mit ihm zu spielen hat mir immer einen Riesenspaß gemacht.

Sie haben Nachrichtentechnik in Karlsruhe studiert. Haben Sie eine Lieblingserinnerung vom Studium?
Ich habe im Studentenheim gewohnt und wir haben regelmäßig Fußball gespielt. Ich habe gegen Ende meines Studiums sogar in der Universitätsauswahl gespielt. Das Schönste war in der Tat die Freundschaft und der Sport.

Wie wichtig ist heute das Studium für eine spätere Karriere? Ist es überhaupt wichtig zu studieren?
Ich halte es für außerordentlich wichtig. Ich habe mit Freude und Genugtuung beobachtet, dass die Praxis immer mehr Einzug in die einzelnen Studienrichtungen hält. Sicherlich nicht in alle, aber insbesondere in die technisch orientierten Studiengänge. Die Berührung mit der Praxis ist gut für die jungen Menschen, wenn sie später in den Beruf kommen. Sie finden sich schneller zurecht.

Sind Noten wichtig, oder worauf kommt es an?
Bewertung ist, denke ich, schon wichtig. Wenn es sie nicht gäbe, dann würde wahrscheinlich viel Antrieb fehlen, um wirklich zu lernen. Letztlich lernt man natürlich für das spätere Leben, aber für den Moment ist das möglicherweise nicht ausreichend viel Druck. Insofern halte ich es schon für wichtig, dass es Prüfungen, Klausuren und letztlich auch Benotungen gibt.

Wie darf man sich ihr Studentenleben vorstellen? Sie haben über Sport gesprochen…haben Sie auch gefeiert?
Ja gut, wir haben auch gefeiert, aber zu meiner Zeit gab es noch nicht das Bafög. Ich komme aus einem nicht wohlhabenden Elternhaus. Ich habe meinen Lebensunterhalt selbst verdient. Ich habe in den Ferien als Kraftfahrer gearbeitet. Dafür hatte ich den Führerschein Klasse II gemacht. Ich habe während der Studentenzeit des Öfteren auch in der Nacht bei einer Karlsruher Zeitung und bei Hilfix, einem studentischen Hilfsdienst, gearbeitet. So habe ich das Geld verdient, das ich gebraucht habe, um ein vernünftiges Studium zu absolvieren. Ich habe es dennoch in der Regelstudienzeit zu Ende gebracht, trotz Sport, trotz Arbeit…aber ich war auch durchaus ein zielstrebiger Mensch, der das, was zu lernen war, auch gelernt hat.

Sie sind für viele Studenten heutzutage einen Vorbild. Hatten Sie damals, als Student, auch ein Vorbild?
Das freut mich, wenn ich ein Vorbild bin. Jetzt bin ich schon 66 Jahre. Vorbilder hat man natürlich immer im Leben. Als ich Student war, gab es in der Fachrichtung Nachrichtentechnik sicherlich ein paar Leute, die von sich reden gemacht haben, zum Beispiel Professor Steinbuch. Er kam aus der Praxis und er hat es verstanden, uns für die Materie zu begeistern.

Und darüber hinaus?
Vorbilder? Als kleiner Junge war natürlich Fritz Walter mein Vorbild. Das hat sich später geändert, aber zu der Zeit, als ich Student war, fand ich John F. Kennedy ganz toll. Dessen Tod, der Mord an ihm, hat mich sehr getroffen.

Sie sind als Mäzen sehr bekannt. Jetzt werden demnächst Studiengebühren eingeführt. Es wird wahrscheinlich viele Studenten geben, die sich nicht, oder nicht mehr leisten können, zu studieren. Haben Sie in diese Richtung etwas geplant?
Ich habe in die Richtung nichts geplant, aber ich kann mir nicht vorstellen, und ich will mir auch nicht vorstellen, dass tatsächlich begabte junge Menschen wegen der Studiengebühren nicht studieren können. Wenn das tatsächlich eintritt, dann müsste gehandelt werden. Pläne dafür gibt es bei mir im Moment nicht. Ich würde das alles unterstützen, um denjenigen, die die Begabung haben, das Studium zu ermöglichen. Heute ist es auch nicht so einfach wie bei uns, die Studiengebühren in den Semesterferien zu verdienen. Arbeitsplätze sind heute Mangelware. Das war zu unserer Zeit noch ganz anders. Insofern wäre das traurig und da muss man gegensteuern.

Was haben Sie demnächst als Projekte, Spenden, Investitionen und Bauvorhaben geplant?
Es gibt im Rahmen meiner Stiftung sehr viele Projekte. Es geht um Medizin, Ausbildung, soziale Einrichtungen, Kultur und Jugendsport. Es gibt eine ganze Menge von Vorhaben. Ich habe in den zehn Jahren des Bestehens meiner Stiftung doch schon 100 Millionen Euro diesem Zweck zugeführt. Es befriedigt mich wirklich sehr, dass es hier Menschen und Institutionen gibt - und gerade die Uni Klinik Heidelberg ist eine der führenden - ,die mit solchen Spenden wirklich sorgsam umgehen und enorm viel bewirken. Gerade Prof. Hoffmann hat schon vor drei Jahren ein so genanntes Babyscreening mit Spenden meiner Stiftung auf dem Weg gebracht. Dabei können bei Neugeborenen mit einem Tropfen Blut bis zu 30 Erbkrankheiten, die nicht unmittelbar auftreten, festgestellt werden. Oft treten diese Krankheiten erst nach vielen Monaten oder vielen Jahren auf, und führen dann dazu, dass das Kind behindert wird oder gar stirbt. Wobei eine Behinderung eigentlich noch das schlimmere Schicksal ist. Das ist eine schöne Geschichte, und gerade die fünf Millionen, die jetzt wieder dorthin gegangen sind, gehen mit in diese Richtung. … Projekte gibt es sicherlich eine ganze Vielzahl. Wenn Sie Bauten ansprechen, ist natürlich mein Fußballstadion das Thema, das nun ganz viel Öffentlichkeit gefunden hat. Das ist allerdings keine Sache der Stiftung. Das ist eine private Initiative von mir, wobei die Komponente Jugendsport und –förderung natürlich auch in der Stiftung zu finden ist.

Sie haben so viele Projekte erfolgreich ins Leben gerufen und durchgeführt. Gibt es vielleicht ein „Lieblingskind“?
Bei den Projekten ist vielleicht mein „Lieblingskind“ der Golfclub, weil mir Golf spielen viel Spaß macht. Der Golfclub St. Leon Rot ist auch mit Jugendlichen, die hier das Golfen gelernt haben, sportlich sehr erfolgreich. Gerade in jüngster Zeit haben sie sogar die deutschen Meisterschaften errungen. Das ist mein Lieblingsprojekt.

Die WM kommt demnächst. Wo finden wir Sie zu dieser Zeit? Fiebern Sie im Stadion mit?
Ich werde vermutlich nicht ins Stadion gehen. Vielleicht beim Endspiel, aber ich schaue mir das lieber mit Freunden an, wo auch immer. Am liebsten auf einer Großleinwand im Freien, wenn das Wetter schön ist. Es wird hier im Golfclub bei verschiedenen Anlässen Großleinwände geben, auf denen WM Spiele übertragen werden. Ich freue mich sehr darauf!

Sie wissen, dass die Nationalmannschaft von Costa Rica in Walldorf…
Jawohl. Die Delegation trifft sich jetzt hier im Golfclub St. Leon Rot zum Mittagessen. Ich finde es schön, dass eine Nationalmannschaft zu Gast in Walldorf ist. Und sie werden verwöhnt werden.

Würden Sie näher darauf eingehen, was demnächst mit dem Fußballverein passieren wird: Pläne, Stadionbau…
Es ist schwierig. Wir waren eigentlich auf einem guten Weg und alle Zeitpläne waren wunderbar. Und dann ist durch den Anspruch der Firma Wild, die in Eppelheim auf diesem Gelände angesiedelt ist, plötzlich eine neue Situation entstanden. Die müssen wir jetzt erst einmal verarbeiten und ich hoffe immer noch, dass das Stadion nach Heidelberg kommt. Aber wir werden dadurch mit Sicherheit in Zeitverzug kommen. Es ist schade, aber ich werfe die Flinte nicht ins Korn.

Warum unbedingt hier in der Gegend? Sie könnten genauso gut Real Madrid aufkaufen…
Das würde mir keinen Spaß machen. Ich bin mit der Gegend sehr verbunden. Ich bin auch ein leidenschaftlicher Förderer der Jugend im Sport. Ich stelle mir vor, dass mit einem solchen Projekt hier in der Region gerade bei der Jugend der Fußballsport neuen Schub bekommt. Das würde mich freuen und dabei möchte ich mitwirken und mithelfen, denn die Jugend ist die Zukunft.

Wo sehen Sie sich in 10 Jahren?
Das ist eine Frage an einen 66 jährigen…also, wenn ich nicht auf dem Friedhof bin, dann hoffe ich, noch bei guter Gesundheit meinen Hobbies frönen zu können und durchaus noch Golf zu spielen. Ich kenne 80 jährige, die noch mit Freude diesem Sport nachgehen. Ich sehe mich dann auch im Fußballstadion wie ich mich über Erfolge meines Heidelberger Clubs freue.

Gibt es etwas, das Sie den Studenten gerne weitergeben würden?
Den Studenten würde ich sagen: genießt die Zeit des Studiums, bleibt aber zielstrebig. Setzt euch Ziele, prüft euch ständig, ob ihr diese Ziele auch erreicht. Keine Traumwelten aufbauen, sondern schauen, dass man eben doch in vernünftiger Zeit durchs Studium kommt, ohne dabei zu vergessen, dass man lebt. Es ist auch für das spätere Leben sehr wichtig, zusammen mit Freunden in der Gemeinschaft zu leben. Auch im Beruf ist es wichtig, dass man in der Jugend ein vernünftiges soziales Verhalten gelernt hat.

Vielen Dank für das Gespräch!

von Petruta Tatulescu
   

Archiv Interview 2024 | 2023 | 2022 | 2021 | 2020 | 2019 | 2018 | 2017 | 2016 | 2015 | 2014 | 2013 | 2012 | 2011 | 2010 | 2009 | 2008 | 2007 | 2006 | 2005 | 2004