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Heidelberg
11.12.2006
Kette, Kette, Kette, Kette ... Auf der HauptstraĂe weichen die TraditionsgeschĂ€fte den RamschlĂ€den Die ĂŒblichen VerdĂ€chtigen haben sich auch die Heidelberger HauptstraĂe zu eigen gemacht. Erst kamen Ein-Euro-Jobs und RamschlĂ€den, mittlerweile sind es vor allem Handyketten. Nur: Wo bleiben die Traditionsunternehmen? ReiĂerische Sonderangebote, Ein-Euro-LĂ€den, Klamotten-Discounter und ĂŒber ein dutzend Handy-GeschĂ€fte belagern die Heidelberger HauptstraĂe. Die lĂ€ngste ununterbrochene FuĂgĂ€ngerzone Europas erlebte in den letzten Jahren eine Invasion der Ketten. Mittlerweile ist das Erscheinungsbild gegenĂŒber anderen StĂ€dten austauschbar geworden. In einer 1978 vom Amt fĂŒr Ăffentlichkeitsarbeit herausgegebenen BroschĂŒre heiĂt es: âDas Herz sagt Ja! Der Verstand stimmt zu: Heidelbergs HauptstraĂe hat sich zum Vorteil der gesamten Altstadt entwickelt.â Eine Aussage, die nach fast dreiĂig Jahren nur noch KopfschĂŒtteln bei den meisten BĂŒrgern auslöst. In den SeitenstraĂen finden sich hier und da noch die FachgeschĂ€fte, die sich viele Kunden ertrĂ€umen. Allerdings befindet sich der Einzelhandel in einer Krise. âDas Wasser steht vielen EinzelhĂ€ndlern bis zum Halsâ, erklĂ€rt Andreas SchĂ€pe, geschĂ€ftsfĂŒhrender Inhaber des 1897 gegrĂŒndeten Herrenausstatters Meiners in der Karl-Ludwig-StraĂe. Vor allem die Stammkunden halten die kleinen Traditionsunternehmen am Leben. Die EinzelhĂ€ndler profitieren ausschlieĂlich davon, dass sie sich mit ihren besonderen Produkten vom Markt absetzen. Hanne Grimm, die zusammen mit ihrem Bruder die seit 1952 bestehende BĂ€ckerei in der MĂ€rzgasse betreibt, bestĂ€tigt dies: âFrĂŒher war es ganz normal, dass eine BĂ€ckerei Produkte aus eigener Herstellung verkauft. Heute ist das unser Vorteil. Die Kunden, die QualitĂ€t möchten, kommen weiterhin zu unsâ, meint Grimm im Bezug auf die zunehmende Anzahl von Backwaren-Discountern. âBei uns ist jeder Kunde gleich wichtigâ, ergĂ€nzt Hanne Grimm. Ein Grund des rasanten GeschĂ€ftssterbens in der FuĂgĂ€ngerzone sind die hohen Mieten. FĂŒr Filialen groĂer Ketten sind diese kein Problem, sie verdrĂ€ngen jedoch die FachgeschĂ€fte der Heidelberger GeschĂ€ftsleute. Der Verein âPRO Heidelberg- Stadtmarketing e.V.â hat sich das Ziel gesetzt, die Lage der GeschĂ€ftsleute mit verschiedenen Aktionen zu verbessern. Unter dem Motto âFlanieren in den SeitenGassenâ soll beispielsweise der mittelstĂ€ndische Einzelhandel, in Konkurrenz zu den Filialbetrieben, unterstĂŒtzt werden. Das unverwechselbare Erscheinungsbild der Seitengassen soll erhalten und gegebenenfalls verbessert werden. Als erster Schritt ist eine Intensivierung der Werbung in der Vorweihnachtszeit vorgesehen. Mehr UnterstĂŒtzung durch die Stadt Heidelberg wĂŒrden die EinzelhĂ€ndler sich dennoch wĂŒnschen. So sind sie auf Eigeninitiative angewiesen. âWir jammern nicht und haben den Blick nach vorneâ, sagt Andreas SchĂ€pe, der vor seinem Laden BlumenkĂŒbel aufgestellt hat. Auch Hanne Grimm ist nicht unzufrieden und betont âdas gute Arbeitsklimaâ in ihrem Traditionsladen. Ob sich die Situation in Heidelbergs Altstadt verbessert, wird von mehreren Faktoren abhĂ€ngen. Der erst kĂŒrzlich gewĂ€hlte OberbĂŒrgermeister Dr. Eckhart WĂŒrzner versprach in seinem Wahlkampf den Einzelhandel zu unterstĂŒtzen: âWichtig ist, dass sich jetzt etwas tut.â Er möchte mit dem Konzept âStadt am Flussâ den Einzelhandel wieder beleben. Aber auch jeder einzelne BĂŒrger kann durch sein Kaufverhalten aktiv mitwirken den Einzelhandel zu unterstĂŒtzen. Damit es wieder, wie bereits in der BroschĂŒre von 1978, heiĂen kann: âIch gehe, erlebe und fĂŒhle mich wohl!â |