Dies ist ein Archiv der ruprecht-Webseiten, wie sie bis zum 12.10.2013 bestanden. Die aktuelle Seite findet sich auf https://www.ruprecht.deruprecht/Schlagloch-doppelkeks-Jubiläum
Am 13.10. feiern wir 25 Jahre ruprecht/Schlagloch
und 10 Jahre doppelkeks [...mehr]
ruprecht auf Facebook
Unsere
Fan-Seite
Andere Studizeitungen
ruprechts Liste von
Studierendenzeitungen im deutschsprachigen Raum
ruprecht-RSS
ruprecht-Nachrichten per
RSS-Feed
Hochschule
11.12.2006
Safer Gruscheln? StudiVZ wächst trotz Sicherheitsmängeln Durch ständige Ausfälle zog sich das „Studiverzeichnis“, die bedeutendste Online-Plattform fĂĽr Studenten, seit langem den Missmut der Benutzer zu. Die jĂĽngste Stilllegung von ĂĽber fĂĽnf Tagen stand jedoch nicht im Zeichen der ĂĽblichen Wartungsarbeiten: Das StudiVZ hatte gravierende Sicherheitsmängel zu beheben. Durch ständige Ausfälle zog sich das „Studiverzeichnis“, die bedeutendste Online-Plattform fĂĽr Studenten, seit langem den Missmut der Benutzer zu. Die jĂĽngste Stilllegung von ĂĽber fĂĽnf Tagen stand jedoch nicht im Zeichen der ĂĽblichen Wartungsarbeiten: Das StudiVZ hatte gravierende Sicherheitsmängel zu beheben. Die Internet-GerĂĽchtekĂĽche brodelte. Fast täglich hatten Online-Medien in den letzten Wochen ĂĽber einfach zu knackende Passwörter und unzureichenden Schutz der Benutzerprofile berichtet. Nun haben die Macher des „StudiVZ“ die Konsequenzen gezogen und eine Sicherheitsfirma mit der Ăśberarbeitung des Datenschutzes beauftragt. Was zunächst wie eine kleine Panne wirkt, schlägt indessen höhere Wellen. So warnt der AStA der Freien Universität Berlin öffentlich vor der Nutzung der Studentenplattform: „Ich empfehle jedem Benutzer, sein Profil zu löschen oder Fotos und private Daten aus dem Netz zu nehmen“, so die AStA-Referentin fĂĽr Datenschutz Melanie Guba. Sogar der Berliner Datenschutzbeauftragte hat das „StudiVZ“ mittlerweile ins Visier genommen. Man ĂĽberprĂĽfe das Angebot zur Zeit auf Sicherheitsmängel, heiĂźt es aus der Behörde. Die Verantwortlichen zeigen sich derweil schuldbewusst: „Wir haben Fehler gemacht. Es gab SicherheitslĂĽcken und die werden jetzt behoben“, räumt der 28-jährige Mitgesellschafter Dario Suter dem ruprecht gegenĂĽber ein: „Uns wurde aber auch viel Falsches unterstellt. Niemand konnte geschĂĽtzte Profile einsehen.“ Eine gewisse UnprofessioÂnalität lässt sich das „StudiVZ“-Team dennoch vorwerfen. Man sei vom immensen Wachstum der Communitiy gleichsam ĂĽberrannt worden, so Suter, und habe die Sicherheitsanforderungen nicht schnell genug anpassen können. Tatsächlich hat das Verzeichnis ein rasante Entwicklung hinter sich: Vor einem Jahr als kleines Projekt zweier Studenten gestartet, zählt es mittlerweile ĂĽber eine Million Mitglieder und beschäftigt fĂĽnfzig Mitarbeiter. Dabei hat sich am Unternehmensaufbau nicht viel geändert: Das VZ wird von einer Handvoll Studienfreunde geleitet – die nun den Ernst des Wirtschaftslebens kennenlernen. Prof. Neuberger vom Institut fĂĽr Kommunikationswissenschaften der Universität MĂĽnster sieht darin das Hauptproblem: „Anstatt Verantwortung zu ĂĽbernehmen, haben die Jungs ihr Projekt als verlängerten Arm studentischer Leichtfertigkeit gesehen.“ Das VZ war zuvor durch organisierte Stalking-Attacken auf Benutzerinnen in die Kritik geraten. Ungefragt zur „Miss StudiVZ“ gewählt, erhielten die Opfer mehrere hundert Nachrichten von fremden Männern – innerhalb weniger Minuten. Selbst StudiVZ-GrĂĽnder Ehssan Dariani rĂĽckte sein Unternehmen in ein schlechtes Licht, als er eine Geburtstagseinladung im Stil des NSDAP-Parteiorgans „Völkischer Beobachter“ auf der Seite verlinkte. „Ehssan hat zu diesem Zeitpunkt noch unterschätzt, dass er eine Person des öffentlichen Interesses geworden ist. Er entschuldigt sich fĂĽr diesen Spaß“, so Suter zu den VorwĂĽrfen. Ungeachtet dessen steigt die Nutzerzahl weiter. Neuberger erklärt sich das mit fehlendem Bewusstsein fĂĽr die eigene Privatsphäre: „Ich verstehe nicht, wie leichtfertig junge Menschen der ganzen Welt eröffnen, was sie in jedem persönlichen Gespräch zurĂĽckhalten wĂĽrden.“ Auch Lufthansa-Aufsichtsratsmitglied und „Payback“-Datenschutzbeauftragter JĂĽrgen Weber warnt vor allzu freizĂĽgiger Selbstdarstellung im Netz: „Dass Personalchefs Internetauftritte von Bewerbern auf politische Ă„uĂźerungen oder Charakterindizien untersuchen, ist realistisch.“ Damit persönliche Belästigungen und SicherheitslĂĽcken bald der Vergangenheit angehören, wird derzeit mit den Benutzern ein Verhaltenskodex fĂĽr die Plattform erarbeitet und jeder entdeckte Sicherheitsmangel mit 256 Euro prämiert. Dario Suter sieht die Zukunft als Reifeprozess: „Wir waren etwas naiv. Jetzt sind wir dabei, erwachsen zu werden.“ |