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 Heidelberg
14.11.2006

Die wilden Siebziger

Kaum Proteste – trotz herber Kürzungen? Vor 30 Jahren wäre das nicht möglich gewesen. Was war anders und warum?

Jürgen Gottschling wurde in Heidelberg geboren und verbrachte die wilden Jahre als Geschäftsführer des „Republikanischen Clubs“ in Hamburg, in welchem auch Ulrike Meinhof ein und aus ging. Heute ist er Herausgeber der Heidelberger Rundschau: „Man kann entweder für oder gegen etwas sein, aber es gibt heutzutage einfach weniger Leute, die daraus auch Konsequenzen ziehen. Es sind wenige, die mal versuchen, mit Hommelhoff zu reden. Dass heute niemand mehr auf die Straße geht, dass die Probleme nicht nach außen getragen werden, ist wohl begründet in der fehlenden Resonanz nach Innen. Die Menschen sind heute weniger sozialumfeld-engagiert als damals. Persönlich würde ich heute auch nicht mehr auf die Straße gehen, das bringt nichts. Ein geeigneteres Mittel scheint mir die Arbeit in den Institutionen.“



Ingrid Thoms-Hoffmann studierte ab 1970 in Heidelberg Germanistik und begann dann ein Volontariat bei der Rhein-Neckar-Zeitung. Heute leitet sie dort die Stadtredaktion:

„Es war eine ganz andere Zeit damals. Es gab keine strengen NCs, jeder studierte nach Lust und Neigung. Das hat sich mit der zunehmenden Arbeitslosigkeit bei Akademikern schlagartig geändert.
Heute ist das Ideal: „Einen Job kriegen“, damals hieß es: „Die Welt verändern“. Die jetzigen Studenten sind viel unpolitischer als wir es damals waren. Ihnen fehlt dafür aber auch die Motivation.
Sie müssen sich nicht gegen ihre Eltern auflehnen, denn die 68er von damals sind ja die Eltern von heute – also eher Freunde als Autoritätspersonen. Ohne diesen Basis-Anreiz fällt es schwer, gegen Imperialismus, Tankstellen und Coca-Cola auf die Straße zu gehen.
„


Harald Kurzer war 1968 SchĂĽlersprecher an einem Heidelberger Gymnasium. Heute ist er Sprecher der Polizeidirektion Heidelberg:

„Wir hatten damals eine völlig andere Situation. In Schülerschaft wie Studentenschaft gab es eine Auflehnungsstimmung gegen alles Etablierte, die jeden Einzelnen erfasste.
Diese allgemeine Auflehnungsstimmung der 68er war meines Erachtens aber auch die Basis für den daraus entstehenden Extremismus – siehe Entwicklung hin zu Bader-Meinhof/RAF.
Dass es jetzt zu keiner gleichen Generalauflehnung gegen Studiengebühren kommt, hat wohl mehrere Gründe. So wurde zum Beispiel im BAföG ein gutes Instrument gefunden, um soziale Härten abzufedern.
Allerdings denke ich auch, dass die Bildung noch nicht den Stellenwert in Deutschland hat, der ihr eigentlich gebührt. Wir sollten hier die Perspektive wechseln und sie als das wichtigste Zukunftsgut anerkennen, das es mit allen Mitteln zu fördern gilt.
„


Die Gespräche führte Paul Heesch

von Paul Heesch
   

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