11.12.2007
Was ist eigentlich Lehre?
Ein Definitionsversuch an der Universität Heidelberg
Der Senat der Uni Heidelberg hat in seinem Beschluss vom 31. Januar 2007 festgelegt: „Studiengebühren haben der Verbesserung der Lehre zu dienen.“ Doch was dient der Verbesserung der Lehre, was nicht?
Der Senat der Uni Heidelberg hat in seinem Beschluss vom 31. Januar festgelegt: „Studiengebühren haben der Verbesserung der Lehre zu dienen.“ Doch was dient der Verbesserung der Lehre, was nicht? Die Fachschaftskonferenz lehnt eine Stellungnahme zu dem Thema ab: „Das kann man nicht pauschal sagen.“ Wer sich dennoch an die Beantwortung der Frage wagen will, muss zuerst klären, was Lehre ist. Nach Professor Thomas Pfeiffer, Prorektor für Lehre, umfasst Lehre alle Handlungen, die auf die Vermittlung von Verständnis, Kenntnissen und Fertigkeiten gerichtet sind.
Aber welche Kenntnisse und Fertigkeiten sollen vermittelt werden? Die Juso-Hochschulgruppe macht das am Ziel des Studiums fest: „Die Art des zu erwerbenden Wissens orientiert sich an dem Ziel eines speziellen Hochschulstudiums, welches meist als Befähigung zur Berufsausübung und zur wissenschaftlichen Arbeit beschrieben wird.“ Dementsprechend betonen Naturwissenschaftler in der Lehre vor allem den Aspekt der Forschung: Sebastian Zimmermann, Vertreter der Fachschaft Mathe/Physik, definiert Lehre als Kombination von Forschung und Wissensvermittlung.
Der Ring Christlich-Demokratischer Studenten in Heidelberg (RCDS) sieht hier jedoch einen Konflikt: „Wo das eine herausragend ist, muss das andere leiden.“ Für Lehramtsstudent Johannes Wagner ist beides nicht zu trennen: „Lehre und Forschung sind miteinander verquickt und stellen eine gegenseitige Bereicherung dar.“ Politikstudent Moritz Gentsch will ein Studium nicht nur auf die Ausbildung zum Beruf begrenzen. „Ein Studium dient immer auch dem persönlichen Wachstum.“ Seine Mitstudentin Franziska Klein schließt bei der Lehre auch die Möglichkeit von Studierenden mit ein, viele Angebote an der Uni wahrzunehmen. „Von den Zielen, die man der Lehre zuschreibt, hängt ab, wie die Lehre zu verbessern ist“, fasst Gentsch zusammen.
Bisher heißt das: Lehre soll wissenschaftliche Methoden und Fachwissen vermitteln, dem Studenten eine persönliche Weiterentwicklung ermöglichen und ihn auf den Beruf vorbereiten. Dies ist jedoch nur möglich, wenn sich Forschung und Lehre ergänzen. Doch wie soll das erreicht werden? Der RCDS sieht ein Ungleichgewicht zwischen Lehre und Forschung und will daher die Lehre stärken. Möglich sei dies beispielsweise mit verpflichtenden didaktischen Schulungen für alle Dozenten.
Politikstudentin Franziska Klein schlägt kleinere Gruppen bei Lehrveranstaltungen vor. Pfeiffer begreift Verbesserung als Steigerung der Qualität einschließlich der maßgebenden Rahmenbedingungen. Gentsch widerspricht dem: „Die Verbesserung von Lehre ist maßnahmentechnisch unmittelbar an den Studierenden orientiert. Verbesserungen der Lehre sind keine baulichen Maßnahmen.“ Zumindest in einem Punkt sind sich alle einig: dass eine reine Umverteilung der Gelder keine Verbesserung der Lehre ist.
von Ellen Holder