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 Interview
17.12.2007

Aus dem Sudan für UNICEF - Steffen Seibert

Der UNICEF-Botschafter besuchte die Flüchtlingslager in Afrika

Seit einigen Jahren ist der ZDF-Nachrichtensprecher Steffen Seibert UNICEF-Botschafter. Bei einem Vortrag an der Uni Heidelberg berichtete der Journalist über seine Besuche in den Flüchtlingslagern in Angola, Darfur und Kosovo.

Seit einigen Jahren ist ZDF-Nachrichtensprecher Steffen Seibert auch UNICEF-Botschafter. Bei einem Vortrag berichtete der Journalist über seiner Erlebnisse in Angola, im sudesischen Darfur und dem Kosovo, wo er die UNICEF-Flüchtlingslager besucht hatte.

Michael Bachmann traf Seibert nach seinem Vortrag in der Neuen Uni.



ruprecht: Wurde durch Ihre berufliche Tätigkeit das Interesses und Engagement für Menschen in ärmeren Teilen der Erde geweckt?

Steffen Seibert: Das Interesse war spätestens da, seit ich nach dem Zivildienst sieben Monate mit dem Rucksack durch Südamerika gereist bin. Aber natürlich haben viele Reisen, die ich dann als Journalist unternahm, von Haiti bis Irak, mir die Probleme noch näher gebracht.

Warum engagieren Sie sich gerade für UNICEF?


Weil ich den Ansatz richtig finde, den nachwachsenden Generationen zu helfen und sie auszubilden. Schließlich liegt auf ihren Schultern die Hoffnung, dass die Verhältnisse sich bessern.

Inwieweit spielt die Religion eine Rolle für Ihr soziales Engagement?


Natürlich ist tätige Nächstenliebe ein christliches Ideal, und vielleicht eifere ich dem in gewisser Weise nach. Andererseits könnte jeder nicht-religiöse Mensch zu den gleichen Schlüssen wie ich kommen: dass man nämlich den Zustand der Welt nicht einfach hinnehmen muss, sondern versuchen sollte, ihn zum Guten hin zu verändern.

Sie sind aus der protestantischen Kirche ausgetreten und Katholik geworden. Nun haben Sie während Ihrer Tätigkeit als Journalist und als UNICEF-Botschafter die menschlichen Tragödien in Afrika gesehen. Mit einer der Probleme in dieser Region ist der HIV-Virus. Durch Aufklärung und dem Einsatz von Kondomen ließe sich wahrscheinlich dieses Problem einschränken. Die katholische Kirche jedoch ist weiterhin gegen den Einsatz von Kondomen.

Ich bin überzeugt, auch wenn ich da nicht ganz auf der Linie der katholischen Lehre liege, dass Kondome eine wichtige Waffe im Kampf gegen AIDS sind. Ich nehme aber wahr, dass sich im Vatikan diese Haltung zu verändern beginnt. Gleichzeitig, und da bin ich mit der Kirche wieder einig, ist es keine gute Idee, nur auf Kondome zu vertrauen. Intakte Familien- und Sozialverhältnisse sind ebenso wichtig wie Bildung, Aufklärung und - jedenfalls bei sehr jungen Menschen - Enthaltsamkeit.

In Ihrem Vortrag haben Sie unter anderem von Kindersoldaten gesprochen, die Sie in Angola getroffen haben. Was fühlten Sie, als Sie vor einem jungen Menschen standen, der Frauen und Männer ermordet und vergewaltigt hat?

Es war schwer zu glauben, denn aus dem kriegerischen Zusammenhang gerissen, ohne Waffen und Uniform, war da nur ein eher schüchterner 16jähriger, der Schwierigkeiten hatte, sich im Frieden wieder zurechtzufinden. Der Junge brauchte Hilfe, sonst kann aus ihm sehr schnell wieder eine Gefahr für andere werden.

Vor Kurzem waren Sie mehrere Tage im Kosovo. Sie besuchten eine Sinti-Roma Familie in einem Flüchtlingslager. In Ihrem Vortrag machten Sie auf eine menschliche Tragödie in Europa aufmerksam. Wie lassen sich die Verhältnisse in diesen Lagern verbessern?

Im Grunde müssten die Lager möglichst bald geschlossen werden und die Menschen in ihre Wohnungen und Häuser zurückkehren können. Das ist aber in vielen Fällen gar nicht möglich, weil die Wohnviertel der Roma niedergebrannt und zerstört worden sind, sie haben kein Zuhause mehr. An einigen Stellen werden diese Viertel jetzt wieder aufgebaut, ausreichend ist das aber noch nicht.

Was verstehen Sie unter "sinnvoller" Entwicklungshilfe?


Sinnvolle Entwicklungshilfe ist nachhaltig, das heißt nicht von außen aufgepfropft, sondern mit lokalen Partnern erarbeitet und dann sehr rasch auch von diesen eigenverantwortlich übernommen und weitergeführt. Und sie respektiert die kulturellen und religiösen Besonderheiten eines jeden Landes, wir können nicht alles über einen westlichen Kamm scheren.

Sind nicht die Aktionen von UNICEF aufgrund der unzähligen Brandherde auf der Erde nur ein Tropfen auf den heißen Stein?

Wenn das heißen soll, dass die Arbeit von UNICEF nicht ausreicht, um über all und jedem zu helfen, der Hilfe bräuchte, dann stimmt das. Andererseits haben diese Tropfen doch schon sehr viel erreicht: Millionen leben besser, gesünder und mit mehr Zugang zu Bildung, weil es UNICEF und seine Partnerorganisationen gibt. Darauf muss man aufbauen und immer weitermachen.

Vielen Dank für dieses Gespräch.

von Michael Bachmann
   

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