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30.01.2007

Nicht nur im Nahen Osten

Heidelberger Konfliktbarometer registrierte 2006 278 Konflikte

Fast täglich erreichen uns über die Medien neue Informationen über die Konflikte im Irak, Iran und Afghanistan. Die Hiobsbotschaften aus dem Nahen Osten sind für uns grauer Alltag geworden und fast scheint es, als ob die Welt keine anderen Probleme hätte.

Fast täglich erreichen uns über die Medien neue Informationen über die Konflikte im Irak, Iran und Afghanistan. Die Hiobsbotschaften aus dem Nahen Osten sind für uns grauer Alltag geworden und fast scheint es, als ob die Welt keine anderen Probleme hätte.

Das Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung (HIIK), eigentlich ein eingetragener Verein, der zur Universität eine nur lose Verbindung hält, befasst sich schon seit Anfang der neunziger Jahre mit dieser Fragestellung. Hier werden akribisch alle wichtigen Daten zu internationalen Konfliktherden gesammelt und ausgewertet.

Trotz des hohen wissenschaftlichen Anspruchs arbeiten die Mitarbeiter ehrenamtlich und setzen sich in erster Linie aus Studenten zusammen. Die Ergebnisse der Arbeit werden alljährlich im Dezember in Form des Konfliktbarometers veröffentlicht, dessen 15. Ausgabe nun erschienen ist.

Im Konfliktbarometer ergibt sich ein gänzlich anderes Bild der Wirklichkeit. Im Jahr 2006 haben die Heidelberger insgesamt 278 Konflikte gezählt. „Eine Besonderheit unseres Ansatzes ist, dass wir nicht nur gewaltsame, sondern auch gewaltlose Konflikte in die Analyse einbeziehen“, sagte Julian-G. Albert vom Vorstand des HIIK. „So können Entwicklungen besser nachvollzogen werden.“

Trotzdem stimmen die Zahlen nachdenklich: Gerade die hochgewaltsamen Konflikte haben im letzten Jahr merklich zugenommen, die Zahl der Kriege hat sich verdreifacht. Im Jahr 2005 wurden nur die beiden Kriege im Sudan und Irak als solche gezählt, im letzten Jahr sind Kriege in Afghanistan, Israel, Sri Lanka und Somalia hinzugekommen. Gerade im Falle der beiden letzteren liegt der Beginn der Krisen schon Jahrzehnte zurück.

So wird etwa der Beginn der Auseinandersetzungen zwischen tamilischen Separatisten und der Regierung auf Sri Lanka vom Konfliktbarometer in das Jahr 1976 datiert. Der dahinter stehende Konflikt der Bevölkerungsgruppen ist noch älter. In der Kolonialzeit wurden die schriftkundigen Tamilen von den Briten als Verwaltungsbeamte eingesetzt; daher werden sie bis heute von der singhalesischen Bevölkerungsmehrheit mit ihren ehemaligen Kolonialherren identifiziert. Im letzten Jahr scheiterte ein Waffenstillstandsabkommen, seit Jahresbeginn 2006 sind mehr als 3000 Menschen dem Konflikt zum Opfer gefallen. Darüber hinaus wurden hunderttausende vertrieben.

Eine ähnlich aussichtslose und lang anhaltende Krise herrscht in Somalia, einem völlig zerfallenen Staat, der seit Anfang der 90er Jahre keine funktionierende Regierung mehr besitzt. Diese beiden Auseinandersetzungen stehen nur exemplarisch für die Regionen, in denen laut HIIK-Studien die meisten Konflikte zu verzeichnen sind: (Ost-) Asien und Afrika, mit 90 beziehungsweise 74 Konflikten. Das sind jeweils fast doppelt so viele wie im Nahen und Mittleren Osten, wo aber mit 2,5 Konflikten pro Staat die höchste Konfliktdichte herrscht.

Es gibt aber auch Hoffnung. Trotz der hohen Konfliktzahl laufen über die Hälfte der erfassten Konflikte frei von physischer Gewalt ab, so das HIIK. Zudem steigt die Bereitschaft der internationalen Gemeinschaft, sich für die Lösung der Konflikte zu engagieren. Mit über 77.000 Blauhelmen in 18 UN-Missionen waren so viele Friedenstruppen wie nie zuvor im Einsatz.

Zu guter Letzt: Deutschlands einziger verzeichneter Konflikt um Entschädigungszahlungen für nach dem Zweiten Weltkrieg auf dem Gebiet der ehemaligen Tschechoslowakei enteignete Liechtensteiner wurde 2005 beendet.

von Kilian Kilger
   

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