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 Heidelberg
17.07.2007

Essighaus vor dem Aus

Um- und Neubaupläne bringen Altstädter auf die Palme

Die Altstadt übt den Aufstand. Die geplanten Neubauten in der Theaterstraße und die Schließung der Traditionsgaststätte Essighaus sind zum Politikum avanciert. Da beide Vorhaben die Lebensqualität zu mindern drohen, haben die Altstädter die „Initiative Lebenswerte Altstadt“ (ILA) gegründet.

Die Altstadt übt den Aufstand. Die geplanten Neubauten in der Theaterstraße und die Schließung der Traditionsgaststätte Essighaus sind zum Politikum avanciert. Da beide Vorhaben die Lebensqualität zu mindern drohen, haben die Altstädter die „Initiative Lebenswerte Altstadt“ (ILA) gegründet.

Eine Kostprobe des Protests gab es bei einer Podiumsdiskussion Anfang Juli in der Sporthalle der Theodor-Heuss-Realschule, als Vertreter der Anwohner, der Schule, der Stadt und der Investor Hans-Jörg Kraus über die Bauvorhaben in der Altstadt diskutierten. Weit über 400 Leute drängten in die viel zu kleine Halle. Ein Umstand, der sogleich das erste Ergebnis des Abends produzierte: „Wir werden einen Runden Tisch einrichten“, versprach der Erste Bürgermeister Raban von der Malsburg.

Formal haben die beiden Projekte nichts miteinander zu tun, dennoch sehen viele Bürger einen Zusammenhang: „OB Würzner ist drei Monate im Amt und in der Altstadt stehen umwälzende Veränderungen an“, sagt Heiner Dietz von der ILA.

Bezüglich des Essighauses sind die Würfel wohl gefallen: Der Pachtvertrag läuft zum 30. September 2007 aus. Eine Verlängerung scheint ausgeschlossen, da die bisherige Eigentümerin Investitionen in der Bahnstadt tätigen will. Dass die drohende Schließung des Essighauses die Altstädter auf die Barrikaden treibt, liegt nicht nur an dessen Traditionsreichtum, den günstigen Preisen und der schnörkellosen Atmosphäre. Es ist seine Funktion als Bürgerhaus, die den Leuten wichtig ist; zumal es ein solches im Quartier nicht gibt. Immer wieder folgt daher der Verweis auf die lange Liste an Vereinen, Parteien und studentischen Gruppen, die die Gaststätte als Treffpunkt nutzen.

Der Immobilieninvestor Kraus will sich die Chance auf ein weiteres prestigeträchtiges Objekt nicht nehmen lassen. Nachdem er bereits die Heinsteinwerke saniert sowie das Areal Glockengießerei neu gestaltet hat, plant er, den heruntergekommenen Gebäudekomplex Plöck 97 in schicke Eigentumswohnungen zu verwandeln. Dennoch zeigte er sich kompromissbereit: Wenn die Stadt ihr Vorkaufsrecht nutzen wolle oder die Bürgerinitiative das Geld aufbringe, werde er vom Vertrag zurücktreten. Die Absage aus dem Rathaus kam postwendend. Der Verkauf sei eine Privatangelegenheit: „Wir subventionieren keine Gaststätte“, sagte von der Malsburg. Zumal der Kaufpreis auf etwa zwei Millionen Euro taxiert wird. Die  ILA prüft noch, ob sie das Anwesen erwerben kann.

Bezüglich des Einkaufszentrums kursieren verschiedene Varianten. Definitiv vom Tisch ist der Vorschlag, in der Theaterstraße einen Einkaufspalast mit einer Fläche bis zu 20.000 Quadratmetern zu errichten, dem auch die beiden Schulen hätten weichen müssen. Es scheint, als laufe nun alles auf ein kleineres Warenhaus mit Oberbekleidung in der Theaterstraße hinaus. Die Stadt setzt darauf, die Attraktivität der Innenstadt mit einem solchen „Magneten“ zu steigern, dadurch wieder kleinere Geschäfte in die Stadt zu locken und so den Ruch der Ramschmeile loszuwerden.
Denn in diesem Punkt sind sich alle einig: Die Hauptstraße hat in den letzten 20 Jahren erheblich an Qualität eingebüßt. Viele Bürger bezweifeln aber, dass sich der Niedergang der Altstadt mit einem Einkaufszentrum stoppen lässt. Zudem raten Klimaexperten von Neubauten ab: „Die vordere Altstadt ist eine Wärmeinsel. Jedes neues Gebäude verschärft das Problem“, sagt etwa der Geograph Werner Fricke.

Aufgerüttelt durch den Protest hat Würzner die Causa vertagt. Die Entscheidung des Gemeinderates über die Zukunft der Theaterstraße fällt jetzt erst im Herbst.

von Sebastian Bühner
   

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