17.07.2007
Stolpern zum Gedenken
Heidelberg will keine „Stolpersteine“ für Nazi-Opfer
Wer seit Mai dieses Jahres gedankenverloren durch die Mannheimer Quadrate schlendert, der könnte auf ein metallenes Glitzern im Gehweg aufmerksam werden. Schaut man genauer hin, stellt man fest, dass es sich dabei um die sogenannten „Stolpersteine“ des Künstlers Gunter Demnig handelt.
Wer seit Mai dieses Jahres gedankenverloren durch die Mannheimer Quadrate schlendert, der könnte auf ein metallenes Glitzern im Gehweg aufmerksam werden. Schaut man genauer hin, stellt man fest, dass es sich dabei um die sogenannten „Stolpersteine“ des Künstlers Gunter Demnig handelt. Diese in den Bürgersteig eingelassenen Gedenktafeln aus Messing sollen an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern. Sie werden vor dem letzten Wohnort der Menschen verlegt, die von den Nazis abgeholt und häufig in Konzentrationslager verschleppt wurden.
Auf den kleinen MeÂtallÂplatten stehen die Namen von Juden, Sinti, Roma, Homosexuellen und anderen im Nationalsozialismus verfolgten Bevölkerungsgruppen. Auch das Geburt- und Sterbedatum und der Ort, an dem die Menschen starben, ist auf den „Stolpersteinen“ angegeben. Auf den vor einem Haus in der Mannheimer Innenstadt verlegten Gedenktafeln liest man unter anderem „Auschwitz“ und „Theresienstadt“.
1997 verlegte Demnig die ersten „Stolpersteine“ in Berlin-Kreuzberg, damals noch ohne Genehmigung. Mittlerweile hat er über 9000 Steine in mehr als 190 Ortschaften verlegt. Heidelberg ist nicht dabei. Dem Antrag von der Grünen Alternativen Liste (GAL) und der FDP, auch in Heidelberg die Tafeln verlegen zu lassen, wurde nicht stattgegeben. Die ehemalige Oberbürgermeisterin Beate Weber sprach sich im letzten Jahr gegen die „Stolpersteine“ als Form des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus aus.
Hans-Martin Mumm, Leiter des Kulturamtes Heidelberg, meint hierzu: „Die Entscheidung der Stadt richtet sich nach den Empfehlungen der Sinti und Roma und der Heidelberger Juden.“ Diese hätten sich gegen die „Stolpersteine“ ausgesprochen, da sie diese Art des Gedenkens nicht angemessen fänden. Es wurde vor allem das Verlegen der „Stolpersteine“ in den Boden stark kritisiert. Schlimm sei für die Betroffenen, dass die Namen der Opfer mit Füßen getreten und verschmutzt werden, so Frank Reuter, Historiker des Zentralrates deutscher Sinti und Roma.
Die Stadt Heidelberg war zudem der Meinung, dass der Begriff „Stolpersteine“ für die Gedenktafeln eine unglückliche Wortwahl darstelle. Bis ein neuer Antrag bei der Stadt gestellt wird, bleibt die Entscheidung unter der ehemaligen Oberbürgermeisterin Beate Weber, die „Stolpersteine“ in Heidelberg nicht zu verlegen, bestehen.
von Jenny Genzmer, Cara Schwab