17.07.2007
Verlorene VerfĂĽhrer
Tanztheater bei den Schlossfestspielen
Eigentlich ist die Episode aus Dantes „Göttlicher Komödie“ eine Liebesgeschichte. Francesca und Paolo lieben sich, ihr Mann ist eifersüchtig und tötet das Liebespaar. Die Handlung des Tanztheaterstücks „Der zweifelhafte Wunsch der Zärtlichkeit“, das von der Truppe physical virus collective (pvc) bei den Schlossfestspielen gezeigt wird.
Eigentlich ist es eine Liebesgeschichte, eine Episode aus Dantes „Göttlicher Komödie“. Francesca und Paolo lieben sich, ihr Mann ist eifersĂĽchtig und tötet das Liebespaar. Soweit zur Handlung des TanztheaterstĂĽcks „Der zweifelhafte Wunsch der Zärtlichkeit“, das den Juli ĂĽber von der Truppe physical virus collective (pvc) bei den Schlossfestspielen gezeigt wird. Vier Tänzer und drei SchauspieÂler aus Heidelberg und aus Freiburg stehen bei pvc gemeinsam auf der BĂĽhne.
Seit längerer Zeit gibt es auf der Schlossruine nun wieder Tanz, „denn der gehört einfach zu jedem Theater dazu“, so Intendant Peter Spuhler. Die vier tanzenden Figuren scheinen dem Wahnsinn verfallen. Mal werfen sie sich rasend vor Sinnlosigkeit an die Wände der Hölle, mal kämpft einer von ihnen verzweifelt mit einem Teppich, während die anderen tatenlos zusehen. Doch haben sie in ihren schwarzroten Lederkostümen auch etwas Teuflisch-Verführerisches an sich.
In einer Mischung aus heiterer Selbstvergessenheit und drolliger Publikumsbezogenheit werden sie zu ausdrucksstarken Persönlichkeiten. Im Hintergrund irren die drei Schauspieler über die Bühne. Während einer von ihnen in einem „Himmel-und-Hölle-Spiel“ hüpft und dabei die Existenz und die Güte Gottes zu beweisen versucht, klagt der Zweite lauthals die „Übertretungen“ seines Freundes an.
Choreograph Graham Smith hat sich den surrealistischen Regisseur David Lynch zum Vorbild genommen. Es geht ihm darum, die Hölle auf Erden zu zeigen, unabhängig von einer klaren Zuordnung der Charaktere. So muss der Festspielbesucher mit mehreren Interpretationsvarianten rechnen; doch um so gespannter darf er auf die Darbietung sein.
von Cosima Stawenow