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 Heidelberg
19.06.2007

Attika, Neckar und zurĂĽck

Ein Nachruf auf den Philosophen Panajotis Kondylis

Ob er einst auch über den Philosophenweg flanierte: Panajotis Kondylis, der vielseitige Privatgelehrte? Fest steht: Auch wenn der Weg sicher nicht nach ihm benannt worden ist, so muss der gebürtige Grieche und Wahlheidelberger dennoch zu den bedeutendsten Denkern und Skeptikern des ausgehenden 20. Jahrhunderts zählen.

Seine Analysen um das Wesen des Politischen und des Sozialen in Geschichte und Gegenwart, seine Begriffsarbeit und nicht zuletzt seine provokativ-nihilistische Argumentationsweise machen sein philosophisches Werk bis heute lesenswert. Geboren wurde Kondylis am 17. August 1943 in Olympia. Der Sohn einer Familie von Militärs und Politikern studierte zunächst Philosophie und Klassische Philologie in Athen, wurde jedoch – als Marxist und Mitglied der Kommunistischen Partei – während der griechischen Militärdiktatur 1967-1974 zum Dissidenten und verbrachte Jahre auf einer Gefängnisinsel.

Später ging Kondylis nach Deutschland, wo er neben Philosophie auch Politikwissenschaft und Geschichte in Frankfurt und Heidelberg studierte. 1977 promovierte Kondylis am Neckar mit einer philosophie-historischen Arbeit über „Die Entstehung des Idealismus“. Bereits hier befasste er sich mit der Beziehung von „Geist“ und „Sinnlichkeit“ – eine Problematik, welcher er sich auch in seiner folgenden, heuer zum Standardwerk avancierten Studie „Die Aufklärung im Rahmen des neuzeitlichen Rationalismus“ widmen sollte – eine von spitzen Bemerkungen durchsetzte Krisendiagnose des Aufklärungszeitalters. Weitere kritische Werke sollten folgen: „Macht und Entscheidung. Die Herausbildung der Weltbilder und die Wertfrage“, „Marx und die griechische Antike“ oder „Der Untergang der bürgerlichen Denk- und Lebensform“ sind prominente Beispiele seiner regen philosophischen Tätigkeit. Auch als Globalisierungs-Theoretiker („Planetarische Politik nach dem Kalten Krieg“) machte Kondylis von sich reden.

Seine Werke verfasste er allesamt auĂźerhalb des universitären Betriebs: FĂĽr Panajotis Kondylis galt die „akademische Philosophie tot und begraben“, eine solche Karriere strebte er nicht an. Lieber pendelte er Zeit seines Lebens zwischen Heidelberg und Griechenland und widmete sich seinem groĂźen Vorhaben: einer umfassenden Sozialontologie – „Das Politische und der Mensch“. Leider sollte er hiervon nur den ersten Band vollenden: Kondylis starb am 11. Juli 1998 ĂĽberraschend in Athen. 

von Lisa GrĂĽterich
   

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