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19.06.2007

Beten statt büffeln

Initiative gegen Sonntagsöffnung der UB

Seit Mai ist die Universitätsbibliothek (UB) auch sonntags geöffnet. Doch damit sind nicht alle zufrieden: Christliche Hochschulgruppen verlangen, dass die UB sonntags wieder geschlossen bleibt und wenden sich mit einer Unterschriftenaktion an die Kommilitonen.

Seit Mai ist die Universitätsbibliothek (UB) auch sonntags geöffnet. Doch damit sind nicht alle zufrieden: Christliche Hochschulgruppen verlangen, dass die UB sonntags wieder geschlossen bleibt und wenden sich mit einer Unterschriftenaktion an die Kommilitonen.

Die Evangelische Studierendengemeinde (ESG) und sechs weitere christliche Gruppen setzen sich dafür ein, dass die UB sonntags wieder geschlossen wird. Sie begründen ihre Forderung mit Artikel 140 des Grundgesetzes. Demnach sei der Sonntag gesetzlich geschützt und diene der „Arbeitsruhe“ und „seelischen Erhebung“.

Zwar ist die Sonntagsarbeit nicht prinzipiell verboten, jedoch beschränkt sie sich zumeist auf notwendige Arbeitsbereiche wie zum Beispiel die medizinische Notfallversorgung. So können Krankenhäuser oder Feuerwehr sonntags keinen Ruhetag einlegen. Darüber hinaus sei eine weitere Ausdehnung der Sonntagsarbeit eine weitere Aushöhlung des grundgesetzlich geschützten Feiertags: „So entwickelt sich der Sonntag langsam zum regulären Arbeitstag“, meint die Theologiestudentin und Begründerin der Initiative, Stefanie vom Hoff. Deshalb möchte die ESG Unterschriften von Menschen sammeln, die den arbeitsfreien Sonntag für schützenswert halten und daher  eine Schließung der UB an Sonntagen befürworten.

Das Votum der UB-Nutzer spricht dabei für sich: Zwischen 2200 und 2700 Studierende nutzten an den vergangenen Sonntagen das neue Angebot der zentralen Bibliotheken in Altstadt und Neuenheimer Feld – etwa halb so viele wie an einem Werktag. Für Bibliotheksdirektor Dr. Veit Probst sind so viele Besucher eine klare „Abstimmung mit den Füßen“. Viele Studenten könnten zu Hause nicht lernen, weil es dort zu laut ist. „Studenten, die regelmäßig in der UB lernen, fühlen sich durch die Atmosphäre beflügelt und können sich hier besser konzentrieren“, berichtet Probst.

Nach der bisherigen Regelung war es bereits möglich, acht Bücher aus dem Präsenzbestand über das Wochenende auszuleihen. Eine weitere Ausdehnung dieses Angebots sei nicht nötig gewesen, argumentieren die ESG und deren Unterstützer.

Dr. Sabine Häußermann, Öffentlichkeitsreferentin der UB, hält dem entgegen: „Die Rechnung muss man erst gar nicht aufmachen, wenn man die acht Bücher mit den drei Millionen der UB vergleichen möchte.“

Der Sonntag hat jedoch für Christen auch aus religiösen Gründen einen besonderen Stellenwert. Nach dem christlichen Glauben ist der Sonntag der Tag, an dem sich Gott ausruhte und Jesus auferstand. Deshalb plädieren gläubige Christen dafür, Gottes Beispiel zu folgen und nach sechs Tagen der Arbeit neue Kraft zu schöpfen. Auch Häußermann hält einen Ruhetag für wichtig. Studenten sind ihrer Meinung nach jedoch flexibel genug, um sich auch an einem anderen Tag ausruhen zu können und beispielsweise den Freitag zu ihrem persönlichen Ruhetag zu machen.
Die christlichen Gruppen sind jedoch der Ansicht, dass der Sonntag sich am besten dazu eigne. Wenn sich alle Menschen an einem bestimmten Tag ausruhen, trage die ruhigere Atmosphäre dazu bei, sich besser zu erholen.
Auch sei es leichter, sich zu verabreden und seine Beziehungen zu pflegen. Häußermann findet es jedoch fraglich, wie die ESG und deren Unterstützer vorgehen: „Schön wäre es gewesen, wenn man uns mitgeteilt hätte, dass die Sonntagsöffnung als störend empfunden wird.“ Da dies nicht geschehen sei, werde man in die Defensive gezwungen. Denn gegenüber der Bibliotheksverwaltung wurden bisher keine kritischen Stimmen hinsichtlich der Sonntagsöffnung laut.
Stefanie vom Hoff begründet die Vorgehensweise der ESG und deren Unterstützer damit, dass man sich zunächst ein Bild von der Meinung der Studenten machen wolle, um zu sehen, wie groß die Unterstützung ist, bevor man sich an die UB wende. Zudem habe man sich noch keine konkreten Gedanken darüber gemacht, wem man die Unterschriften überreichen werde.

Die ESG hofft, Unterstützer unter den Studenten zu finden und möchte zu diesem Zweck im Laufe der Woche einen Stand vor der Triplex-Mensa aufbauen. Zusätzlich richten die Initiatoren zwei Anträge an die Fachschaftskonferenz. Der eine Antrag bittet um Unterstützung der Initiative, dem noch durch die Fachschaften zugestimmt werden muss. Der zweite Antrag sieht eine Evaluation vor, die ergründen soll, wer, wo und warum am Sonntag in der UB arbeitet.
Laut Arbeitszeitgesetz ist es „wissenschaftlichen Präsenzbibliotheken“ erlaubt, an Sonn- und Feiertagen Hilfskräfte zu beschäftigen, was die Initiative jedoch hinterfragen will.

von Michel Durieux, Marina Pereira
   

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