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 Feuilleton
19.06.2007

Enfant terrible der Kunst

Ein Nachruf auf den Exzentriker Jörg Immendorff

Der gesellschaftskritische bildende Künstler und Aktivist Jörg Immendorff trat nicht nur künstlerisch früh aus dem Schatten seines namhaften Kunstprofessors Joseph Beuys, sondern engagierte sich auch schon in jungen Jahren politisch. Er wurde der Akademie der Künste in Düsseldorf verwiesen, sympathisierte mit der Außerparlamentarischen Opposition (APO), war Mitglied der maoistischen KPD.

Der gesellschaftskritische bildende Künstler und Aktivist Jörg Immendorff trat nicht nur künstlerisch früh aus dem Schatten seines namhaften Kunstprofessors Joseph Beuys, sondern engagierte sich auch schon in jungen Jahren politisch. Er wurde der Akademie der Künste in Düsseldorf verwiesen, sympathisierte mit der Außerparlamentarischen Opposition (APO), war Mitglied der maoistischen KPD.

Kein Künstler im Nachkriegsdeutschland erlangte durch seine Bilder und Inszenierungen eine solche Aufmerksamkeit wie der 1945 geborene Immendorff. Künstlerisch wurde der Beuys-Schüler in den siebziger Jahren durch den Bilderzyklus „Café Deutschland" bekannt, in dem der Ost-Westkonflikt und die Vision der Wiedervereinigung thematisiert wird. Innerhalb von zehn Jahren fertigte Immendorff ein politisches Kunstwerk zwischen farbenreichen Kulissen und intellektueller Bohème.

Er verstand es, sich medienwirksam in Szene setzen

„Ich möchte die Zeit, die mir der Herrgott auf der Erde schenkt, zivilisiert, sinnvoll und mit einer gehörigen erotischen Energie verbringen und nicht rumdümpeln", sagte Immendorff kurz vor seinem Tod. Zivilisiert im Sinne eines philisterhaften Kleinbürgerideals lebte das Enfant terrible nie, stets trat er als ein exaltierter Künstler auf. Sei es, als er eine symbolische Gegen-Akademie ausrief und der Kunstakademie verwiesen wurde, oder bei einer Aktionskunst vor dem Bundestag, bei der die Polizei einschritt, dann medienwirksam die Bild-Volksbibel bebilderte und seinem aufsehen erregenden Porträt des damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder. Durch die Kokain- und Prostituiertenorgien erlangte er 2003 zunehmende Bekanntheit außerhalb der Kunstszene. Trotzdem sagt er: „Ich habe nie etwas gemacht, um zu provozieren. Es lag immer an den anderen. Ich war da nicht schuld, eindeutig nicht."

Der unter der unheilbaren Muskellähmung ALS (Amyotrophe Lateralsklerose) leidende, zum Schluss fast vollständig gelähmte Immendorff dümpelte bis zu seinem Tod nicht rum, sondern arbeitete. Zuletzt realisierte er seine künstlerischen Projekte durch Mithilfe seiner Assistenten. Am 28. Mai starb Immendorff.

von Fabian Wennemer
   

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