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 Heidelberg
19.06.2007

Marianne Meyer-Krahmer

Ein Poträt über die Tochter Carl Friedrich Goerdelers, eines Mannes des 20. Juli 1944.

Vielen wird der Name Marianne Meyer-Krahmer im ersten Moment nicht viel sagen; die rüstige alte Dame, die in einem kleinen, versteckten Häuschen in den Wäldern Schlierbachs lebt, ist die Tochter von Carl Friedrich Goerdeler, der an der Verschwörung zum Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 beteiligt war. In ihren strahlenden Augen lässt sich die leidvolle Geschichte einer Familienangehörigen des NS-Widerstandes nicht entdecken.


Erst wenn sie von ihren Erinnerungen an die Haft in verschiedenen Konzentrationslagern berichtet, in die sie nach dem gescheiterten Attentat gekommen war, spürt man, wie sehr Demütigung und Unsicherheit prägend für das Leben dieser Frau waren. Einen Vorwurf hat sie ihrem Vater nie gemacht. „Ein Held war er nicht“, meint die 87-Jährige, er habe nur Zivilcourage bewiesen und stets versucht, in preußisch-pragmatischer Weise eine Lösung für die bestehenden Probleme zu finden.


Sie selbst war nicht im Widerstand involviert, er sei für sie mehr eine Art „Lebenshaltung“ gewesen. So erschien sie zum Beispiel als einzige ohne Uniform zur Abiturfeier. Diese Einstellung machte sich auch noch zu späterer Zeit deutlich, als sie ihre erste Stelle als Lehrerin in Stuttgart antrat und vor einer Klasse ehemaliger BDM-Führerinnen ihren damaligen Mädchenname Marianne Goerdeler verlauten ließ. Entsetzen zog durch die Reihen, war ihr Vater doch kurze Zeit zuvor noch als Vaterlandsverräter mit einem Kopfgeld von 100 000 Reichsmark gesucht worden.


Die ehemalige Rektorin des Hölderlin-Gymnasiums nahm ihren Erziehungsauftrag vor allem mit Herz und Respekt vor dem Wesen jedes einzelnen Schülers war. Unterdrückung und Schikane sollten keinen Platz mehr darin haben. Heute lebt die zweifache Mutter etwas zurückgezogen. Zwei mexikanische Studenten hat sie aufgenommen, die sich zum Dank um sie und anfallende Tätigkeiten kümmern.


Der Blick in die Gegenwart schweift zuletzt auf den Widerstand der G8-Gegner. Stille. „Ich hätte mir mehr rationale Diskussion und weniger Krawall gewünscht. Die Demonstranten hätten sich zusammenschließen, und den Politikern einen Vorschlag entgegenhalten sollen. Das wäre die Art Widerstands meines Vaters gewesen.“

von Marcel Bertsch
   

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