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 Heidelberg
15.05.2007

Bezahlte Spendenfänger

Greenpeace und Co. stellen Profisammler ein

Greenpeace, World Wide Foundation, Amnesty International – das ganze Jahr versuchen dynamische junge Helfer in der Altstadt mit allen Kräften, Spenden für gemeinnützige Organisationen einzutreiben. Sie geben alles, stehen hartnäckig von morgens bis abends in der Hauptstraße und sprechen wie vom guten Zweck beseelt Passanten an.

Greenpeace, World Wide Foundation, Amnesty International – das ganze Jahr versuchen dynamische junge Helfer in der Altstadt mit allen Kräften, Spenden für gemeinnützige Organisationen einzutreiben. Sie geben alles, stehen hartnäckig von morgens bis abends in der Hauptstraße und sprechen wie vom guten Zweck beseelt Passanten an.

Man muss nicht überzeugt sein, um zu überzeugen: Die vermeintlichen Greenpeace-Aktivisten und WWF-Mitglieder sind bezahlte Mitarbeiter von „Fundraising“-Unternehmen, die professionell Spender für gemeinnützige Organisationen anwerben.

Unter dem Konzept „Fundraising“ versprechen Firmen wie „DialogDirect“ und „Talk to move“ dauerhafte Spenderwerbung. Zu den Kunden gehören alle großen Organisationen: Auch das Deutsche Rote Kreuz und das CCF Kinderhilfswerk nehmen die Dienste der Unternehmen in Anspruch. Die Mitarbeiter sind ausgebildete Überredungskünstler und ziehen von Stadt zu Stadt.

Sie vertreten keine Inhalte, sondern schaffen in erster Linie Geld heran. Offenbar mit Erfolg: Amnesty International etwa gibt an, in den letzten drei Jahren allein durch die professionelle Unterstützung 10 000 neue Spender gewonnen zu haben. In anderen Ländern der Europäischen Union machen die „Fundraising“-Einnahmen schon ein Drittel des gesamten Etats aus. In Deutschland betrug er 1998 lediglich drei Prozent der gesamten Einnahmen. Dass der Anteil heute höher ist, zeigt das Beispiel Amnesty International. Fundraising gewinnt also auch in Deutschland an Bedeutung.

Unabhängig vom zentral gesteuerten „Fundraising“ arbeiten nach wie vor regionale Gruppen und beobachten seit einigen Jahren die Arbeit von „DialogDirect“. Martin Wernst von der Heidelberger Amnesty International Hochschulgruppe hat die Entwicklung miterlebt: „Anfangs waren die meisten skeptisch, doch gemeinnützige Organisationen stehen in einem enormen Wettbewerb um Spender.“

Damit die Spendeneintreiber dennoch die Positionen des Auftraggebers kennen, und das Ansehen von Amnesty International nicht leidet, ist die Organisation an der zentralen Ausbildung bei „DialogDirect“ beteiligt. Zusätzlich kontrollieren die ehrenamtlichen Helfer die Arbeit ihrer bezahlten Kollegen. „Meistens sehen wir vorbildliche Arbeit“, so Wernst, „doch schwarze Schafe gibt es immer; wir haben auch schon Beschwerden an unsere Zentrale in Berlin gerichtet.“

Die inhaltliche Arbeit liegt weiterhin bei den Ortsgruppen. Deren Arbeit besteht darin, eigene Infostände zu unterhalten und mit verschiedenen Aktionen auf Menschenrechts-Verletzungen aufmerksam zu machen. Daneben organisieren die Ortsgruppen ebenfalls Spenden für die bundesweite und internationale Arbeit von Amnesty International.

Laut Martin Wernst muss jede Gruppe jährlich mehrere tausend Euro an die Deutsche Sektion in Berlin überweisen. Mit dem professionellen „Fundraising“ hat sich Wernst abgefunden: „Alles in allem ist es in Ordnung. Eine Ideallösung ist es nicht.“

von Beate Brehm, Alexander Graf, Fabian Wennemer
   

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