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 Hochschule
15.05.2007

Der Rektor tritt leise ab

Peter Hommelhoff trat zur Wiederwahl nicht mehr an

Ende Januar verkündete die Lokalpresse, was sich vor Monaten
angedeutet hatte: Rektor Peter Hommelhoff wird für eine zweite Amtszeit nicht kandidieren. Dabei war der 64-Jährige eigentlich gar nicht amtsmüde.

Ende Januar verkündete die Lokalpresse, was sich vor Monaten
angedeutet hatte: Rektor Peter Hommelhoff wird für eine zweite Amtszeit nicht kandidieren. Dabei war der 64-Jährige eigentlich gar nicht amtsmüde.


Ein Rückblick: Im Sommer 2005 hatte der Jurist eine entscheidende Niederlage einstecken müssen, als der in Acht-Augen-Verhandlungen beschlossene Fächertausch mit der Uni Mannheim an dem massiven Widerstand der Heidelberger VWL-Studenten und -Dozenten scheiterte. Auch im sonst so konsensbedachten Senat gab es heftigen Gegenwind. Nur die Vertrauensfrage, die an eine entscheidende Abstimmung über den Fächertausch gekoppelt war, sowie das Fehlen eines adäquaten Gegenkandidaten verhinderten den Königsmord.

Dabei sah vor dem geplanten Fächertausch noch alles danach aus, als ob Hommelhoff als Elite-Rektor in die Annalen der Ruperto Carola eingehen würde. Noch Anfang 2004 nahm der gebürtige Hamburger als erster den Versuchsballon „Exzellenzinitiative“ der rot-grünen Bundesregierung ernst und positionierte Heidelberg als treibenden Motor des Exzellenzwettbewerbs.

Die Elite-Uni sollte das werden, was die Wiedervereinigung für Helmut Kohl war: das Opus Magnum seiner Karriere, entstanden aus der Gunst der Stunde. Denn lange agierte der Fregattenkapitän der Reserve eher glanzlos. Das alte Projekt der fünften Neckarquerung in das Neuenheimer Feld wurde vom Stadtrat und Oberbürgermeisterin Beate Weber konsequent verschleppt – wenn nicht gar torpediert.

Die Elite-Uni Heidelberg sollte Hommelhoffs Meisterstück werden und die Chancen für den PR-trächtigen Rektor standen lange Zeit nicht schlecht. Doch mit der geplanten Schließung des Alfred-Weber-Instituts, die ein erzwungenes Zugeständnis an Landeswissenschaftsminister Peter Frankenberg war, welcher Heidelberg von radikalen Kürzungen lange verschont hatte, beendeten den Höhenflug.

Das heftige Störfeuer aus dem Senat, der sich durch den Alleingang bei der AWI-Schließung mehr als beleidigt fühlte, schürte das lange grummelnde Misstrauen gegenüber dem intern als patriarchalisch wahrgenommenen Führungsstil Hommelhoffs. Gerade die kleinen Fächer in den Geisteswissenschaften ballten schon lange die Faust in der Tasche. Immer wieder hatte sie das Rektorat bei Kürzungen, Zusammenlegungen und Umstrukturierungen ihrer Fachbereiche übergangen oder gar nicht erst informiert. Mehr als einmal erfuhren sie die neuesten Pläne des Rektorats erst aus den Medien.

Doch Hommelhoff überstand die AWI-Krise. Trotz des gewaltigen Imageschadens, den er sich durch den misslungenen Fächertausch zugezogen hatte, fand sich niemand im Senat, der eine vorzeitige Abwahl des Rektors durchziehen wollte. Die Gefahr bei einem Misstrauensvotum als „Königsmörder“ dazustehen, verhinderte die direkte Konfrontation.

Doch im Hintergrund wurden die Messer gewetzt und einige warteten nur auf den nächsten Fehltritt. Dieser folgte im letzten Jahr: Heidelberg verfehlte in der ersten Runde den Sprung in die Riege der exzellenten Unis. Hommelhoff hatte eine Exzellenz-Kür immer wieder als so gut wie sicher bezeichnet. Dabei schien er sogar gewichtige Bündnispartner hinter sich zu haben, denn noch am Abend vor der Entscheidung lancierte das Wissenschaftsministerium des Landes in den Medien das Gerücht: „Heidelberg ist dabei“.

Doch die Bonner Juroren gaben dem Zukunftskonzept der Ruperto Carola das Prädikat mangelhaft. Die damalige Live-Ãœbertragung der Exzellenz-Ergebnisse beim großen „Public-Viewing“ im Hof der Neuen Uni wurde zur großen Enttäuschung. Für Hommelhoff war es wohl der Wendepunkt, denn nur ein Sieg hätte dem leidenschaftlichen Kämpfer für die Heidelberger Exzellenz eine weitere Amtszeit gesichert.

An dem Tag begann wohl der geordnete Rückzug. Aber auch dies ging still und leise hinter verschlossenen Türen über die Bühne. Erst als die Rhein-Neckar-Zeitung am letzten Tag der Anmeldefrist für die Rektorenwahl bei Hommelhoff anfragte, ob er noch einmal antrete, machte er sein „Nein“ publik. In die Regelung seiner Nachfolge wurde der Norddeutsche nicht miteinbezogen. Zudem will Hommelhoff nach dem 30. September 2007 nicht mehr an sein Institut zurückkehren.

Diese Entschlüsse sprechen Bände. Gerade bei einem leidenschaftlichen Juristen wie Hommelhoff, der immer betonte, dass er das „Feuer der Lehre“ in sich spüre. Es ist ein einvernehmlicher Abgang, aber kein völlig freiwilliger.

von Reinhard Lask
   

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