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Feuilleton
14.05.2007
Viel Schaum um nichts Marisha Pessl, "Die alltägliche Physik des Unglücks" Blue van Meer, 16 Jahre alt, Professorentochter, Klugscheißerin. Nach unzähligen Jahren voller Schulwechsel und mit ihrem Vater als einzigem festen Bezugspartner darf sie ihr letztes Jahr an einer Eliteschule verbringen. Blue verwandelt sich von einer brillentragenden Überintellektuellen zu einem Teil des In-Zirkels der Schule um die unkonventionelle und mysteriöse Lehrerin Hannah. Auf einem Wanderausflug passiert dann eine Katastrophe, die alles, an das Blue jemals glaubte, in Frage stellt... Marisha Pessls Debütroman „Die alltägliche Physik des Unglücks“ war eine der großen Nummern der amerikanischen Literaturszene des letzten Jahres und ist auch hier überwiegend über den grünen Klee gelobt worden. Pessls Roman ist angewandter Post-Modernismus: Neben verschiedenen Illustrationen kann sich das Buch vor intertextuellen Referenzen kaum retten und kann sich für Menschen, die all diese Bücher gelesen haben, als durchaus amüsante „Eiersuche“ darstellen. Doch diese Belesenheit der Protagonistin, die dem Leser immer wieder gewaltvoll unter die Nase gehalten wird, beginnt schnell schwer zu nerven. Dazu kommen alte Motive: Lolita trifft auf einen Elektra-Komplex, trifft auf einen Möchtegern Thriller und gewaltige Verschwörungstheorien. Der Plot, der anfangs aus einem Film mit Lindsay Lohan stammen könnte und gegen Ende ad absurdum verpufft, ist mehr als dünn und Pessls Charaktere sind überzeichnet und konstruiert. Unter all dem Tand scheint aber Pessls Talent für Vergleiche und Beschreibungen durch, das des Öfteren für gelungene Komik sorgt. Leider ersäuft die tatsächliche Cleverness des Buchs in der restlichen Schaumschlägerei.
Marisha Pessl: „Die alltägliche Physik des Unglücks“, S.Fischer Verlag, 601 Seiten, 19,90 Euro. |