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 Feuilleton
05.12.2008

Danton: gestorben!

Blutrausch im Namen der Tugend und der Vernunft

Georg Büchners skandalträchtiges Stück „Dantons Tod“ wird nach dreißig Jahren wieder an der Städtischen Bühne in Heidelberg aufgeführt. Die Inszenierung von Davud Bouchehri ist modern, radikal und weiß ab und zu nicht recht wohin.

Nach dreißig Jahren bringt die Städtische Bühne wieder eine Aufführung von Büchners berühmten Werk „Dantons Tod“ auf die Bühne. Das polemische Stück spielt in den jungen Jahren der französischen Revolution und galt lange als nicht spielbar. Erst siebzig Jahren nachdem Büchner das Werk verfasst hatte, wird es 1902 in Berlin zum ersten Mal in Deutschland aufgeführt.

Die Inszenierung, die in der Städtischen Bühne zu sehen ist, weicht von dem historischen Bild ab, zumal der Versuch unternommen wurde, das Werk in ein aktuelleres Szenario zu übersetzen. Hierbei entsteht ein Kontrast zwischen der Moderne und unserer postmodernen Gegenwart.

Danton wird als ein einflussreicher, aber dekadenter Führer und Held der Revolution dargestellt, der private Techno-Parties veranstaltet und kokainsüchtig ist. Ihm gegenüber steht Robespierre, hier als eine prominente und vorbildliche Politikerin repräsentiert, eine Verkörperung der Tugend und der Ordnung. Auch in den Kostümen ist diese zeitliche Mischung zu spüren, da einige der Darsteller in traditionellen Trachten des 18. Jahrhunderts auftreten, während andere in aktuellerer Mode stecken.

Das Wesentliche an Büchners Werk bleibt aber auch in der aktuellen Heidelberger Inszenierung erhalten: die Konfrontation der beiden Akteure der französischen Revolution Danton und Robespierre. Der erste zu den Moderaten gehörend, fordert das Ende des Terrors und den Anfang der Republik, obwohl das Volk währenddessen noch immer an Hunger und Armut leidet.

Der Zweite, dem radikalen Flügel der Revolution angehörend, reagiert auf die Probleme mit noch mehr Gewalt und Hinrichtungen per Guillotine. Nach einer heftigen Diskussion skalieren sich die Diskrepanzen zwischen den Opponenten, so dass Robespierre beschließt Danton hinzurichten.

Die Inszenierung auf der Städtischen Bühne ist trotz der einzelnen Differenzen zum Original gut gelungen. Es vermittelt auf hervorragende Weise die Radikalisierung und nachfolgende Spaltung der französischen Revolution.

Abschließend ist noch zu bemerken, dass das Stück kaum zensiert ist. Wer es sich anschaut hat mit heftigen erotischen Szenen, Radikalität und Nacktheit zu rechnen – und drei Stunden Aufführung.



Das Stück ist noch bis Juni 2009 zu sehen. Weitere Informationen gibt es auf www.theaterheidelberg.de.

von Guillermo Gonzales Insua
   

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