09.12.2008
Kontrolle der Studiengänge
Uni muss System zur Qualitätssicherung aufbauen
Alle neuen Studiengänge müssen von privaten Agenturen auf Qualität und Studierbarkeit geprüft werden. Die Uni Heidelberg muss deshalb ein Qualitätssicherungssystem aufbauen. Dieses muss aber zuerst von einer privaten Agentur zertifiziert werden.
Alle neuen Studiengänge müssen von privaten Agenturen auf Qualität und Studierbarkeit geprüft werden. Die Uni Heidelberg muss deshalb ein Qualitätssicherungssystem aufbauen. Dieses muss aber zuerst von einer privaten Agentur zertifiziert werden.
Im Rahmen des Bologna–Prozesses soll auch die Qualität neuer Studiengänge nach einheitlichen europäischen Richtlinien gesichert werden. Die ehemaligen staatlichen Genehmigungsverfahren wurden deshalb durch eine neue Prozedur ersetzt: Ein nationaler Akkreditierungsrat lässt nun private Agenturen zu. Diese prüfen jeden Studiengang einzeln, bevor die Hochschule ihn einführen darf.
Die Universitäten bezahlen zwischen 10 und 15.000 Euro pro Studiengang–Akkreditierung. Am Zulassungsverfahren müssen Studenten in geringem Umfang beteiligt sein. Um diese Zusammenarbeit mit den Agenturen abzustimmen, haben der Freie Zusammenschluss von Studentenschaften (FZS) und die Bundesfachschaftentagungen den studentischen Akkreditierungspool gegründet.
Die Studiengänge umzustellen kostet viel Geld
Kritik am neuen System kommt von vielen Seiten. „Die zahlreichen Kriterienkataloge, die von einzelnen Agenturen entwickelt wurden, sind mittlerweile für niemanden mehr überschaubar; ihre Verbindlichkeit ist nach wie vor ungeklärt“, sagt Sonja Staack, ehemaliges studentisches Mitglied im Akkreditierungsrat. In der Privatisierung sieht sie einen Abschied von öffentlicher Verantwortung. Viele Hochschulen bemängeln außerdem die hohen Kosten, die bei der Umstellung auf die neuen Studiengänge entstehen.
Seit Herbst 2008 besteht deshalb alternativ die Möglichkeit der Systemakkreditierung. Statt einzelner Studiengänge wird dann das sogenannte „Interne Qualitätsmanagement“ der Universität zugelassen. Einmal geprüft, kann die Hochschule dann weitgehend autonom neue Studiengänge einführen. Ein Qualitätsmanagement aufzubauen ist allerdings teuer.
Studierendenvertreter sehen Systemakkreditierungen eher kritisch. Besonders gefährlich sei der weitgehende Verzicht auf externe Kontrolle. Stattdessen werde den Universitäten nach einmaliger Prüfung freie Hand gelassen: „Ein gutes Qualitätssystem bedeutet nämlich nicht automatisch, dass gute Studiengänge dabei herauskommen“, meint Imke Buß, FZS-Expertin für den Bologna-Prozess. „Das geht zu Lasten von Vergleichbarkeit und Mobilität.“
Den Prozess „einfach und kompatibel“ gestalten
In Heidelberg verhält man sich eher abwartend. Hier sind bis jetzt nur wenige Studiengänge akkreditiert, meist weiterbildende Master. Es ist geplant ein Qualitätsmanagement aufzubauen und die Studiengänge selbst zu prüfen. Von der angestrebten Systemakkreditierung erhofft man sich laut Prorektor Thomas Pfeiffer mehr Gestaltungsfreiheit, weniger Verwaltungsaufwand und geringere Kosten. Befürchtung, dies könnte zur Lasten der Vergleichbarkeit gehen, versteht er. „Ich begrüße, dass die Studenten dies artikulieren. Es ist in unserem Sinne, den Prozess so einfach und kompatibel wie möglich zu gestalten.“
Eine Möglichkeit sei das großzügige Anerkennen von Modulen. Laut Pfeiffer müssen die meisten Bachelorstudiengänge bis 2012 akkreditiert sein, wenn die vorläufigen Genehmigung ausläuft. „Bis dahin sind wir systemakkreditiert. Das müssen wir schaffen.“
Vermutungen, die Universität versuche durch gezielte Änderungen von Prüfungsordnungen Studiengänge erneut vorläufig genehmigen zu lassen, um die Frist zu verlängern, wies Pfeiffer ab: „Das wäre politisch falsch und würde nicht funktionieren.“ Ein Studiengang müsste ganz aufgehoben und neu eingerichtet werden, um den Prozess neu anlaufen zu lassen.
von Johannes Eberenz