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08.02.2008

„Die Amerikaner haben dieses Jahr die Wahl.“

Heidelberger Experten diskutieren die Vorwahlen in den USA

Clinton oder Obama? Es bleibt spannend im Vor-Wahlkampf in den USA: Heidelberger Amerikaexperten analysieren die Ergebnisse des â€žSuper-Tuesdays“.

Die Expertenrunde im Heidelberg Center for American Studies.

Clnton oder Obama? Und was bedeutet die voraussichtliche Kandidatur McCains für das Amt des Amerikanischen Präsidenten? Auch nach dem "Super-Tuesday" bleibt es spannend im Vor-Wahlkampf der USA: Bei den Republikanern konnte sich John McCain zwar behaupten, im Lager der Demokraten ist dagegen nach wie vor alles offen.Auch Heidelberger Wissenschaftler beschäftigen die Vorwahlen für die diesjährige Präsidentschaftswahl am vergangenen Dienstag. Professor Detlef Junker, Dr. Wilfried Mausbach und Dr. Martin Thunert vom Heidelberg Center for American Studies (HCA) sowie Professor Manfred Berg vom Historischen Seminar haben am Mittwoch die Ereignisse des „Super-Tuesdays“ analysiert.

Eigentlich könnten die Kandidaten fĂĽr das Präsidentensamt in den jetzt bereits feststehen. In den vergangenen Wahljahren war nach dem Super-Tuesday eine Entscheidung gefallen. Dieses Mal ist das zumindest bei den Demokraten anders. Hillary Clinton und Barack Obama liefern sich nach wie vor ein knappes Duell.  Das mediale Interesse konzentriert sich deshalb auch besonders auf die Demokratischen Partei. Da auĂźerdem beide Kandidaten Minderheiten in der Amerikanischen Politik-Szene verkörpern, ist dies zunächst nicht verwunderlich.

FĂĽr Manfred Berg ist das Gespann Clinton-Obama aber kein Zufall. Hochgebildete, professionelle Frauen und ethnische Minderheiten wĂĽrden innerhalb der Partei an Bedeutung gewinnen. Mit Verweis auf das 2002 erschienene Buch „The emerging democratic majority“ von Judis und Teixeira erklärte der Experte fĂĽr Amerikanische Geschichte, dass das Erstarken der Demokraten aufgrund demographischer und politischer Veränderungen:  Vor allem weiĂźe Frauen, Afroamerikaner und Hispanics wĂĽrden demnach Demokraten wählen - demographisch wachsenden Wählergruppen also. FĂĽr die Wahl zum Präsidentschaftskandidaten zumindest halt Berg Hillary Clinton fĂĽr die Favoritin. Er vermutet aber, dass erst auf dem Nationalen Parteitag die Entscheidung fällt. 

Auf der Seite der Republikaner habe es, wie Thunert ausführte, zwei Gewinner gegeben. John McCain konnte seinen Anspruch auf die Kandidatur festigen. Doch auch der ehemalige Baptistenpastor und Gouverneur von Arkansas Mike Huckabee, der bisher nur im Bundesstaat Iowa gewinnen konnte, erzielte die Mehrheit der Stimmen in fünf weiteren Staaten und entzog damit dem dritten Mitbewerber, Mitt Romney, die Aussicht auf die Kandidatur der Republikaner. Auf die Frage, warum der chancenlose Huckabee seine Kandidatur nicht zurückziehe, wies Thunert auf die möglichen Ambitionen Huckabees auf das Amt des Vizepräsidenten hin. Sollte McCain tatsächlich Präsidentschaftskandidat werden und die Wahl gewinnen, wäre er mit 71 Jahren der älteste Präsident der Vereinigten Staaten. Dies impliziere Probleme für die Mobilisierung jüngerer Wähler.

Historiker Detlef Junker:
"In den kommenden Monaten könnte viel passieren."

Verschiedene Szenarien für die offiziellen Kandidaten sind nach Ansicht der Amerika-Experten denkbar. Die Auswirkungen, die die endgültigen Nominierungen der Präsidentschaftskandidaten auf die Wähler haben, sind allerdings unklar. Es sei zum Beispiel durchaus möglich, dass potenzielle Wähler der Demokratischen Partei bei einer Kandidatur Obamas zu den Republikanern wechseln, so Thunert. Selbst Detlef Junker, der Gründungsdirektor des HCA, will daher keine Prognosen anstellen – sie würden seiner Ansicht nach zu spekulativ sein. Seiner Auffassung nach könne in den kommenden Monaten noch viel passieren.Einig sind sich die Heidelberger Experten jedoch darin, dass die Republikaner gegenüber beiden Kandidaten der Demokraten scharfe Medienkampagnen eröffnen werden.

Wird Barack Obama offizieller Präsidentschaftskandidat, so sei es möglich, dass die „Rassenkarte“ gespielt wird. Thunert bekräftigte allerdings, dass es sich um eine subtilere „Rassenkarte“ handeln könnte – dass seine Gegner nämlich auf den muslimischen Hintergrund Obamas anspielen werden. Auf dessen zweiten Vornamen ‚Hussein’ wurde bereits in den vergangenen Wochen  angespielt. Hillary Clinton dagegen könnte ĂĽber das Thema „moralischer Verfall“ stolpern.Im Moment, so Berg, hätten die Amerikaner tatsächlich die Wahl.

Sowohl in den Vorwahlen als auch in der endgĂĽltigen Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr könnten sie zwischen sehr unterschiedlichen Kandidaten wählen. Alle Anwärter haben allerdings eines gemeinsam: sie sind religiös. Und so schlieĂźt  Junker seine AusfĂĽhrung mit der Feststellung: „Man kann als Frau gewählt werden, als Schwarzer, aber nicht als Atheist.“In den kommenden Wochen stehen noch vier weitere Primaries an. Die Präsidentschaftswahlen finden am 4. November statt.

 

von Claudia GĂĽnther, Beate Brehm
   

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