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 Movies
01.07.2008

Esperanza

2 von 4 rupis - Schrulliger Spaß unter Deck

In Zsolt Bács Regiedebüt begibt sich der heruntergekommene Vergnügungsdampfer "Esperanza" auf eine letzte Fahrt nach Kopenhagen. Obwohl die Geschichte dabei nur schleppend in Fahrt kommt, überzeugt der Film mit absurden Details.

Ihre besten Tage hat die Esperanza hinter sich. Lange schon fehlen dem heruntergekommenen Vergnügungsdampfer die Passagiere. Eigentlich ein hoffnungsloser Fall. Doch ausgerechnet in der Silvesternacht hilft der Zufall nach: Zehn einsame Gestalten verpassen ihre Fähre und werden notgedrungen – alle möchten sie noch in der Nacht nach Kopenhagen übersetzen – zu Fahrgästen.

Unterschiedlicher und skurriler könnte das Ensemble unter Deck kaum sein: Vom Knast-Dauergast, der die Ordnung hinter Gittern dem Durcheinander der normalen Welt vorzieht, über die zarte, russische Balletttänzerin bis zum übertrieben tollpatschigen Smutje – die Versuchsanordnung zu Beginn von Zsolt Bács Regiedebüt „Esperanza“ verspricht eine abwechslungsreiche Reise. Doch der Film will wie der alterschwache Schlepper nicht so recht Fahrt aufnehmen, kommt immer wieder vom Kurs ab und bewegt sich phasenweise ziellos im Nebel. Draußen stürmt’s, in der maroden Schiffsbar plätschert die Geschichte ein wenig seicht vor sich hin. Und trotzdem: Immer wieder überzeugt der Film in seinen absurden Details. Hier liegt die große Stärke dieses kleinen Films. Denn wenn der Koch seine Suppe mit Tränen würzt oder der Maschinist sorgsam die Taschenuhren aufzieht, die wie die Lebenszeit manches Passagiers plötzlich abzulaufen drohen, kann man sich dem sympathisch kauzigen Humor kaum entziehen.

Wenn die Lebenslügen über Bord gehen

„Esperanza“ war bereits 2006 im Programm der Berlinale zu sehen. Dass der Film danach keinen Verleih fand und erst jetzt in den Kinos zu sehen ist, bleibt verwunderlich. Immerhin sind es keine ganz Unbekannten, die den schrulligen Figuren Leben einhauchen: Das Schauspieler-Ensemble um Anna Thalbach und Mavie Hörbiger überzeichnet die Charaktere gekonnt und durchaus überzeugend. Im Lauf der Nacht geht Lebenslüge nach Lebenslüge über Bord. Die Besatzung gibt sich schließlich alle Mühe, die zehn angespülten Seelen zu retten. Und so ist am Ende nicht nur ein neues Ufer erreicht. Auch auf ihrer letzten Fahrt gibt die Esperanza ihren Passagieren, was schon ihr Name verspricht: Hoffnung.

von Johannes Schubert
   

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