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 Wissenschaft
02.06.2008

ZĂ€rtlichkeit fĂŒr‘s GrĂŒnzeug

Gestreichelte Pflanzen wachsen besser

Dass Pflanzen auf gutes Zureden und zarte BerĂŒhrungen reagieren, behaupten diejenigen, die einen „grĂŒnen Daumen“ haben. Wer dies allerdings als reinen Öko-Hokuspokus abtut, kann sich im Pfaffengrund vom Gegenteil ĂŒberzeugen lassen. 

Dass Pflanzen auf gutes Zureden und zarte BerĂŒhrungen reagieren, behaupten gerne diejenigen, die vorgeben einen „grĂŒnen Daumen“ zu haben. Wer dies allerdings als reinen Öko-Hokuspokus abtut, kann sich in der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt fĂŒr Gartenbau im Pfaffengrund vom Gegenteil ĂŒberzeugen lassen. Dort wird erprobt, welche Pflanzenkulturen auf maschinelles Streicheln positiv reagieren.

So kommt es, dass Ute Ruttensperger, Leiterin der Abteilung Versuchswesen fĂŒr Zierpflanzenbau, ihre Besucher schon mal in das „Streichelhaus“ bittet. In der GewĂ€chshauszelle prĂ€sentiert sie neben Petunien auch Tomaten- und Paprika-Pflanzen, die von einer Maschine regelmĂ€ĂŸig „gestreichelt“ werden. An einem fahrbaren GerĂ€t sind handelsĂŒbliche WischmopptĂŒcher befestigt.

Diese gleiten ĂŒber die Pflanzen hinweg und berĂŒhren sie sanft an den Spitzen. Das Prinzip ist denkbar einfach: "Es ist letztendlich eine Nachahmung der Natur. So wie Pflanzen auf Wind reagieren, reagieren sie auch auf die BerĂŒhrungen der WischtĂŒcher", erklĂ€rt Ruttensperger.

108 Mal am Tag streicheln

Die Pflanzen werden schon im zarten Kindesalter, als Setzlinge, derart bearbeitet. Dadurch lĂ€sst sich ein Hemmeffekt im Wachstum von 30 Prozent erreichen, wie sich anhand einer „ungestreichelten“ Kontrollpflanze ablesen lĂ€sst. „Die AbstĂ€nde zwischen zwei BlattansĂ€tzen bleiben kĂŒrzer. Dadurch wird die Pflanze kompakter im Wuchs und bleibt stabiler. Das ist ein optischer und auch ein ökonomischer Vorteil: Die Pflanzen brauchen weniger Platz“, erzĂ€hlt Ruttensperger.

So gibt es Pflanzenkulturen wie die Paprika-Pflanze, die 108 Mal am Tag in drei Blöcken gestreichelt wird. Durch die Aufteilung in Blöcke lĂ€sst sich eine stĂ€rkere Wirkung erzielen: Die Pflanze empfindet auch kurze Zeit nach der Behandlung noch ein „Streichel-GefĂŒhl“.

Noch gezielter streicheln

Die ersten Versuche dieser Art gab es in den 70er Jahren in Amerika. Bis heute ungeklĂ€rt ist jedoch, warum die Pflanzen derart auf den Reiz reagieren. „Man mĂŒsste herausfinden, was sich in der Pflanze regt. An der Transpiration der Pflanze liegt es nicht: Da stellt man keinen Unterschied fest.

Möglich wĂ€re es, dass die Pflanze durch die Störung in Stress gerĂ€t und Hormone ausschĂŒttet“, vermutet die Expertin. WĂŒrde man diese Erkenntnis gewinnen, ließe sich das Streicheln noch gezielter einsetzen. Geschwindigkeit, HĂ€ufigkeit, Tageszeit – all das wĂ€ren Dinge, die sich noch optimieren ließen. „Dazu brĂ€uchte man einen jungen Wissenschaftler von der Uni. Eigentlich ein schönes Projekt fĂŒr eine einfĂŒhlsame Dissertation“, schmunzelt Ruttensperger.

von Janine Luth
   

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