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 Interview
05.05.2008

Klimawandel: voll gefährlich

Umweltphysiker Werner Aeschbach-Hertig im Interview

Werner Aeschbach-Hertig ist Mitglied der Arbeitsgruppe „Grundwasser und Paläoklima“. Im ruprecht-Interview erklärt der Klimaforscher, was das Grundwasser über das Klima der letzten Eiszeit aussagen kann.

Seit 2003 lehrt Werner Aeschbach-Hertig am Institut für Umweltphysik an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Er ist Mitglied der Arbeitsgruppe „Grundwasser und Paläoklima“. Mit Hilfe des Grundwassers kann er das Klima bis zur letzten Eiszeit feststellen.


ruprecht: Können Sie unseren Lesern erläutern, was ein Umweltphysiker macht?

Aeschbach-Hertig: In der Umweltphysik versuchen wir physikalische Prozesse der Umweltsysteme zu verstehen, wie zum Beispiel die Atmosphäre, Strömungen oder auch aquatische Systeme. Natürlich ist auch das Klima ein großes Thema für uns.

Mit Hilfe ihrer Forschung in Grundwasser und Süßwasserseen können Sie anhand von Edelgasen das Klima der letzten 50.000 Jahre rekonstruieren.

Ja genau. Aus dem Grundwasser können wir von den Edelgasen etwas über das Klima der Vergangenheit lernen. Die Grundwässer sind sozusagen ein Archiv. Mit Hilfe der Löslichkeit von Edelgasen im Wasser, die je nach Temperatur beim Versickern aus der Bodenluft gelöst werden, können wir Rückschlüsse auf das Klima ziehen: Wenn es kälter ist, lösen sich mehr Edelgase.
Da man den Kohlenstoff im Grundwasser mit Hilfe der C14-Methode datieren kann, können wir nur etwa 30.000 bis 40.000 Jahre zurückgehen, also maximal bis zur letzten Eiszeit. Durch diese Methode können wir den Temperaturunterschied von der letzten Eiszeit bis heute feststellen. Vor etwa 20.000 Jahren war das Klima verhältnismäßig kalt. Die Jahresdurchschnittstemperatur war ungefähr fünf Grad kälter als heute. Was wir allerdings weniger gut nachweisen können sind kurzfristige Schwankungen des Klimas.

Können Sie mit Hilfe ihrer Forschung Rückschlüsse für die Zukunft unseres Planeten ziehen? Das ist die Motivation der Paläoklimaforschung.

Man hat ja festgestellt, dass es Veränderungen in der Atmosphäre gibt, hervorgerufen durch den Ausstoß von Kohlenstoffdioxid, wofür natürlich der Mensch verantwortlich ist. Die Klimaforschung zeigt, dass der Kohlenstoffausstoß zu einer Erwärmung führt. Ein Teil dieser Forschung ist nun eben die Paläoklimaforschung, also die Erforschung des Klimas der Vergangenheit, die dazu beiträgt, das Klima der Gegenwart und der Zukunft besser zu verstehen. Dadurch kann man die menschbedingte Veränderung mit der des Klimas der Vergangenheit vergleichen.

Es gibt Stimmen, die behaupten, dass die Klimaerwärmung völlig natürlich ist, da es in der Vergangenheit ebenfalls ähnliche Klimaerwärmungen gab. Was entgegnen Sie?

Natürlich ist es richtig, dass es auch schon in der Vergangenheit Klimaerwärmungen gab. Es ist aber auch eindeutig so, dass die Rahmenbedingungen wie zum Beispiel die Atmosphäre durch menschliche Einflüsse verändert wurden. Durch die neueren Forschungen hat man klare Vorstellungen bekommen, wie Treibhausgase wirken. Daher ist es etwas gewagt zu behaupten, die Klimaveränderungen wären natürlich.

Die Wüsten der Erde, breiten sich immer weiter aus. Gibt es Möglichkeiten, die klimabedingte Ausbreitung der Wüsten aufzuhalten?

Der Wasserkreislauf wird insgesamt angeregt. Es wird also mehr regnen und mehr Wasser verdunsten. In den Subtropen und den trockenen Zonen wird es noch wärmer und trockener werden. Außer der Reduzierung des CO2- Ausstoßes können wir nicht viel machen, um dem entgegen zu wirken. Die Klimaveränderung ist aber nur ein Teil des Problems, der andere Teil ist die Übernutzung des Wassers. Hierzu tragen natürlich die wachsende Bevölkerung und die Industrialisierung auch in den trockenen Gebieten bei.

Gibt es ein nachhaltiges Wassermanagement?

Es ist so, dass die Menschheit „nur“ 30 Prozent der Wasserressourcen nutzt. Ich glaube, dass es prinzipiell möglich ist, das Wassermanagement zu verbessern. Es gibt Gebiete, in denen Wasser deutlich übernutzt und Grundwasserspeicher geleert, Seen ausgetrocknet werden. Dagegen muss man natürlich etwas unternehmen.

Thema Trinkwasser. Wird es in Zukunft Kriege um Wasserressourcen geben?

Das ist durchaus denkbar. Ich hoffe nicht, dass es zu Kriegen kommen wird, meistens geht es um regionale Auseinandersetzungen. Natürlich werden sich solche Konflikte auf die internationale Politik auswirken. Ich hoffe, dass sich die betroffenen Länder einigen können und Verträge aushandeln.

Die Wasserenergie stellt eine nachhaltige emissionsarme Energieform dar, die damit sehr klimafreundlich ist. Gibt es aber nicht einen Konflikt der Energiegewinnung aus Wasserkraft und den noch vorhandenen Wasserressourcen?

Einen direkten Konflikt gibt es eigentlich nicht, weil durch die Energiegewinnung aus Wasserkraft kein Wasser verloren geht. Das Problem der Wasserkraft ist, dass die Energiegewinnung aus dieser Energieform einigermaßen beschränkt ist. Dort wo es Sinn ergibt die Wasserkraft zu nutzen, wie in den Alpen, ist diese Energieform bereits sehr gut ausgebaut.

Herr Aeschbach-Hertig, vielen Dank für das Gespräch!

von Michael Bachmann
   

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