05.05.2008
Ăśebermutter: Unheil
Lange war Luci van Org von der Bühne verschwunden. Nun ist sie mit ihrem Bandprojekt „Üebermutter“ zurück. Das Mädchen-Lipgloss und die Girlie-Blumenschaukel hat sie dabei definitiv an den Nagel gehängt.
„Weil ich ein Mä-ä-ä-ä-dchen bin!“ Kaum jemand, der sich nicht dieser gruseligen Girly-Chiceria der 90er Jahre erinnert: Lucilectric, dauerfröhliche Pop-Göre und Vorzeige-Mädchen in einer Zeit neonfarbener Miniröcke, bauchfreier Knatsch-Tops und schrillbunter Haarspangen.
Lange war sie, deren bürgerlicher Name Luci van Org lautet, von der Bühne verschwunden. Nun ist sie zurück, mit ihrem Bandprojekt „Üebermutter“. Und eines muss man sagen Lipgloss und Blumenschaukel hat sie definitiv an den Nagel gehängt.
Mit böse daherprügelnden Metal-Riffs und Power-Lyrics in bester Gothic-Rock-Tradition ziehen „Üebermutter“ in den Krieg für die neue Weiblichkeit: Songs wie „Am Anfang war das Weib“, „Gebäermaschine“ oder die erste Single „Heim und Herd“ fegen mit martialischer, männermeuchelnder Bildsprache durch die letzten Bastionen des totgeglaubten Patriarchats. „Unheil“ – der Name ist Programm, zumindest für Träger des Y-Chromosoms.
Doch allzu wörtlich nehmen sollte man das Album mit seinem vermeintlichen Männerhass und dem Kriegssymbolen-Fetisch nicht, denn unter der kämpferischen Fassade verbirgt sich oft ein sarkastisches Grinsen. Kalkulierte Provokation? Ja, aber eine, die extrem gut klingt. Reinhören: Es lohnt sich!
von Lisa GrĂĽterich