04.11.2008
Novembermusik
Die neuen Alben von LuxuslÀrm, Rainald Grebe und Kephalo
Passend zum wechselhaften Novemberwetter prĂ€sentieren wir drei neue Alben die zu jeder Stimmungslage passen: den dĂŒsteren Kephalo-Erstling, die tiefschwarz-humorigen Lieder von Rainald Gebe und die Partykracher LuxuslĂ€rm.
LuxuslÀrm - 1000 km bis zum Meer
Irgendwo zwischen Die Happy, Guano Apes und Evanescence bewegt sie sich: die Musik von LuxuslÀrm, den vielversprechenden Newcomern aus der Gegend von Iserlohn.
Nachdem das Quintett um SĂ€ngerin Jini Meyer in den vergangenen vier Jahren schon fleiĂig BĂŒhnenerfahrung gesammelt und Preise abgestaubt hat, legen die fĂŒnf Musiker mit â1000 km bis zum Meerâ nun ihr DebĂŒtalbum vor. Und, wie könnte es anders sein: LuxuslĂ€rm machen darauf alles richtig.
Neben dem soulig-rockigen Titeltrack finden sich zwölf weitere, charttaugliche Songs auf der Scheibe (Anspieltipp: âDu gehst jetzt besserâ und âSoll das etwa alles sein?â). Etwas âNuMetalâ, Gothic und viel Pop-Rock â so lautet dieser Tage das Erfolgsrezept.
Einziges Problem: Auf Platte gebannt entfaltet die Band nicht ihr ganzes musikalisches Potential. Man muss LuxuslÀrm live gesehen haben!
Rainald Grebe - 1968
Eine Zeitmaschine, Katzen in PlastiktĂŒten, Guido Knopp und der Marlboro-Mann â wie bitte geht denn das zusammen? Willkommen im Kosmos der Versöhnung, im Universum von Rainald Grebe: Voraussehbare Pointen waren gestern!
Gemeinsam mit Martin Bauer und Marcus Baumgart hat der Berliner Ausnahme-Comedian und Subversiv-KĂŒnstler eine neue Show und ein neues Album auf die Beine gestellt: â1968â heiĂt es â und wer Grebe kennt, der weiĂ: Hier wird die Geschichte der 68er neu geschrieben. Oder zumindest krĂ€ftig durch den Kakao gezogen.
âFrĂŒher gabâs auch noch Inzestdörfer. Was war die gute alte Zeit: Hasenscharten im Trachtenkleidâ, dichten Rainald Grebe und die Kapelle der Versöhnung zum JubilĂ€umsjahr der unfertigen Revolution. Doch nicht nur das namensgebende Jahr 1968 wird in gewohnt hinterfotziger Manier musikalisch aufs Korn genommen: Im Schweinsgalopp geht es hier quer durch die AbsurditĂ€ten der Geschichte.
Liedermacher Rainald Grebe versteht eben sein humoristisches Handwerk und singt mit viel Verve und Vibrato von Hybridschnöseln, Ressourcenschonung in der Wohnung oder Pornos mit Handlung. Mal tragikomisch wie âEs gibt kein richtiges Leben im falschenâ, mal politisch inkorrekt wie âDer PrĂ€sidentâ. Und immer unschlagbar gut.
Kephalo - Endlose Tiefe
Viel zu selten kann man sie heutzutage noch finden, diese besonderen Hörerlebnisse: Filigrane und originelle Songs, die berĂŒhren und Geschichten erzĂ€hlen, Melodien mit Charakter und GefĂŒhl, fernab von den ĂŒblichen, langweilig-altbackenen Akkordmustern. Kurz: Schöne Musik, die einfach nicht mehr aus dem Kopf geht.
Drei BrĂŒder aus dem nahgelegenen OdenwaldstĂ€dtchen Schönau haben es geschafft: Eric, Manuel und Pascal Mozer alias Kephalo haben mit âEndlose Tiefeâ nicht nur ihr erstes Album vorgelegt, sondern auch ein kleines Klangkunstwerk der besondern Art geschaffen.
Ganz ohne Gesang kommen sie aus, die fesselnden und einnehmenden Lieder von Kephalo. Und dennoch â oder gerade deshalb? â entfalten sie eine ganz besondere Wirkung auf den audiophilen Hörer. Ob unheilschwangere, brodelnde Songs wie âNiemandslandâ oder eher verspielte Kompositionen wie âSonnenwendeâ, ob verheiĂungsvoll und einnehmend wie âDer verborgene Teil meiner Seeleâ oder spannungsgeladen und ohrwurmkompatibel wie âMetropolisâ: Einmal vernommen, lĂ€sst einen die Musik von Kephalo nicht so einfach wieder los.
Und das ist auch gut so, denn âEndlose Tiefeâ ist Harmoniezauber pur. Ihr sucht eine Platte fĂŒr intensive HerbstnĂ€chte? Nun denn, ihr habt sie gefunden!
von Lisa GrĂŒterich