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 Wissenschaft
27.04.2009

Als Adam und Eva Dinosaurier jagten

Pseudo-Wissenschaften wie der Kreationismus sind weltweit auf dem Vormarsch

Vor 150 Jahren veröffentlichte Charles Darwin seine revolutionäre Arbeit „Die Entstehung der Arten“ . Doch die Wissenschaft kann dieses Jubiläum nicht sorglos feiern: Kreationisten stellen die Evolution durch natĂĽrliche Auslese grundsätzlich in Frage.

Bislang wehrten sich vor allem Menschen in den USA gegen die Evolutionstheorie. Nur Alarmierende 45 Prozent der US-BĂĽrger glaubten 1985 an die Richtigkeit der Darwinschen Theorie. Zum Jahr 2005 fiel diese Zahl sogar auf 40 Prozent zurĂĽck, wie die Fachzeitschrift Science berichtete. Auch in Europa wurde 2005 eine solche Studie durchgefĂĽhrt. Ergebnis war, dass die Akzeptanz der Evolution hier deutlich höher ist: In Island, Dänemark und Schweden sind etwa 80 Prozent der Bevölkerung von der Evolutionstheorie ĂĽberzeugt.

Als BegrĂĽndung fĂĽr diesen Unterschied zwischen den USA und Euopa nennen die Autoren zum einen die Politisierung der Evolutions-Debatte in den USA. Beim konservativen FlĂĽgel der Republikaner ist der Kreationismus ein Fundament der politischen Agenda. Ein zweiter Grund sei der Fundamentalismus vieler amerikanischer Protestanten, die die  Schöpfungslehre, die Genesis, wortwörtlich interpretieren. Die Mehrzahl der europäischen Christen hingegen â€“ darunter auch der Vatikan – verstehen sie metaphorisch. FĂĽr sie besteht kein Widerspruch zwischen ihrem Glauben und der Darwinschen Lehre.

Ganz klar grenzte sich der Vatikan von kreationistischen Gruppen im März dieses Jahres auf einer Konferenz an der Jesuiten-Universität Gregoriana in Rom ab. Zu dieser waren keine Kreationisten eingeladen und auch keine Anhänger des
Intelligent Design (ID). Letztere sind von der Existenz eines intelligenten Welt-Schöpfers ĂĽberzeugt. Ganz unproblematisch ist die Situation in Europa jedoch auch nicht: Kreationisten-Gruppen, wie â€žWort und Wissen“ in Deutschland oder „Truth in Science“ in GroĂźbritannien kritisieren die Grundsätze der Evolution. Aber auch einige Politiker meinen die Natur besser zu verstehen als die Wissenschaftler: In Italien wollte Bildungsministerin Letizia Moratti 2004 die Evolutionstheorie aus dem Biologielehrplan der Schulen entfernen. Auch die ehemalige hessische Kultusministerin Karin Wolff sprach sich fĂĽr die Vermittlung der christlichen Schöpfungslehre im Biologieunterricht aus.

In Russland gibt es sogar „Forschungen“ zu „Creation Geology“, die Beweise fĂĽr die Sintflut und fĂĽr die zeitliche Koexistenz von Dinosauriern und Menschen sucht. Solche Aussagen und die Diskussion ĂĽber den Unterricht von ID an US-amerikanischen Schulen brachten den Physiker Bobby Henderson und den Biologen Richard Dawkins dazu, vehement gegen die Kreationisten anzugehen. 2005 grĂĽndete Henderson die Religionsparodie â€žPastafarianismus“, deren zentrale Gottheit das „Fliegende Spaghettimonster“ ist. Um die Absurdität von religiösen Erklärungen im Biologieunterricht zu zeigen, forderte er von der Schulbehörde in Kansas, seinen Pastafarianimus als Schöpfungslehre zu vermitteln.

Dawkins hingegen parodiert nicht. In seinem Buch „Der Gotteswahn“ kritisiert er die philosophischen Grundlagen der Religion und zeigt, warum Kreationismus unwissenschaftlich ist. Die Kreationisten allerdings behaupten, ihre Theorien  seien wissenschaftlich. Wer aber Dogmen folgt und wissenschaftlich bewiesene Tatsachen leugnet, ist automatisch schon aus dem wissenschaftlichen Diskurs ausgetreten. Kreationismus und ID im Biologieunterricht zu vermitteln ist aus diesem  Grunde völlig unakzeptabel.

 


Evolutionäre Missverständnisse kurz aufgeklärt:

Evolution ist nur eine Theorie
Theorie bedeutet in der Umgangssprache â€žVermutung“. Die Evolutionstheorie ist jedoch keine „Vermutung“, sondern ein verifiziertes Prinzip, dass bislang nicht falsifiziert wurde.

Evolution ist ein zufälliger Prozess â€“ komplexe Organe können dabei nicht entstehen 

Mutationen treten zufällig auf, aber die natĂĽrliche Auslese ist kein zufälliger Prozess. Jeder an die Umgebung besser angepasste Organismus hat höhere Fortpflanzungschancen und trägt daher seine Erbanlagen eher in die nächste Generation.

Die natĂĽrliche Auslese „verbessert“ Organismen

An die Umgebung angepasste Organismen sind nicht „höher“ entwickelt, besser oder automatisch komplexer. Was vor Millionen Jahren an anderen Orten gut funktionierte, kann heute und hier zum Aussterben fĂĽhren.

von AnikĂł Udvarhelyi
   

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