27.04.2009
Bewerber besser verteilen
Neues Zulassungssystem soll leere Studienplätze füllen
Das Semester hat bereits begonnen, doch aufgrund von Mehrfachbewerbungen sind tausende Studienplätze noch frei. Bund, Länder und Hochschulen suchen gemeinsam nach einer Lösung.
„Lieber eine Bewerbung mehr, als am Ende gänzlich ohne Studienplatz dastehen“, schien sich eine Abiturientin gedacht zu haben, als sie sich für alle 35 zulassungsbeschränkten Studiengänge der Universität Bochum bewarb. Zugelassen wurde sie dort in 21 dieser Fächer, trat ihr Studium am Ende allerdings an einer völlig anderen Universität an.
Mehrfachbewerbungen: Was dem angehenden Studenten mehr Sicherheit und Auswahlmöglichkeiten bietet, ist gleichzeitig der Albtraum jeder Universität. Denn nicht immer gelingt es, alle unbesetzten Studienplätze durch Nachrück- und Losverfahren noch vor Semesterbeginn an den Mann zu bringen: Zehn bis 20 Prozent aller Studienplätze in Deutschland bleiben jedes Semester leer.
Daher hatte Bundes- bildungsministerin Annette Schavan (CDU) Anfang März zum Krisengipfel nach Berlin geladen, um dort mit Hochschulrektoren, Vertretern von der Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen (ZVS) und Bildungspolitikern nach einer Lösung zu suchen. Das Ergebnis: Ein einheitliches Zulassungssystem mit bundesweitem Datenabgleich soll das Chaos der Doppeleinschreibungen bei Mehrfachbewerbungen in Zukunft unterbinden.
Zudem sollen bundesweit vereinheitlichte Termine für den Bewerbungsschluss und das Versenden der Zulassungsbescheide die Studienplatzvergabe beschleunigen. Wer eine Absage erhalten hat, soll ab Anfang September auf einer Internet-Plattform erfahren können, an welcher deutschen Uni noch Studienplätze frei sind und wo man sich dementsprechend noch einmal direkt bewerben kann. Auf der Plattform können die Bewerber mitverfolgen, welchen Rang sie auf der Warteliste haben.
Ob die Internetbörse letztendlich von der ZVS oder aber doch jemand anderem betreut wird, steht derzeit noch nicht fest. Verbindlich soll das Verfahren ab dem Wintersemester 2011/12 werden. Bis dahin wolle man das System stufenweise aufbauen. Somit werden die Studienanwärter bereits ab dem kommenden Wintersemester von den einheitlichen Terminen profitieren können.
Den Hochschulen soll es selbst überlassen bleiben, sich an dem Serviceverfahren zu beteiligen. Margret Wintermantel, Präsidentin der Hochschulrektorenkonferenz, hält das Risiko, dass am Ende keiner mitmacht, für gering: Die Hochschulen
sähen sich in der Verantwortung, alle Studienplätze zu besetzen.
Auch an der Universität Heidelberg blieben im vergangenen Wintersemester 235 der Studienplätze in NC-Fächern unbesetzt – das sind rund zehn Prozent. „Damit haben wir, wie alle anderen Universitäten auch, ein grundsätzliches Problem, das wir nicht wegdiskutieren wollen, sondern lösen müssen“, erklärte der Heidelberger Rektor Bernhard Eitel. Er habe Bundes- und Landesregierung zugesagt, dass sich die Universität Heidelberg an der bundesweiten Optimierung der Zulassungsverfahren beteiligen wird.
von Fanny Hofmann