15.12.2009
Der Sonne entgegen
PH-Studenten bauen eine Solaranlage
âWenn die UniversitĂ€tslandschaft so hĂ€ufig als âOrt der Innovationâ bezeichnet wird, warum gibt es hier dann noch keine Solaranlagen?â Philipp Moritz, Student an der PĂ€dagogischen Hochschule Heidelberg, formuliert den Gedanken, der den Keim der Initiative âUnisolar Heidelbergâ gebildet hat.
âWenn die UniversitĂ€tslandschaft so hĂ€ufig als âOrt der Innovationâ bezeichnet wird, warum gibt es hier dann noch keine Solaranlagen?â Philipp Moritz, Student an der PĂ€dagogischen Hochschule Heidelberg, formuliert den Gedanken, der den Keim der Initiative âUnisolar Heidelbergâ gebildet hat. Die PH-Studierenden errichten auf den DĂ€chern der Hochschule im Neuenheimer Feld eine Fotovoltaik-Anlage. Der erzeugte Solarstrom wird in das Netz der UniversitĂ€t eingespeist, an das die PH angeschlossen ist.
Die Idee kam Philipp vor einem Jahr in einem Seminar zum Thema Erneuerbare Energien. âDer Ansatz sollte nach der PrĂ€sentation nicht einfach vergessen werdenâ, meint MitbegrĂŒnder Andreas GiĂler. âWir wollten ein Beispiel fĂŒr nachhaltiges und sinnvolles Handeln geben.â Von ihrem Ziel ist die Gruppe nicht mehr weit entfernt. Nachdem sie vor einem Jahr ihre Arbeit aufgenommen hat, ist die Planung der Anlage abgeschlossen. Im kommenden FrĂŒhjahr soll Baubeginn sein. Die schwarzen Paneele sollen eine Leistung von 30 Kilowatt erzeugen und damit im Jahr 30.000 Kilowattstunden Strom erzeugen. Das entspricht dem Stromverbrauch von 14 Vier-Personen-Haushalten.
Der Solarstrom soll in den kommenden 20 Jahren den AusstoĂ von 440 Tonnen Kohlendioxid einsparen â den Jahresverbrauch von mehr als 40 EuropĂ€ern. âDie Anlage dient aber nicht allein der Stromerzeugungâ, erklĂ€rt Vinzenz Erb, der selbst Mitglied der Initiative ist. âEin Solarmodul richten wir speziell dafĂŒr ein, dass die Institute der PH Experimente an ihm durchfĂŒhren könnenâ, fĂŒgt er hinzu.
DarĂŒber freut sich auch Anneliese Wellensiek, die Rektorin der PH. âStolz bin ich aber vor allem in erziehungswissenschaftlicher Hinsichtâ, sagt sie. âDie Studierenden haben durch die Selbstorganisation und die Teamarbeit auch ihre soziomoralischen Kompetenzen ausgebaut und viel ĂŒber Demokratie gelernt. Da lacht mein PĂ€dagogenherz.â FĂŒr den Bau, die Versicherung und den Betrieb der Anlage haben die Studierenden die Firma âSolardach Investâ engagiert, die eigens fĂŒr den Bau solcher Projekte gegrĂŒndet wurde. FĂŒr jede erzeugte Kilowattstunde Solarstrom zahlen die Stadtwerke einen festen Betrag. So finanziert sich die Anlage.
Die 95.000 Euro Startkapital fĂŒr Bau und Unterhalt der Anlage organisierten die Studierenden ĂŒber ein BĂŒrgerbeteiligungsmodell: Jeder kann âSolardach Investâ ein kleines, auf 20 Jahre angelegtes Darlehen geben. So lange lĂ€uft das Projekt. Den Gewinn aus dem eingespeisten Strom verzinst die Firma mit bis zu sechs Prozent pro Jahr und zahlt es an die Anleger zurĂŒck. Auch Rektorin Wellensiek hat einen Vertrag unterzeichnet. âDas ist fĂŒr mich ĂŒberhaupt kein Verlust. In meinem Portfolio sind weitaus schlechtere Papiereâ, erklĂ€rt sie.
Dass ein Darlehen auch etwas fĂŒr Studenten ist, zeigt das Team von âUnisolar Heidelbergâ: âUns war klar, dass wir uns an unserem Projekt auch selbst beteiligen wollenâ, so Vincent Erb. âEiner hat sein altes Mofa verkauft, ein anderer verzichtet in diesem Jahr auf ein eigenes Snowboard und mietet sich eines. Mit solchen Sachen haben wir schon 4000 Euro zusammenbekommen!â
Nach nur drei Wochen zĂ€hlen die Studenten bereits DarlehensvertrĂ€ge im Wert von insgesamt 74 000 Euro. âIn Kopenhagen wird ĂŒber Klimaschutz geredetâ, meint Philipp stolz, âwir fangen schonmal damit an.â
von Max Mayer