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 Leserbriefe
20.01.2009

"Miserabel recherchiert"

Leserbrief zu: "Palästina - Ein unfreies Land", Ausgabe 117, S.11

Wenn schon in der Überschrift ein juristischer Ausdruck verwendet wird, dann sollte man diesen juristisch korrekt verwenden. Palästina als Land existiert nicht. Es handelt sich um international anerkannt israelisches Staatsgebiet, das unter die autonome Verwaltung der PA (palästinenische Autonomiebehörde) gestellt wurde. Was unmittelbar dazu führt, dass die Westbank auch nicht "besetzt" sein kann. Denn das eigene Staatsgebiet kann man nicht besetzen, das geht nur mit fremdem Staatsgebiet.

Abgesehen davon, wird mit keinem Wort Gaza erwähnt ist, aus dem sich die israelische Armee schon vor einiger Zeit komplett zurückgezogen hat. Die Folgen daraus sind allgemein bekannt und bestehen aus Raketenangriffen aus dem Gazastreifen auf die angrenzenden israelischen Städte und bürgerkriegsähnlichen Kämpfen zwischen Fatah und Hamas untereinander.

Eine weitere unserer Meinung nach untragbaren Aussage ist: "Laut den Einwohnern wird dabei mitunter ab und zu mal jemand ohne Grund erschossen." Es wird in keiner Weise belegt oder anderweitig begründet, dass willkürlich Personen erschossen werden. Ohne weiter darauf einzugehen, was bestimmt interessant wäre, wird diese Behauptung in den Raum geworfen. Lediglich die Einwohner alleine sind dafür keine sehr präzise und vertrauenswürdige Quelle.

Besonders erstaunt hat uns die Erwähnung der Ausweispflicht. Wie aus dem Artikel hervorgeht hat Lena die deutsche Staatsbürgerschaft. Dann schlagen wir mal vor, sich in Deutschland in einer Polizeikontrolle nicht ausweisen zu können. Da wird man zur Wache mitgenommen und bleibt da, bis sich die Identität feststellen lässt. Kann man sich nicht amtlich ausweisen, wird ein Bußgeld fällig. In Deutschland besteht die gleiche Ausweispflicht wie in Israel!

Der Satz "Ein Israeli dagegen darf sich frei bewegen", ist exemplarisch dafür, wie schlecht der Artikel recherchiert ist. Die Aussage ist nämlich schlicht und einfach falsch. Ein Israeli braucht genau wie Palästinenser eine Genehmigung um in die Westbank oder Gaza einreisen zu dürfen.

Der folgende Satz "Einige Ausflüge gelingen mir trotzdem", ist reine Heuchelei. Mit einem deutschen Pass kann man sich frei bewegen, eingeschränkt nur durch spontane Grenzschließungen aus Sicherheitsgründen, auf die das Auswärtige Amt auf einer Homepage auch ausdrücklich hinweist.

Eine weitere Aussage, die einfach falsch ist, ist der Satz: "Den Palästinensern gilt sie [Jerusalem] ebenso wie den Israelis als heilige Stadt." Wir wollen Jerusalem nicht seine Heiligkeit absprechen, jedoch sollte man schon zwischen Volkszugehörigkeit, Staatsbürgerschaft und Religion unterscheiden. Heilig ist Jerusalem für Juden und Moslems und Christen. Die Staatsangehörigkeit sagt nichts über die Religion aus.

Die Spitze sind jedoch die Zitate, vom Vater von Samara, die zwei Häuser weiter wohnt, eine sehr präzise Personenangabe. Der Satz "Ich würde die Juden nicht mal mögen, wenn sie Muslime wären", spiegelt den blinden Hass wieder, der dort herrscht, der dann in der Aussage mündet: "Am liebsten wäre mir sie verschwinden ganz", der, wenn der Satz in Deutschland geäußert worden wäre, doch zumindest die Überlegung zulassen würde, ob hier der Straftatbestand der Volksverhetzung erfüllt sein könnte.

Von der Aussage, dass Verständnis für Terroristen, die das Ziel haben möglichst viele Zivilisten zu töten, geäußert wird, wollen wir jetzt gar nicht anfangen zu reden, denn dies würde an dieser Stelle den Rahmen sprengen.

Die Liste ist lang und wir haben noch nicht einmal alles erwähnt, was wir anstößig finden. Wir denken alles in allem ist der Artikel miserabel recherchiert, entspricht in keiner Weise der journalistischen Sorgfaltspflicht, enthält keinerlei Objektivität und ist absolut einseitig. Statt einer guten Reportage, zum Beispiel über die nächtliche Razzia, ist der Artikel einfach nur schlechte Meinungsmache gegen Israel.

Wir sind erstaunt und konsterniert, dass es ein solcher Artikel in den ruprecht geschafft hat, da eine Redaktion solche journalistischen Fehlgriffe vermeiden sollte.


Für die Studierenden
Die Studierendenvertretung der Hochschule für Jüdische Studien

von Studierendenvertretung der Hochschule für Jüdische Studien
   

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