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Hochschule
20.01.2009
Weniger Zeit fürs Ehrenamt Bachelorstudenten klagen über unflexibles Studium Nach der Umstellung der Studiengänge auf Bachelor und Master beklagen sich viele Studenten über einen vollgestopften Stundenplan. Wo bleibt da neben dem Studium noch Zeit für ehrenamtliches Engagement? Der ruprecht hat sich umgehört. Gesucht: „Jung, talentiert, international erfahren, mehrere Praktika, mindestens zweisprachig“. Wer als Bachelorstudent die steigenden Ansprüche des Arbeitsmarkts erfüllen will, stößt schnell an die Grenzen seiner Belastbarkeit. Die vorgesehenen sechs Semester Regelstudienzeit sind für solche Anforderungen knapp bemessen. Dies geht vor allem auf Kosten des ehrenamtlichen Engagements. Heidelberger Hochschulgruppen melden Mitgliederschwund. Über Nachwuchsmangel beklagt sich beispielsweise Friederike Schürheck vom Heidelberg-Ressort des Campusradiosenders „Radioaktiv“. Immer wieder beschweren sich Bachelorstudenten, dass sie wegen übervoller Stundenpläne keine Zeit mehr für ehrenamtliches Engagement finden. Zu seinen Hauptaufgaben zählt Mario Feuerbach, Referent für Hochschulpastoral der Katholischen Hochschulgemeinde Heidelberg, das „Fördern und Fordern von Ehrenamt“. Neben dem hohen gesellschaftlichen Leistungsdruck durch Pisa-Tests tragen Studiengebühren und die Umstellung auf die neuen Studiengänge zum Rückgang ehrenamtlichen Engagements bei, so Feuerbach. Derzeit gehe der Trend weg von langfristigen Veranstaltungen hin zu kurzfristigen Projektarbeiten. Auch die universitären Einrichtungen leiden unter abnehmenden Teilnehmerzahlen. Volker Mohr, Geschäftsführer des Heidelberger Sprachlabors hat den Zeitmangel der Bachelor- und Masterstudenten jedoch vorausgesehen. Schon früh hat er einige Fachrichtungen dazu bewegt, Sprachen als übergreifende Kompetenzen anerkennen zu lassen. ,,Die Kursteilnehmer haben hierbei überraschenderweise sogar um zusätzliche Kursangebote gebeten“, so Mohr. An einigen Instituten bekommen die Studenten sogar die gesamten Kursgebühren aus dem Topf der Studiengebühren zurückerstattet. Auch die ,,Kölner Runde“ fordert: Mehr Anerkennung fürs Ehrenamt! Der Zusammenschluss der sechs größten Studierendenorganisationen will Kommilitonen den ,,Blick über den Tellerrand“ ermöglichen. Wer sich neben dem stressigen Studium engagiert, soll in Zukunft belohnt werden. Die ,,non-formale Bildung“ als Teil der Hochschulbildung könne man durch ECTS-Punktvergabe steigern. Daran glaubt Camilla nicht. Die Bachelorstudentin (Südasienstudien und Politische Wissenschaft) engagiert sich ehrenamtlich bei der Lebensmittelkooperative „Appel´un Ei“. Sie gibt zu bedenken: „Wenn Freiwilliges zur Pflicht wird, schwindet dann nicht die Freude daran?“
Kommentar‚Konsumieren statt mitbestimmen‘ – lautet die Devise. Werden wir überfüttert, schnell gemästet, hochgezüchtet, um später gnadenlos ausgeschlachtet zu werden? Die Anforderungen an uns Studenten nehmen zu, die Zeit wird knapper, der Druck immens. Nun soll Engagement mit ECTS-Punkten bewertet werden. Doch hier drängt sich die Frage auf, inwieweit Ehrenamt noch Ehrenamt ist. Ist es schon soweit gekommen, dass wir nur noch nebeneinander her studieren? Wo ist die soziale Seite des Studiums geblieben? Sucht man sie abseits der beliebten Unipartys, ist sie schwer zu finden. Nur eine Handvoll der Studentenschaft engagiert sich ehrenamtlich. Wir konsumieren viel, aber das Mitbestimmungsrecht im Studium oder in der Freizeit hat durch Bologna zu leiden. Dabei sollte die soziale Seite trotz allem im Vordergrund stehen – auch wenn der Druck in der Gesellschaft immer weiter zunimmt.
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