09.11.2009
Dem gespendeten Geist
Fundraising-Projekt der Uni stöĂt auf Kritik
Mit der Fundraising Kampagne "Dem Lebendigen Geist. Neue UniversitĂ€t 2011+" will die UniversitĂ€t Geld fĂŒr Sanierungsarbeiten sammeln. Kritiker fĂŒrchten, dass solche GroĂspenden die AbhĂ€ngigkeit der Uni von der Wirtschaft fördert.
Unter dem Motto âDem Lebendigen Geistâ sammelt die UniversitĂ€t Geld fĂŒr Sanierungsarbeiten.
In zwei Jahren feiert die UniversitĂ€t Heidelberg ihr 625-jĂ€hriges Bestehen. Bis zum JubilĂ€umsjahr 2011 soll rund um das HörsaalgebĂ€ude der Neuen UniversitĂ€t alles in neuem Glanz erstrahlen. Im GebĂ€ude sollen die HörsĂ€le renoviert werden, und auĂen soll eine erneuerte Fassade den âexzellenten Standard der UniversitĂ€tâ widerspiegeln.
Die Kosten dafĂŒr schĂ€tzt die UniversitĂ€t auf mindestens acht Millionen Euro. Drei Millionen will das Land Baden-WĂŒrttemberg ĂŒbernehmen, mindestens fĂŒnf Millionen muss die UniversitĂ€t aufbringen, vor allem durch Spenden. Dazu rief das Rektorat zu Beginn des Jahres ihr Fundraising-Projekt âDem Lebendigen Geist, Neue UniversitĂ€t 2011+â ins Leben. Laut UniversitĂ€t âeines der gröĂten Fundraising- Projekte in der Geschichte der Ruperto Carolaâ.
Seit Februar prangt ĂŒber dem Eingang zur Neuen UniversitĂ€t ein riesiges Banner, das auf die Kampagne hinweist. Eine Projekthomepage fordert dazu auf, den âLebendigen Geistâ zu unterstĂŒtzen. Im Klartext: fĂŒr das Projekt zu spenden.
Einige gröĂere Unternehmen haben sich bereits fĂŒr den âLebendigen Geistâ engagiert. Zu den gröĂten Spendern gehört das Finanzdienstleistungsunternehmen MLP, das die Auftaktaktion der Kampagne finanziert und daher auf den Bannern deutlich sichtbar seine âfreundliche UnterstĂŒtzungâ bekundet.
Das Sponsoring der Kampagne stöĂt nicht ĂŒberall auf Gegenliebe: So beanstanden das Heidelberger Forum fĂŒr Kritische Theorie und die Kritische Initiative Heidelberg den zunehmenden wirtschaftlichen Einfluss auf die UniversitĂ€t. âDer schleichende RĂŒckzug der Landesregierung aus der Verantwortung fĂŒr die Hochschulfinanzierung und die UmfinanzierungsbemĂŒhungen der UniversitĂ€tsleitungâ ermöglichten es wirtschaftlichen Unternehmen âden ehemals âlebendigen Geistâ nach ihren schnelllebigen WĂŒnschen fĂŒr sich formen zu lassen.â
Marietta Fuhrmann-Koch, Leiterin fĂŒr Kommunikation und Marketing der UniversitĂ€t Heidelberg sieht das weniger kritisch: âDas Land Baden-WĂŒrttemberg steht hier zweifellos in der Verantwortung. Das wird auch vom Rektorat benannt und angemahnt.â
Weil die Sanierung des gröĂten HörsaalgebĂ€udes der Altstadt im Mittelpunkt der Kampagne zum JubilĂ€um steht, zeige dies Fuhrmann-Koch zufolge, dass fĂŒr die UniversitĂ€t Arbeits- und Lernbedingungen der Studierenden im Mittelpunkt stehen. âDass diese Botschaft gelegentlich missverstanden wird, lĂ€sst sich offensichtlich nicht vermeiden. Spender, Freunde und Förderer haben das jedoch sehr wohl verstanden und sich diese gute Sache zu Eigen gemachtâ, sagt die Pressesprecherin. Sie verweist dabei auf private Spenden amerikanischer Alumni, mit denen in den 1930er Jahren die Neue UniversitĂ€t gefördert wurde. âEine Tradition, an die unsere Kampagne âDem lebendigen Geistâ anknĂŒpft.â
von Christoph Straub