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 Heidelberg
06.07.2010

Amis ziehen nach Wiesbaden

US-Streitkräfte ziehen bis 2015 aus Heidelberg und Mannheim ab

Seit dem 30. März 1945 sind die amerikanischen Streitkräfte ein Teil von Heidelberg. Die Verlegung des US-Hauptquartiers nach Wiesbaden führt zum Umzug sämtlicher Einheiten. Große Flächen in der Stadt könnten nutzbar werden.

Seit dem 30. März 1945 sind die amerikanischen Streitkräfte ein Teil von Heidelberg. Die Verlegung des US-Hauptquartiers nach Wiesbaden führt zum Umzug sämtlicher Einheiten. Große Flächen in der Stadt könnten nutzbar werden.

Mit der Einnahme der vom Krieg nahezu unbehelligten Stadt im Jahr 1945 durch die US-Streitkräfte begann die feste Stationierung großer Verbände.

Bis in die 1950er Jahre wurden vor allem in Rohrbach entlang der Römerstraße Kasernen und Wohngebiete für Angehörige sowie das monumentale Hauptquartier der US-Landstreitkräfte für Europa errichtet. Südlich von Eppelheim entstand zudem mit dem Patrick-Henry-Village eine eigene amerikanische Kleinstadt.

Bis heute ist Heidelberg maßgeblich an taktischen Planungen und der Einsatzführung der 7. US-Armee in ganz Europa, dem Nahen Osten und der ehemaligen Sowjetunion beteiligt. Diese Aufgaben sollen nun in einem neuen Hauptquartier in Wiesbaden gebündelt werden.

Andere in der Region stationierte Verbände werden hingegen ganz aufgelöst oder in die USA zurückverlegt. Neben den US-amerikanischen Einrichtungen befindet sich auf dem Areal an der Römerstraße auch das NATO-Hauptquartier für die Landstreitkräfte in Nordeuropa. Dieses bleibt als einziger militärischer Bereich in Heidelberg bestehen.

Nachdem noch 2002 das Gebiet des Patrick-Henry-Villages erweitert werden sollte und nur Proteste betroffener Bauern die Pläne verhinderten, führten weltweite Umstrukturierungen der US-Streitkräfte 2004 erstmals zu der damals noch vagen Aussicht, Heidelberg als Standort aufzugeben. Dies verursachte in den vergangenen Jahren große Diskussionen in der Stadt. Insbesondere das bürgerliche Lager und Oberbürgermeister Eckart Würzner traten bis unmittelbar vor Verkündung des endgültigen Beschlusses für einen Verbleib der Amerikaner ein.

Im vergangenen Jahr reisten Eckart Würzner und der Mannheimer Oberbürgermeister Peter Kurz eigens nach Washington, um ihre Position zu vertreten. Sie befürchten einen Verlust an Kaufkraft durch den Wegzug der insgesamt etwa 15.000 Amerikaner und an Arbeitsplätzen für deutsche Zivilbeschäftigte. Zumindest Letzteres scheint sich zu bewahrheiten, da die etwa 1000 deutschen Angestellten offensichtlich entlassen werden sollen.

Im Gegenzug setzten die übrigen Parteien frühzeitig auf eine effektive Nutzung der Möglichkeiten, die nach einem Abzug entstünden. Dabei bieten die großen Wohngebiete, die sich teilweise mitten im Stadtgebiet befinden, in einer der teuersten Städte Deutschlands die Chance auf preiswerten Wohnraum.

Nach Angaben der Stadt könnten etwa 700 Wohnungen in Rohrbach und 1600 Wohnungen im außerstädtischen Patrick-Henry-Village zur Verfügung stehen. Insbesondere Studenten, junge Familien und sozial Schwache sollen nach dem Willen vieler Parteien im Gemeinderat die zukünftigen Bewohner sein. Der Zuzug dieser Bewohner könnte die Verluste für die Stadt demnach durchaus ausgleichen.

Allerdings fallen die Gebiete nach dem Abzug der Amerikaner nicht automatisch der Stadt, sondern dem Bund zu. Neben dem Erwerb der Gebiete wäre darüber hinaus noch die Renovierung weiter Teile der Behausungen notwendig. Außerdem könnte die nahezu gleichzeitige Fertigstellung des neuen Stadtteils Bahnstadt einen verstärkten Leerstand und damit einen Wertverlust von Immobilien bewirken – immerhin bei gleichzeitiger Hoffnung auf fallende Mieten.

 


Korrektur: Das Hauptquartier der US-Landstreitkräfte sowie die umliegenden Kasernengebäude der Campbell-Barracks in Rohrbach sind im Gegensatz zu den übrigen US-Einrichtungen und anders als im Text dargestellt größtenteils nicht nach dem 2. Weltkrieg von den US-Amerikanern errichtet worden. Vielmehr wurden die meisten Gebäude bereits 1937 unter nationalsozialistischer Herrschaft gebaut und waren ab 1938 als "Großdeutschlandkaserne" Stützpunkt verschiedener deutscher Einheiten.

Mit Dank an den Hinweisgeber Philipp Rothe.

von Benjamin Jungbluth
   

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