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 Feuilleton
03.05.2010

Brennt, ihr Bücher, brennt!

"Fahrenheit 451" als Comic-Adaption

Die Negativutopie "Fahrenheit 451", erschienen anno 1953, hat bis heute kein Fünkchen Aktualität und Brisanz eingebüßt. Pünktlich zum neunzigsten Geburstag des Autors Ray Bradbury kann man die Geschichte in neuem visuellen Glanz erleben: transportiert ins zeichnerische Universum.

Bei Shakespeare heißt es: „Wer eilig will ein mächtig Feuer machen, nimmt schwaches Stroh zuerst.“ Guy Montag wird dieses Zitat nicht kennen. Ãœberhaupt wird er nichts von Shakespeare kennen, geschweige denn je ein Buch gelesen haben. Guy Montag ist Feuerwehrmann, und als solcher die Hauptfigur in Ray Bradburys Werk „Fahrenheit 451“, einer Negativutopie über einen totalitären Staat, in dem die Menschen via Fernsehberieselung unmündig gehalten werden. Und in dem Feuerwehrmänner Brände nicht bekämpfen, sondern legen – um Bücher zu verbrennen. Denn Lesen und selbstständiges Denken, das ist verboten in Guy Montags Welt.

Der Roman, erschienen 1953, hat bis heute kein Fünkchen Brisanz eingebüßt. Pünktlich zum neunzigsten Geburtstag des Autors kann man die Geschichte jetzt in gänzlich neuem, visuellem Glanze erleben: Der renommierte Comic-Künstler Tim Hamilton hat den Roman als „Graphic Novel“ adaptiert. In ausdrucksstarken Zeichnungen schafft es Hamilton (u.a. New York Times, DC Comics, MAD), den gleichermaßen beklemmenden und musischen Charakter des Buchs künstlerisch einzufangen. Harte Linien und bedrückende Farben rahmen die zeitlos-düstere Atmosphäre und geben der Geschichte um Guy Montags allmähliche Emanzipation ein eindringliches Gesicht.

Im Comic kann man sie mit Händen greifen: die Fahlheit von Guy Montags tablettensüchtiger Frau. Das Strahlen von Clarisse, dem frei denkende Mädchen von nebenan. Die bedrohliche Arglist von Feuerwehrhauptmann Beatty. Und Montags  Verzweiflung, wenn er, einmal angefixt von der Macht des geschriebenen Wortes, vom Jäger zum Gejagten wird.

Am Ende der Comic-Lektüre bleibt das gleiche schauervolle Bauchgefühl, dass auch die grandiose Romanvorlage bei jedem Lesen evoziert. Große Literatur, trefflich ins zeichnerische Universum transportiert – eine wunderbare Verneigung vor Bradburys großem Lebenswerk.

Ray Bradbury/Tim Hamilton: Fahrenheit 451. Graphic Novel, Eichborn Verlag, 160 S., 22.95 Euro

von Lisa Grüterich
   

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