11.07.2011
Was auĂerhalb der Klammern steht
Das Magazin "Lautschrift" bietet Platz fĂŒr studentische Kunst und Literatur
âWas innerhalb der Klammern steht ist fĂŒr jeden gleich, das geschriebene Wort; was auĂerhalb steht, interpretiert jeder fĂŒr sich selbstâ So charakterisiert Cindy Ruch den Titel des Literaturmagazins, das sie mit ihrer Kommilitonin Jennifer Six herausgegeben hat.
âWas innerhalb der Klammern steht ist fĂŒr jeden gleich, das geschriebene Wort; was auĂerhalb steht, interpretiert jeder fĂŒr sich selbstâ So charakterisiert Cindy Ruch den Titel des Literaturmagazins, das sie mit ihrer Kommilitonin Jennifer Six herausgegeben hat.
"Lautschrift" nennt sich das Magazin der beiden TĂŒbinger Studentinnen, das jetzt erstmals erschienen ist. Darin findet man zahlreiche Texte, Essays, Gedichte, Zeichnungen und Fotografien von Studenten verschiedenster Fachrichtungen von UniversitĂ€ten aus ganz Baden-WĂŒrttemberg. âWir möchten Studierenden, die sich kĂŒnstlerisch ausprobieren wollen, eine Plattform bietenâ, fasst Cindy das Ziel ihres Projektes zusammen. Doch nicht nur deutschsprachige Texte wurden abgedruckt, sondern auch viele auf Englisch.
Insgesamt wurden 22 Autoren veröffentlicht, darunter auch drei Heidelberger, alle mit lyrischen Texten. Die literarischen Texte wurden von einer Jury, die aus den deutschen Autoren Georg M. Oswald und Nina JĂ€ckl bestand, bewertet und ausgewĂ€hlt, die englischsprachigen Texte von der Dubliner KĂŒnstlerin Sarah Quigley. Zeichnungen und Fotografien haben Jennifer und Cindy selbst ausgesucht, auch das Layout stammt von den beiden. In Heidelberg erhĂ€lt man das Magazin bei Lehmanns Media (ehemalige Buchhandlung Ziehank) und der Buchhandlung des Germanistischen Seminars.
Was unterscheidet das Magazin von anderen Literaturzeitschriften? Einmal sei es die Zweisprachigkeit, die die beiden auch weiterhin fördern wollen. Auch auslĂ€ndische Studierende sollen so angeregt werden, Texte einzusenden, ohne vor der Barriere der deutschen Sprache zu stehen. Andererseits richtet sich [Lautschrift] nur an Studierende, wohingegen vergleichbare Veröffentlichungen ein gröĂeres Klientel ansprĂ€chen. Ein Ziel der Herausgeberinnen ist es auch, die Unis untereinander zu vernetzen. So konnten sie in Heidelberg als Ansprechpartnerin die Germanistikdozentin Friederike Reents gewinnen.
Die Idee, ein Magazin herauszugeben, hatten Cindy und Jennifer schon lĂ€nger. Sie schreiben beide auch privat und wurden durch internationale Formate angeregt, die sie wĂ€hrend ihres Auslandsstudiums in England und Australien kennenlernten. Was am Anfang klein begann, entwickelte sich recht zĂŒgig zu einem gröĂeren Projekt, bei dem das Studium auch schnell zur Nebensache wurde. Mehr Arbeit an Lautschrift, das ist fĂŒr Jennifer dann auch âangewandte Literaturwissenschaftâ, mit der man mehr anfangen könne. Insgesamt investierten die beiden elf Monate durchgehender Arbeit, bis das fertige Magazin schlieĂlich vor ihnen lag.
FĂŒr die Zukunft haben Jennifer und Cindy groĂe PlĂ€ne: In der zweiten Ausgabe können auch bayerische Studenten BetrĂ€ge einsenden. âWenn wir Bayern fĂŒr die nĂ€chste Ausgabe dazunehmen, kann man das zu zweit nicht mehr stemmenâ, erklĂ€rt Cindy. Deshalb soll es bald an allen UniversitĂ€ten UnterstĂŒtzung durch studentische Stellvertreter geben.
In Heidelberg gibt es diese Hilfe schon durch Samuel Hamen, der sich um die Ăffentlichkeitsarbeit vor Ort kĂŒmmert. FĂŒr die Zukunft können sich die TĂŒbingerinnen vorstellen, das Projekt auch deutschlandweit auszubauen. âEs soll sich zu einem Unternehmen entwickelnâ, plant Jennifer. âEs wĂ€re schön, wenn wir eines Tages davon leben könntenâ, fĂŒgt Cindy hinzu. Doch die beiden wollen abwarten, wie ihr Magazin ankommt. Mit den Verkaufszahlen sind sie bisher zufrieden, obwohl sie die Anfangseuphorie bei der Erstausgabe verpasst und die Ăffentlichkeitsarbeit vernachlĂ€ssigt hĂ€tten. Das soll sich Ă€ndern. Geplant sind zum Beispiel Lesungen: âDie Autoren sollen ihr Publikum kennenlernen und umgekehrtâ, erklĂ€rt Jennifer.
Die nĂ€chste im Januar 2012 erscheinende Ausgabe wird unter dem Thema âAufbruchâ stehen. Bis zum 15. November werden noch Einsendungen angenommen. Inhaltlich soll sich etwas Ă€ndern, da Jennifer und Cindy gerne den Servicebereich der Lautschrift ausbauen und neben Interviews mit der Jury auch auf Literaturveranstaltungen in den UniversitĂ€tsstĂ€dten hinweisen möchten. AuĂerdem bekommen sie UnterstĂŒtzung von einer neuen Jury, die die beiden gerade auswĂ€hlen. Denn, auch wenn die Herausgeberinnen mit der Arbeit von Oswald und JĂ€ckl sehr zufrieden waren, möchten sie, dass die kommende Ausgabe von einem anderen, neuen Stil getragen wird.
Der Lautschrift widmen sich Jennifer und Cindy in den nĂ€chsten Wochen vorerst nicht mehr. Derzeit sind die beiden mit ihrer Bachelor-Arbeit beschĂ€ftigt: âDie wollten wir schon letzte Woche anmeldenâ, gibt Cindy zu. Die Arbeit an der Lautschrift habe dann aber doch mehr SpaĂ gemacht.
von Julian Schmitt und Sandra Zimmermann