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 StudiLeben
12.07.2011

Starthilfe für Studenten

Uni-Beratungsstelle fördert Gründung studentischer Unternehmen

Die Gründungsberatung fördert studentische Unternehmensgründer mit Geld, Beratung und Kontakten. Doch die Hürden für die Unterstützung sind hoch: Die Projekte müssen nicht nur einen engen Bezug zum Studium der Aspiranten haben, sondern auch ein hohes Maß an Innovation aufweisen.

Es ist ein sonniger Nachmittag, als in der Altstadt im Büro von Kai Blanck das Telefon klingelt. Ein Student mit einer neuen Erfindung ist am anderen Ende. Er hat ein paar Fragen zur Patentanmeldung. Während Blanck ihm die nächsten Schritte erklärt, blickt er durch sein Fenster auf den Innenhof des Heidelberger Carolinums. Er ist Gründungsberater der Universität Heidelberg. „Eigentlich bin ich ja Forstwissenschaftler. Gründungserfahrung habe ich damals an der Fakultät bei der Organisation eines Projekts gesammelt, bei dem wir insgesamt vier Millionen Euro Sponsorengelder gebraucht haben.“

Blanck holt einige Flyer aus dem Schrank hervor und erklärt die verschiedenen Fördermöglichkeiten. „Meistens muss das Projekt etwas mit der Tätigkeit an der Universität zu tun haben. Wenn es eine Würstchenbude ist, kann es schwierig werden.“ Eines dieser Programme ist EXIST, bei dem die Jungunternehmer einen Zuschuss von bis zu 100.000 Euro erhalten. Das etwa zwanzigseitige Bewerbungsdokument muss allerdings vor der Gründung des Unternehmens eingereicht werden. „Vermutlich will man so diejenigen erreichen, die es aus eigenen Mitteln nicht hinbekommen würden“, vermutet Blanck.

Wenn der Bezug zum Studium fehlt, kann Blanck auch einen privaten Investor suchen. Der zahlt dann einen gewissen Betrag und wird im Gegenzug an den Gewinnen beteiligt. Allerdings solle man darauf achten, dass der Investor inhaltlich etwas mit dem Projekt zu tun habe, meint Blanck.

Ganz ohne finanzielle Förderung haben die beiden Brüder Dominic und Nicolas Amann ihr Projekt auf die Beine gestellt. „Die Kosten für Flyer und andere Werbemittel mussten wir aus eigener Tasche bezahlen. Das kann eine ganz schöne Belastung für den studentischen Geldbeutel darstellen“, erzählt Nicolas. Eines dieser Werbemittel ist passenderweise eine gelbe Frisbee mit aufgedrucktem Logo. Die beiden Brüder haben nämlich die Internetseite BlindAd ins Leben gerufen, mit der sie die Nutzer vom Computer weglocken wollen. „Das Leben sollte sich nicht nur im Internet abspielen. Außerdem bietet die Webseite eine gute Möglichkeit, in einer neuen Umgebung mit Menschen in Kontakt zu kommen“, erklärt Nicolas.

Eine Personensuche gibt es hier nicht, BlindAd funktioniert anders als herkömmliche Soziale Netzwerke. Die Nutzer können Unternehmungen auf der Seite eintragen oder an den Vorschlägen anderer teilnehmen. Von einer gemeinsamen Jam Session über einen Abend zum Bücher tauschen bis hin zum Volleyballspielen findet sich alles. Von den anderen Nutzern sieht man dabei zunächst nur den Namen und ein kleines Foto. Das ganze Profil können sich die Nutzer nach dem ersten Treffen gegenseitig zugänglich machen. „Weil es keine Personen-Suchfunktion gibt, ist der Datenschutz viel größer. Bei einer Seite wie Facebook kann ein Programm einfach alle Profile auslesen und die Daten kategorisiert abspeichern.“ Interesse für BlindAd scheint jedenfalls vorhanden zu sein: bislang hat jeder vierte Besucher auch ein eigenes Profil eröffnet.

Dass nicht alle Studenten bei ihrem Gründungsprojekt finanziell unterstützt werden, weiß auch Kai Blanck: „Leider werden nur rund 50 Prozent der Projekte gefördert. Oft werden Ideen abgelehnt, weil sie dem Gutachter nicht innovativ genug erscheinen. Hier sollte man die Zulassungsbedingungen erleichtern.“ Ein weiteres Problem sei der Bezug zum Studienfach. „Es gibt diese Vorstellung, dass der Professor und sein Doktor irgendwas zusammen machen, und daraus dann ein Geschäftsmodell hervorgeht. Oft hat aber auch jemand eine gute Idee in einem Bereich, in dem er sich einfach so gut auskennt.“

Aber auch für diejenigen, die keine finanzielle Förderung erhalten, ist das Gründungsmanagement der Universität Heidelberg eine gute Adresse. Blanck kann die Studenten hinsichtlich der Umsetzbarkeit ihrer Ideen beraten und sie bei den einzelnen Schritten der Unternehmensgründung begleiten. Außerdem organisiert er Weiterbildungen, kann günstige Räume vermitteln und nützliche Kontakte zu Banken und der Wirtschaft knüpfen.

Doch bei Projekten zählt immer auch der ideelle Wert, wie Nicolas berichtet: „Als es damals losging und die Leute anfingen, sich für unsere Idee zu interessieren, haben wir uns richtig gut gefühlt.“ Dabei gibt es bei so einem Gründerprojekt natürlich immer wieder auch kleine Tiefs. Alles neben dem Studium und anderen Verpflichtungen auf die Reihe zu kriegen kostet Freizeit und oft auch Nerven. „Vor allem wenn die Freunde fragen, ob man mit ins Freibad kommen will, kann es frustrierend sein, zuhause allein vor dem Notebook zu sitzen. In solchen Momenten muss man sich einfach aufrappeln und weiter machen.“

Zum Abschluss will ich von Nicolas wissen, ob er einen Tipp für andere Studenten hat, die mit dem Gedanken spielen, ein eigenes Projekt in Angriff zu nehmen. „Man sollte den Arbeitsaufwand nicht unterschätzen. Sucht euch lieber noch ein paar mehr Leute dazu, die hinter dem Projekt stehen und das wirklich durchziehen wollen.“ Außerdem sei eine gute Planung wichtig. Sonst könne es passieren, dass man Arbeit in etwas steckt und es am Ende doch wieder wegwirft, weil man alles anders machen will. Eine gute Planung in Form eines sogenannten Businessplans findet auch Blanck wichtig. Bei der Ausarbeitung kann er die Studenten unterstützen. „Außerdem braucht es im Team nicht nur fachliches Know-How. Es sollte auch jemand dabei sein, der etwas von der kaufmännischen Seite versteht“, meint er.

In jedem Fall sind solche studentischen Gründungsprojekte eine spannende Sache. Denn oftmals sind das clevere Ideen, die Jahre später das Leben der Menschen bereichern.

von Frederik Görtelmeyer
   

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