22.06.2011
Romanistik findet keine Master
Kaum Bewerber für den neu eingeführten Studiengang
Seit dem Wintersemester gibt es den Masterstudiengang „Romanische Philologie“ an. Hier sollen Bachelorstudenten ihr Studium in den Hauptfächern Spanisch, Französisch und Italienisch fortsetzen können. Zumindest theoretisch, denn praktisch gibt es kaum Bewerber.
Seit dem Wintersemester gibt es den Masterstudiengang „Romanische Philologie“ an. Hier sollen Bachelorstudenten ihr Studium in den Hauptfächern Spanisch, Französisch und Italienisch fortsetzen können. Zumindest theoretisch, denn praktisch gibt es kaum Bewerber.
„Letztes Jahr haben sich nur sehr wenige beworben“, sagt Eva-Maria Güida, Assistentin der Seminar-Geschäftsführung. Die Bewerbungsfrist sei ausgesprochen lang gewesen. Selbst kurz vor Vorlesungsbeginn hätten Kurzentschlossene sich noch anmelden können. Doch die Zahlen waren mehr als ernüchternd: „Es wurde kein Hauptfachstudent angenommen“, sagt Güida. Lediglich in den Begleitfächern, die sich mit anderen Masterstudiengängen verbinden lassen, wurden Studenten zugelassen.
Eine Erklärung dafür sieht das Seminar in der noch recht geringen Anzahl von Bachelorabsolventen. Zum Sommer letzten Jahres hätte die erste B.A.-Generation in Heidelberg fertig werden können. Ungünstig konzipierte Prüfungsordnungen der ersten Bachelorstudiengänge haben jedoch auch dazu beigetragen, dass nur wenige die Regelstudienzeit einhalten konnten, räumt Gerhard Poppenberg, Inhaber des Lehrstuhls für Literaturwissenschaften in Französisch und Spanisch, ein.
Doch auch außerhalb Heidelbergs hat sich so gut wie kein Student für den Master interessiert. „Solche Innovationen brauchen Vorlaufzeit“, warnt Poppenberg vor Panikmache und hofft darauf, dass der Master in diesem Jahr lebhafter angenommen wird. Bisher hätten sich im Vergleich zum letzten Jahr bereits doppelt so viele beworben. Zahlen wolle er nicht nennen, es seien aber nur ganz wenige, so Poppenberg. Grund zur vorschnellen Freude scheint es also nicht zu geben.
An der Universität Tübingen kennt man das Problem. Auch hier findet der Master des Romanischen Seminars kaum Zulauf. Der geschäftsführende Direktor Wolfgang Matzat verweist jedoch ebenfalls auf den eingeschränkten Kandidatenkreis.
Dass es auch weitere Gründe für die geringe Nachfrage geben könnte, schließt er nicht aus. Ähnlich wie in Heidelberg, ist der Master in Tübingen klassisch philologisch konzipiert. Ein Umstand, den manche Studenten als weniger attraktiv empfinden könnten. Insbesondere unter Studenten der Neuphilologie wird vermehrt der Ruf nach spezifisch konzipierten Masterstudiengängen laut. „Ich kann mir gut vorstellen, dass Leute, die in Heidelberg ihren Bachelor gemacht haben, nicht bleiben wollen, weil man bereits weiß, wie das Kursangebot ist und dass man sich nicht spezialisieren kann“, sagt ein Vertreter der Heidelberger Fachschaft. Matzat hingegen bezweifelt, dass dies der richtige Ansatz ist: „Es bleibt die Frage, inwiefern eine Spezialisierung von Vorteil ist, da das Profil des Abgängers in Hinsicht auf Bewerbungen eingeschränkt ist.“
In Heidelberg heißt es derweil: Der eine kommt, der andere geht. Während der Master noch auf den ersten Studenten wartet, liegt der 75-Prozent-Bachelor derweil auf Eis. „Die ersten Bachelor-Studiengänge sind sehr anspruchsvoll konzipiert worden“, sagt Güida. Die Fachschaft findet eine deutlichere Sprache: „Der 75-Prozent-Bachelor war vom Arbeitsaufwand her ein richtiges Monster.“
Das Seminar hat die Prüfungsordnungen zum Wintersemester 2010/11 überarbeitet. Und zog somit die Konsequenz aus der Besetzung des Romanischen Seminars vor zwei Jahren, als die Studierenden ihre unzumutbaren Studienbedingungen anprangerten. Der große Bachelor hat diese Umstellung nicht überlebt. „Den 75-Prozent-Bachelor können wir mit den Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, nicht bedienen“, betont Poppenberg. Die Möglichkeit, dass der Bachelor wieder eingeführt werden könnte, lässt Güida offen.
Bis auf Weiteres laufen die entsprechenden Kurse jedoch aus. Bestimmte sprachpraktische Veranstaltungen werden dieses Semester letztmalig angeboten. Negativ betreffen könnte dies Nebenfächler, die sich zurzeit im Ausland befinden oder die Prüfung nicht bestehen. Pflichtkurse, die fürs dritte und vierte Semester vorgesehen sind, würden sie dann vergeblich im Vorlesungsverzeichnis suchen. Das Romanische Seminar zeigt sich jedoch auch in diesem Fall unbesorgt. Man könnte dann andere Veranstaltungen belegen, die entsprechend angerechnet würden. „Als Alternative können sie sich auch selbst das Material erarbeiten und die Klausur wiederholen.“
von Annika Kasties