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 StudiLeben
23.06.2011

Lernen, wie man Museum macht

Studierende konzipieren eine komplette Ägypten-Ausstellung

Sie mussten zahlreiche Vitrinen bestücken, die Beleuchtung exakt ausrichten und ein komplettes Begleitheft drucken. Heidelberger Studierende haben eine eigene Ausstellung konzipiert und praktisch umgesetzt, um in ihr späteres Arbeitsfeld reinschnuppern zu können.

Sie mussten zahlreiche Vitrinen bestücken, die Beleuchtung exakt ausrichten und ein komplettes Begleitheft drucken. Heidelberger Studierende haben eine eigene Ausstellung konzipiert und praktisch umgesetzt, um in ihr späteres Arbeitsfeld reinschnuppern zu können.

„Man lässt das Kind oder seine Mutter eine gekochte Maus essen; ihre Knochen werden in einem Beutel von feinem Leinen an seinen Hals gehängt und man macht sieben Knoten“, steht auf dem Plakat neben einer Vitrine, in der zur Bebilderung das Model einer aufgeschnittenen Maus zu sehen ist. Der Nager diente in Ägypten vor Jahrtausenden als Utensil einer magischen Handlung.

„Die Plastikmaus haben wir für die Ausstellung bei eBay ersteigern können“, erzählt vor der Vitrine stehend Svenja Nagel, Doktorandin am Institut für Ägyptologie. „Auch wenn es sich anatomisch gesehen wohl eher um eine Ratte handelt“, fügt die 27-Jährige grinsend hinzu. Neben ihr haben noch elf weitere Studierende und Doktoranden des Ägyptologischen Instituts und des Instituts für Papyrologie an der Konzeption und Realisierung der Ausstellung „Ägyptische Magie im Wandel der Zeiten“ gearbeitet. Fast drei Monate lang war die Ausstellung im Universitätsmuseum in der Alten Uni für die zahlreichen Besucher und Touristen zu sehen.

Unter der Leitung von Professor Andrea Jördens und Doktor Rodney Ast machte sich das Team im vergangenen Wintersemester im Rahmen eines Seminars nicht nur auf rein wissenschaftlicher Ebene mit dem Thema vertraut. Die Seminarteilnehmer entwickelten auch die thematische Feingliederung der Ausstellung und verschafften sich einen Überblick über potentielle Exponate. Kernstück der Ausstellung sollte ein 2010 zurückgewonnenes altägyptisches Zauberbuch sein. „Bei dem gesamten Thema war uns jedoch wichtig, nicht zu textlastig zu sein“, betont Svenja Nagel. So fanden nicht nur diverse Papyri, koptische Pergamente und verschiedene Reliefs ihren Weg in die Ausstellungsvitrinen. Neben besagter „Maus“, brachten den Besuchern noch diverse Figürchen, Amulette, und ein bemalter Mumiensarg die magischen Thematik näher.

Sobald die Dimensionen der Ausstellung geklärt waren, widmeten sich das Team den einzelnen Themenbereichen. Dazu zählte nicht nur die fachkundige Auseinandersetzung mit der Materie im Rahmen eines Referats, sondern vor allem die Betreuung der jeweiligen Vitrine. Neben dem Ausformulieren der Beschriftungen und der Begleittexte für die ebenfalls selbstgestaltete Ausstellungsbroschüre gehörte hierzu auch eine Menge praktische Handarbeit, so Svenja Nagel. Die Studierenden bemühten sich um einen Sponsor für die ebenfalls selbstgeplante feierliche Eröffnung und tüteten unzählige Einladungen ein. Stücke dunkelroter Pappe wurden zugeschnitten, auf denen viele Exponate besser zu sehen waren als auf der eigentlichen Vitrinenauskleidung. Die eigenhändig gestalteten Poster mit den Begleittexten mussten aufgehängt, die Beleuchtung für die Vitrinen exakt ausgerichtet werden. Eine Studentin fertigte sogar die Kopie einer magischen Wachsfigur an. Für den kompletten Aufbau der Ausstellung blieb nur ein Wochenende.

Aus ihrer Arbeit ergaben sich für die Seminarteilnehmer neben dem Einblick in ihr potentielles zukünftiges Arbeitsfeld aber auch noch weitere Möglichkeiten. Ein wissenschaftlicher Sammelband zur antiken Magie ist in Planung, in dem die meisten Kursteilnehmer die Möglichkeit haben werden, zu publizieren. Obwohl die Ausstellung bereits wieder abgebaut worden ist, sind die Studierenden somit weiterhin mit dem Thema beschäftigt. Während der 625-Jahr-Feierlichkeiten soll zudem eine Nachpräsentation der Ausstellung Teil des Festprogramms sein.

von Katharina Kolvenbach
   

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