10.05.2011
Barfuss auf Nacktschnecken
3 von 4 Rupis - angenehmes Sommerfeeling
In ihrem Film „Barfuß auf Nacktschnecken“ erzählt die französische Regisseurin Fabienne Berthaud einen Film über die Unbeschwertheit des Lebens, die man während der Kindheit noch hat, und die einem dann mit zunehmenden Alter abhanden kommt.
In ihrem Film „Barfuß auf Nacktschnecken“ erzählt die französische Regisseurin Fabienne Berthaud einen Film über die Unbeschwertheit des Lebens, die man während der Kindheit noch hat, und die einem dann mit zunehmenden Alter abhanden kommt.
Zu Beginn des Films stirbt die Mutter der Schwestern Lily (wunderbar gespielt von Ludivine Sagnier) und Clara (Diane Kruger). Während Lily (mittlerweile Mitte zwanzig) noch das unbeschwerte Leben eines Kindes mitten auf dem Land bei ihrer Mutter lebt, hat ihre Schwester Jura studiert, geheiratet und arbeitet in der Anwaltskanzlei ihres Mannes als Sekretärin.
Nach der Beerdigung muss sich Clara um ihre Schwester kümmern, was zwangsläufig zu Problemen führt. Denn nur in der Natur und in dem Haus ihrer Mutter fühlt sie sich wohl. Der anfängliche Versuch, sie am Wochenende zu besuchen und sie unter der Woche alleine zu lassen, scheitert. Auch als Clara ihre Schwester zu sich und ihrem Mann nach Paris holt, endet das Ganze im Streit und Lily versucht auf eigene Faust wieder nach Hause aufs Land zu gelangen.
Schlussendlich entscheidet sich Clara von ihrem Job eine kurze Auszeit zu nehmen und zieht zu ihrer Schwester. Das wird für sie zu einer Bewährungsprobe, in der sie sich zwischen ihrem alten Leben voller Zwänge und einem weitaus freieren mit ihrer Schwester entscheiden muss.
Diane Kruger wirkt an manchen Stellen ein wenig blass und teilnahmslos, doch überzeugt sie insgesamt als eine Frau, die sich den gesellschaftlichen Zwängen gefügt hat, in ihnen aber nicht wirklich glücklich ist. So wirkt sie bei ihrer Arbeit nur glücklich, wenn sie mit ihrer Schwester telefoniert.
Ein richtiger Glücksgriff ist Ludivine Sagnier. Sie verkörpert perfekt die infantile und geistig leicht zurückgebliebene kleine Schwester, die allein in ihrem Haus in völliger Freiheit leben kann. Man spürt wie sich ihre ungebundene Lebensfreude immer mehr auf Clara überträgt, diese es aber lange Zeit immer wieder abblockt und ihr es erst am Ende des Films gelingt sich von den gesellschaftlichen Zwängen zu befreien.
Berthaud lässt seine Zuschauer lange im Unklaren, in welche Richtung der Film eigentlich gehen will. So ist das Ende durchaus überraschend. Nichtsdestotrotz gelingt Berthaud eine frische, originelle Tragikkomödie, welche zwar ab und zu ein paar Längen aufweist, aber durch das wunderbare Zusammenspiel der sehr verschiedenen Schwestern Lily und Clara und durch anmutig schöne Naturaufnahmen ein angenehmes Sommerfeeling hinterlässt.
von Thomas Leurs