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Klecks und Klang
26.07.2012
Eine Dystopie von heute Zwischen Orwell, Disney und de Sade – „Der ParK“ Kirmes, Kindergarten, Konzentrationslager: Was passiert, wenn man dies in einem Vergnügungspark kombiniert fragt sich Bruce Bégout in seiner philosophischen Erzählung „Der ParK“. Der russische Millionär Kalt hat auf einer Insel bei Borneo seine Idee der ultimativen Eingrenzung realisiert. In ParK verschmelzen die verschiedensten Attraktionen: Auserwählte dürfen Gefangene foltern, Bürokraten im Bestiarium beobachten und sich von wilden Tieren fressen lassen. Angelegt ist die Erzählung als Reisebericht von einem der nur 100 Besucher pro Tag. Der Erzähler präsentiert ParK in all seinen Facetten und streut gelegentlich Hintergrundinformation zum Park selbst sowie zu seinen Erbauern und Bewunderern ein. Der Architekt, ein Exzentriker mit dem Namen Licht, avanciert bald zu einer Art Hauptfigur; anhand seiner Vorstellungen werden viele Phänomene dieses fiktiven Ortes erklärt. Spannend wird es, wenn der Beobachter anfängt zu interpretieren und aus der Beschaffenheit der Metropole philosophische Schlüsse zu ziehen. Die Erzählung wirft Fragen über die Natur des Menschen und die des Parks auf, ohne sie zu beantworten. Einen richtigen Plot gibt es nicht, das Buch schließt mit dem Ende des Besuchs des Erzählers. Doch für ein solches Gedankenexperiment ist auch keine Handlung erforderlich. „Der ParK“ ist nicht so offenkundig wie die „Schöne neue Welt“ oder Houellebecqs „Die Möglichkeit einer Insel“. Vielmehr erweckt der Kurzroman im Leser den Eindruck einer schleichenden und subtil verstörenden Entwicklung der heutigen Auffassung von Unterhaltung hin zu einer Gesellschaft, die in Zukunft von einer grotesken Sensationsgier bestimmt sein könnte. Bruce Bégout: „Der ParK“ |