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 Klecks und Klang
11.06.2012

Frittenbude

Delfinarium

Gute Neuigkeiten für jene, die unter Frittenbude mehr verstehen als „Imbissstand“: Nach den grandiosen Alben „Nachtigall“ und „Katzengold“ erschien nun der langersehnte Drittling der Indietronic-Kombo. „Delfinarium“ ist laut Band, ihr „düsterstes“ und „verkopftestes“ Album.

In der Tat spĂĽrt man bereits beim ersten Hören: Irgendwas ist anders. Hört sich, fĂĽhlt sich anders an als bisher. Zunächst nur eine unscharfe Ahnung, deucht es den Hörer bald: die so erfrischend euphorische Naivität, die Frittenbude bislang versprĂĽhten, ist weg. Vieles wirkt ĂĽberlegter, durchdachter, ausgefeilter. Den Mittelpunkt der StĂĽcke bildet jetzt häufig nicht mehr das unermĂĽdlich stampfende Einszweidreivier einer brachialen Basstrommel, auch Streichersamples und Glockenspiele sucht man auf den beiden Vorgängeralben vergeblich. Insgesamt verlagert sich der musikalische Schwerpunkt (gelegentlich zu Lasten der Tanzbarkeit) von Tronic zu Indie. Einigen StĂĽcken steht dies ungemein gut, so in dem groĂźartigen „Wings“. 

Doch nicht nur musikalisch scheinen sich Frittenbude die Sinnfrage gestellt zu haben; auch inhaltlich wirkt „Delfinarium“ weitaus tiefgründiger, aber auch melancholischer, als „Nachtigall“ und „Katzengold“. Da wird Nietzsche zitiert und Systemkritik geäußert, aus vielen Zeilen spricht Orientierungslosigkeit. So kommen Frittenbude ihren Ahnen der Hamburger Schule noch näher.

Bisweilen funktioniert auch das hervorragend wie in „Heute bist du nur ein Mädchen“, doch gelegentlich stolpert dieses neue Konzept noch. Dies zeigt sich deutlich in „Die Amsel“, das den absoluten Tiefpunkt des Albums markiert. Der Beat schlurft lahm vor sich hin, der Text wirkt bemĂĽht philosophisch und der Kinderchor in der Bridge ist peinlich. 
Zum Glück finden sich nur wenige derartige Ausrutscher, sodass sich „Delfinarium“ insgesamt zu einem sehr harmonischen, hörenswerten Album zusammenfügt.

Die Frittenbude entwickelt sich, und zwar in eine durchaus interessante Richtung. Man darf also auf Künftiges gespannt sein. Aber irgendwie möchte man den Jungs auch wünschen, dass sie zumindest ein bisschen wieder zu ihrer Leichtigkeit zurückfinden.


Mehr Infos auf: www.audiolith.net

von Paul Eckartz
   

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