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 Hochschule
12.06.2012

Notenchaos im neuen Lehramt

Willkommen im Punkte- und Notenlotto

In Mathe wäre das eine Sechs, im Lehramt geht diese Gleichung auf. / Foto: cjs

Bologna ist im Lehramt angekommen: Daher stellen jetzt die Studienbegleitenden Prüfungsleistungen den Großteil der Examensnote. Doch sind gerade diese Endnoten für Heidelberger Studierende besonders ungenau. Die Ursache hierfür dürfte überraschen.

Die Endnoten der SPL sind wenig vergleichbar, da sie gerundet werden. Dazu Alfred Schmidt vom Landeslehrerprüfungsamt (LLPA): „Aus der Summe der Modulprüfungen [die SPL] der einzelnen Fächer wird jeweils ein ganze oder halbe Note ermittelt, das heißt, es wird gerundet.“ So wird zum Beispiel aus allen Noten zwischen 1,25 bis 1,74 eine 1,5 und aus allen Noten zwischen 1,75 und 2,24 eine 2,0. Im Klartext: Die Noten von Studierenden, die eigentlich nur 0,01 Noten auseinander liegen, unterscheiden sich nach der Rundung um eine halbe Note (1,74 und 1,75). Im anderen Extrem werden Noten durch die Rundung gleichgestellt, die sich um 0,49 unterscheiden (1,25 und 1,74). Dabei werden bei der Berechnung der Examensnote eigentlich nur ungerundete Noten mit zwei Dezimalstellen berücksichtigt. 

Warum rundet aber dann das LLPA? Die Erklärung ist simpel. Den Noten im Staatsexamen liegt ein anderer Notenschlüssel zugrunde: Laut der Gymnasialen Prüfungsordnung (GymPO) gibt es nur ganze und halbe Noten wie 2,5. Allerdings ermöglicht die GymPO den Universitäten eine abweichende Bewertung der SPL – die das Landeslehrerprüfungsamt aber dann durch Rundung anpasst. In Heidelberg gibt es daher Drittelnoten wie 2,3 statt halben. 

Die Prorektorin für Lehre, Friederike Nüssel, begründet dies: „Die Benotung der Modulleistungen in Drittelnotenschritten erfolgte auf starken Wunsch der lehramtsbildenden Fächer. Maßgeblich war dafür, dass man in der Bewertung einzelner Modulleistungen in den modularisierten Lehramtsstudiengängen analog zu den Bachelor-Master-Studiengängen verfahren wollte.“ Dieses Verfahren diene nicht zuletzt der Durchlässigkeit zwischen den Studiengängen, die auch von studentischer Seite als wichtig angesehen werde, so Nüssel weiter.

Das ist noch nicht alles: Haben Studi A und Studi B dieselben Noten, haben sie auch denselben Schnitt – das war früher! 0,01 Noten Differenz können sich auch ergeben, weil die Noten nach Leistungspunkten gewichtet werden. Studi A hat in einem Modul mit 8 Punkten eine 1 und in einem mit vier Punkten eine 1,3. Bei Studi B ist es genau umgekehrt. Leistungspunkte messen aber nicht die Qualität einer Leistung, sondern nur den zeitlichen Aufwand. 

Dazu der AK Lehramt der Fachschaftskonferenz: „Ob eine solche Gewichtung sinnvoll ist, sollte man grundsätzlich hinterfragen: Die Punkte werden oft unabhängig vom Aufwand gleichmäßig auf Module verteilt, manchmal aber nach Bedeutsamkeit, sodass aus Sicht der Profs ‚wichtige‘ Veranstaltungen mehr Punkte bekommen als aufwendigere. Andere verteilen sie nach Zeitaufwand, aber soll eine lange Exkursion stärker gewichtet werden als eine wichtige Einführung?“


(Un)faire Noten?

Ein Kommentar von Ziad-Emanuel Farag

Aus meiner Sicht, als langjähriger Aktiver in der Fachschaftskonferenz Heidelberg, wirkt diese Notengebung nicht gerade stimmig. Doch werden Noten von vielen Seiten in Frage gestellt, wie Eignungfeststellungsverfahren, Motivationsschreiben, Assessment Center zeigen. Wie die Noten umgerechnet werden, scheint dann zwar unfair, aber es wird zunehmend unwichtig. Wirklich unfair ist, dass im Zielsystem neben Beziehungen die Stellen
hinterm Komma sehr wohl entscheiden.

Irritierend: Die meisten Studierenden kennen ihre Prüfungsordnung nicht und lassen sich keine passenden Noten
geben. Wer allerdings doch nicht Lehrer werden möchte, kann ohne Umrechnungsprobleme an der Uni einen Bachelor oder Master machen. Statt die Studierenden aber nach ihrer Sicht zu fragen, behaupten fürsorgliche Profs und Unileitung, diese zu kennen.

von Ziad-Emanuel Farag
   

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