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Hochschule
28.06.2012
Beraten statt Führen? Ja. Haben die Aufsichtsräte der Hochschulen zu viel Macht? Die externen Hochschulräte sollen die Unis nur noch beraten, aber kaum noch entscheiden. Doch es gibt Widerstand: Kritiker bemängeln, dass die zwölf Jahre alte Reform aus ideologischen Gründen rückgängig gemacht würde und loben das unternehmerische Know-how der Externen. JA Martin Wagner Dass man bisher nicht viel vom Heidelberger Aufsichtsrat gehört hat, verwundert nicht: Seine Mitglieder unterschreiben eine Verschwiegenheitserklärung und er muss nur viermal im Jahr einberufen werden, außerdem trägt er den euphemistischen Namen „Universitätsrat“. Formal muss er beispielsweise alle Prüfungsordnungsänderungen der Hochschule (60 bis 90 Stück pro Jahr an der Uni Heidelberg) nach Verabschiedung in den Unigremien nochmals abnicken. Dass dies im Umlaufverfahren geschieht, zeigt, dass es hierbei nicht um Beratung, sondern eher um einen Formalakt geht. Es muss jedoch erwähnt werden, dass Aufsichtsratsmitglieder in Heidelberg einmal versucht haben, für Anglistik das Latinum wieder einzuführen; dies konnte ihnen glücklicherweise rasch wieder ausgeredet werden, bezeugt aber die gewisse Skurrilität, statt der beschworenen Effektivität solcher Frühstücksdirektorenrunden. Wer sind die elf Mitglieder? Das Gesetz garantiert nur ProfessorInnen und Externen einen Platz. Die Beteiligung von Studierenden und Mittelbau ist nicht verpflichtend vorgeschrieben und wird daher auch nicht an allen Hochschulen in Baden-Württemberg praktiziert. Dies ist ein Rückschritt hinter die in den 1970er Jahren eingeführte Gruppenhochschule. Außerdem konnten sich Rektoren schon immer zusätzlich zu den mit allen Gruppen besetzten gewählten Gremien Expertenkommissionen aus Externen und/oder Professoren zusammenstellen und sich beraten lassen. Diese jedoch als Gremium zu institutionalisieren und durch Zuweisung von Entscheidungskompetenzen und Aufwandsentschädigungen aufzuwerten, zeigt wenig Mehrwert. Aber man kann gelassen sein: der reale Einfluss der Aufsichtsräte hält sich nach den meisten Studien in Grenzen. Nicht nur aus Heidelberg hört man, dass es in den Sitzungen vor allem Berichte und kaum schriftliche Vorlagen gibt – denn die Unterlagen läsen die meisten Mitglieder gar nicht. So mutiert der Aufsichtsrat aber nicht selten zu einem verlängerten Arm des Rektors, der ihm erlaubt, seine Anliegen ohne – oder auch gegen – universitäre Gremien durchzusetzen. So wird der Aufsichtsrat seiner selbst gestellten Aufgabe nicht gerecht: Den Vorstand (Rektorat) in seiner Arbeit zu kontrollieren und dessen Macht sinnvoll zu begrenzen. Ein übermächtiger Vorstand, der sich in seinen strukturbildenden Maßnahmen von fast niemandem mehr reinreden lassen muss, ist die Folge. Dem kann man entgegen treten: mit einem konsequenten Ausbau der Mitbestimmung aller Gruppen auf allen Ebenen, durch öffentlich zugängliche Beschlüsse aller Gremien sowie einer breiten Diskussion in einem beratenden Hochschul-Kuratorium. Nach einer Umfrage der Industrie- und Handelskammern in Baden-Württemberg würden nur zehn Prozent bisheriger Elferratsmitglieder weiterberaten, wenn sie weniger „Macht“ hätten – das sollte uns nachdenklich stimmen: Was Heidelberg berühmt gemacht hat, war die Kraft der Ideen, die sich machtvoll entfalten konnte – und nicht durch Macht entfaltet wurden. Was die Hochschulen und die Gesellschaft derzeit brauchen, sind diese Ideen und die zehn Prozent, denen es um die Sache geht, und die auch in echten Unterstützungsgremien gerne mitarbeiten. Sollen wir uns wie das grüne Wissenschaftsministerium von der Industrie- und Handelskammer Druck machen lassen, wenn es um Grundlagenforschung und Lehre geht? |