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 Klecks und Klang
17.05.2012

Zwei Deutsche und eine Britin

Drei neue Scheiben fĂŒr den Wonnemonat

Im Mai nahm sich die Redaktion "ClichĂ©" von Le Grand Uff Zaque vor, hörte in Rebecca Fergusons "Heaven" hinein und ließ sich "auch" von der besten Band der Welt aka Die Ärzte gefallen. Die grĂ¶ĂŸte Überraschung: ein britisches Castingshowtalent – mit echtem Talent.

Le Grand Uff Zaque sind eine junge Karlsruher Band, die seit 2008 mit bleibendem Eindruck die grĂ¶ĂŸeren und kleineren BĂŒhnen im Land bespielen. Nach „Le Grand Plaisir“, ihrer ersten CD aus dem Jahr 2010, ist nun mit „ClichĂ©â€œ das zweite Album des Karlsruher Sextetts erschienen.

Musikalisch lassen sich Le Grand Uff Zaque schwer in einen gĂ€ngigen Rahmen pressen. Deutlich wird in den verschiedenen StĂŒcken sowohl ihre Liebe zu Jazz, klassischer Musik und Rap als auch zu verschiedenen Formen elektrischer Tanzmusik.

Le Grand Uff Zaque machen elektronische Clubmusik im besten Sinne. WĂ€hrend die elektrischen Rhythmen sofort in die Beine gehen, sorgen die funky Grooves von Saxophon, Bass oder Klavier dafĂŒr, dass bei allem Gezappel der musikalische Anspruch erhalten bleibt.

WĂ€hrend sie in Karlsruhe und Umgebung schon lĂ€nger fĂŒr ihre mitreisenden Live-Shows gefeiert werden, sind sie dem grĂ¶ĂŸeren musikalischen Publikum erst seit dem ersten Teil der „ClichĂ©â€œ-Tour ein Begriff, welche sie unter anderem in die deutschen GroßstĂ€dte MĂŒnchen, Berlin, Stuttgart oder Hamburg gefĂŒhrt hat. Wer nun ein grundlegendes BedĂŒrfnis verspĂŒrt, die hier angepriesenen QualitĂ€ten auf ihren Wahrheitsgehalt zu ĂŒberprĂŒfen, hat dazu eine gute Gelegenheit. Le Grand Uff Zaque kommen am 6. Juli nach Heidelberg um im Rahmen des „Sportdies“ am Sportinstitut im Neuenheimer Feld dafĂŒr zu sorgen, dass am Ende des Tages kein T-Shirt mehr trocken ist. In diesem Sinne: Be there or be square! (paw)

 

Wer das erste Mal die Musik der Newcomerin Rebecca Ferguson hört, fĂŒhlt sich erinnert an Amy Winehouse. Dunkel, rauchig und reif ist die Stimme der Zweitplatzierten der britischen Version von X-Factor. Die Lieder stellen eine Mischung aus R&B, Pop und Soul dar und zeigen wieder einmal, dass andere LĂ€nder in der Lage sind etwas zu erreichen, woran Deutschland mit wenigen Ausnahmen immer wieder scheitert – in Talentshows auch wirkliche Talente zu finden.

Ferguson, die selbst an jedem Titel mitgeschrieben hat, singt von Herzschmerz und Liebe mit einer Stimme, die beides gut zum Ausdruck bringen kann. Inspiriert wurde sie von Soullegende Aretha Franklin genauso wie von den Musikern der Rockband Kings of Leon – ihre eigene Musik geht aber teilweise stark in die Richtung des Mainstream-Pop und klingt, obwohl durchweg gut, nicht wirklich anders.

Doch obwohl ein Großteil der Lieder nichts Neues zu sein scheint und sich von den gĂ€ngigen Radiotunes nicht wirklich unterscheidet, stechen einige Songs durch QualitĂ€t hervor. Vor allem ihre DebĂŒtsingle „Nothing’s Real But Love“ und die Ballade „Teach Me How To Be Loved“ können einen sofort begeistern. Letzteres erinnert an „Someone Like You“ von Adele, die selbst in höchsten Tönen von dem Gesangstalent ihrer jungen Kollegin spricht. Und so ist es auch insbesondere Fergusons Stimme, eine Stimme fĂŒr Fans von SĂ€ngerinnen wie Joss Stone oder Macy Gray, die das Album so hörenswert macht. (jam)

 

Ist das noch Punkrock? Wollte das denn ĂŒberhaupt jemals Punkrock sein? Immerhin kokettieren Die Ärzte seit ihrer GrĂŒndung mit dem Punk-Image. Die Ärzte definierten Punk einst mit der Aussage „Mach dein Ding, steh dazu, heul nicht rum, wenn andere lachen“ und das tun sie nach wie vor grandios wie keine zweite Band. Ist das also noch Punkrock? Keine Ahnung, völlig egal! 

Die Obermediziner sind mittlerweile erwachsen geworden und gehen langsam aber sicher auf die FĂŒnfzig zu. Ihnen gelingt dabei jedoch, woran viele andere Bands scheitern: authentisch zu bleiben. SpĂ€testens mit den beiden Tracks „Junge“ und „Lasse red‘n“ wurde deutlich, dass sie sich einerseits mit einem zwinkernden Auge als moralische Instanz begreifen, andererseits aber dazu aufrufen, die Leute einfach reden zu lassen. Die Ärzte nehmen sich selbst nicht zu ernst: Mach dein Ding und steh dazu.
Darf einem beim Kuss das Herz bis zu den Ohren schlagen? Darf das Lieblingslied in den Charts sein? Ist das wirklich noch Punkrock? „Ich glaube nicht“, vermutet Farin im ersten Track.
No future, das war gestern, seitdem ist viel passiert. WĂ€hrend manche Menschen 60 neue Sprachen lernen und zu allem eine Meinung haben (Besserwisserboy lĂ€sst grĂŒĂŸen), kĂŒmmern sich Die Ärzte in ihrem Song TCR um den Rock (Taking care of Rock) und sorgen fĂŒr die fĂŒr unsere Gesellschaft so wichtige niveautechnische Grenzwertunterschreitung.
Dass diese hehre Aufgabe bei den Ärzten in fĂ€higen HĂ€nden ruht zeigt auch Track 14: mit 66?000 Phon nimmt Cpt. Metal den lĂ€ngst ĂŒberfĂ€lligen Kampf gegen Rihanna, Britney Spears und Konsorten auf. „Waldspaziergang mit Folgen“ entmystifiziert in einer herrlich ironischen Weise jegliche Form von religiöser Frömmelei und „Fiasko“ widmet sich dem leidigen Thema des „wie spreche ich sie nur an“ (wie auch schon „Wie es geht“). Rods Lieder sind musikalisch wie immer hervorragend. Ihr melancholischer Charakter bildet einen gelungenen Gegensatz zu Farin und wer beim Refrain von „Die Hard“ nicht zumindest schmunzeln muss, dem kann wohl nicht mehr geholfen werden.
„Angekumpelt“ jedoch klingt wie eine Neuauflage von „Dinge von denen“. Mit „Freundschaft ist Kunst“ liefert Bela einen hochkarĂ€tigen Rohdiamanten ab. Obwohl das Lied fast ausschließlich aus der Phrase „Ich hĂ€ng mit KĂŒnstlern rum“ (18 Wiederholungen!) besteht, kann es doch als selten gute und treffende Gesellschaftskritik bezeichnet werden.
Besonders lobenswert ist das Einstellen aller Songs auf Youtube in zwei Versionen: jeweils als Performance und kĂŒnstlerische Animation. Rods 60er-Hymne Quadrophenia“ – eine Ärtze-typische Abrechnung mit der heutigen Musik – landete leider nicht auf dem Album, wĂ€re aber eine echte Bereicherung gewesen.
Die Ärzte haben sich mit diesem Album sicher nicht selbst neu erfunden. Viele Lieder lassen stark an frĂŒhere Songs erinnern. Es sind allerdings keine platten Kopien alter Songs, sondern Variationen schon besungener Themen. Außerdem bleibt die intelligente Ärzte-Ironie schlicht einmalig. (rsc)

 

von Jasmin Miah, Raphael SchÀfer und Patrick Wehowsky
   

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