Dies ist ein Archiv der ruprecht-Webseiten, wie sie bis zum 12.10.2013 bestanden. Die aktuelle Seite findet sich auf https://www.ruprecht.deruprecht/Schlagloch-doppelkeks-Jubiläum
Am 13.10. feiern wir 25 Jahre ruprecht/Schlagloch
und 10 Jahre doppelkeks [...mehr]
ruprecht auf Facebook
Unsere
Fan-Seite
Andere Studizeitungen
ruprechts Liste von
Studierendenzeitungen im deutschsprachigen Raum
ruprecht-RSS
ruprecht-Nachrichten per
RSS-Feed
Klecks und Klang
24.11.2012
Feine Sahne Fischfilet: "Scheitern & Verstehen" 2 von 4 Rupis - seltene Geistesblitze Neues aus dem Hause Audiolith. Dort erschien das dritte Album „Scheitern & Verstehen“ der Punkband Feine Sahne Fischfilet. Gleich beim Öffnen der Hülle wird klar, an wen man hier geraten ist: Eine rote Fahne der Antifaschistischen Aktion wedelt einem entgegen. Bislang auf nationaler Ebene kaum bekannt, interessiert Feine Sahne Fischfilet eher aus politischen denn musikalischen Gründen. Vor kurzem erregte die Gruppe Aufmerksamkeit dadurch, dass sich der Verfassungsschutzbericht des Landes Mecklenburg-Vorpommern den engagierten Antifaschisten auf zwei Seiten explizit widmet und ihnen damit wesentlich mehr Aufmerksamkeit schenkt als dem Nationalsozialistischen Untergrund, der in dem Bericht nur marginal Erwähnung findet. Als Begründung dienen der Behörde die antinationalistische Haltung sowie eine vermeintliche Anleitung zum Bau eines Molotowcocktails auf der Website der Gruppe, die lediglich eine zum „Club-Molli“ umbenannte Club-Mate-Flasche zeigt. Angesichts des Ausmaßes rechtsextremistischer Haltungen, Strukturen und Gewalttaten gerade in den neuen Bundesländern darf dieses Vorkommnis als Symbol für die Kriminalisierung antifaschistischer Gruppen als Skandal bezeichnet werden. Musikalisch jedoch dürfte Feine Sahne Fischfilet wohl kaum jedermanns Geschmack sein: wer die Ramones mag (und Trompeten) könnte an dem „Punkrock mit Bläsern (nein, kein Ska-Punk)“ durchaus Gefallen finden. Der Track „Blinder Hass und stumpfe Parolen“ steht jedoch symptomatisch für den Rest des Albums: Das Alleinstellungsmerkmal der Band, die (recht schlurfigen) Bläsersätze, die auf keinen Fall nach Ska klingen sollen, es aber doch meistens tun, sind zu defensiv gemastert und gehen in matschigen Vier-Akkord-Riffs aus dem Kleinen Anfängerkurs Punkgitarre unter. Dazu wird dem Hörer die antifaschistische Botschaft der Band mit der rhetorischen Subtilität eines Vorschlaghammers vor den Latz geknallt. Angesichts der Presseinformation, die dem Album beilag und eine gänzlich neue Qualität und Entwicklungsstufe der Band anpries, stellt sich unweigerlich die Frage, wie Feine Sahne Fischfilet wohl auf den ersten beiden, in Selbstproduktion entstandenen Alben geklungen haben müssen. Nichtsdestotrotz enthält das Album einige durchaus hörbare Stellen: Am stärksten klingt das Sextett, wenn das übliche Punk-Muster gelegentlich durchbrochen und eine etwas mildere Stimmung angeschlagen wird, wie zum Beispiel zu Beginn des Schlusstracks „Weit hinaus“ oder in dem leicht indiehaft angehauchten Song „3½ Meter Lichtgestalt“, in dem Marie Curry von Neonschwarz die Leadvocals übernimmt. Leider bleiben diese Momente seltene Geistesblitze, sodass FSF an ihre Freunde Supershirt, die im Song „Gefällt Mir“ gastieren, bei Weitem nicht heranreichen. Dennoch kommt man nicht umhin, der Band für ihre Zukunft bei Audiolith und ihr Engagement gegen Rechts alles Gute zu wünschen. Kurz nach der Veröffentlichung dieses Artikels erreichte uns eine Pressemitteilung von Audiolith. Nachdem das Video zu der Single „Komplett im Arsch“ innerhalb kürzester Zeit bereits über 100.000 mal bei YouTube angesehen worden war, wollten sich Feine Sahne Fischfilet in aller Form bedanken bei denen, die für ihren plötzlichen Popularitätsschub federführend verantwortlich zeichnen: dem Amt für Verfassungsschutz von Mecklenburg-Vorpommern. So fand sich die Band denn auch tatsächlich in der Behörde ein und übergab einen Präsentkorb inklusive Dankeskarte an den zuständigen Pressesprecher, in der Hoffnung, dass alles auch ungeschreddert weitergegeben würde. |